Zürich (awp) - Die Schweizer Börse hat am Dienstag nach einem eher richtungslosen Handelsverlauf leicht im Minus geschlossen. Nach dem klaren Anstieg vom Vortag hätten viele Investoren eine Verschnaufpause eingelegt und teilweise Gewinne mitgenommen, hiess es am Markt. Hatten am Montag noch die jüngsten Erfolge bei der Suche nach einem Corona-Impfstoff für Auftrieb gesorgt, so trat nun die Sorge um die hohen Corona-Fallzahlen in Europa und den USA wieder stärker in den Vordergrund.

Es sei zudem unklar, wie lange es dauere, bis aus den positiven Studienergebnissen finale Impfstoffe würden, die ein Ende der Pandemie einleiteten, kommentierte ein Marktanalyst. Vor der Rückkehr in die Normalität drohe noch der vom künftigen US-Präsidenten Joe Biden angekündigte "dunkle Winter". Wenig Unterstützung kam auch von neuen US-Detailhandelszahlen, die schwächer ausfielen als erwartet. Der Einzelhandel dürfte bereits unter der neuerlichen Coronawelle leiden, kommentierte ein Ökonom. Derweil lasse auch das dringend notwendige zweite Konjunktur-Rettungspaket in den USA auf sich warten.

Der SMI schloss um 0,20 Prozent tiefer auf 10'565,12 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst und in dem das Gewicht der Schwergewichte gekappt sind, gab um 0,21 Prozent auf 1'654,51 Punkte nach und der umfassende SPI verlor 0,24 auf 13'090,44 Punkte. Von den 30 Top-Titeln schlossen je 15 im Minus respektive im Plus.

Die deutlichsten Abschläge unter den Blue Chips erlitten die Lonza-Aktien (-5,1%). Die Titel des Schweizer Auftragsproduzenten des Moderna-Impfstoffs hatten kurz nach Handelsbeginn noch ein Allzeithoch erreicht. In der Folge dürften Anleger Kursgewinne eingestrichen haben, hiess es. Die Aktie bleibt über das Gesamtjahr gesehen aber der Blue Chip-Titel mit den stärksten Gewinnen.

Deutliche Abschläge erlitten auch Sonova (-4,2%), nachdem die Titel des Hörgeräteherstellers am Montag nach einem besser als erwarteten Halbjahresergebnis noch zugelegt hatten. Im Handel wurde von belastenden Umschichtungen innerhalb des europäischen Medizinaltechnik-Sektors berichtet, welche auch die Titel des Augenheilmittel-Spezialisten Alcon (-2,2%) erfasst hätten. Klare Abschläge gab es auch für die "Tech-Titel" AMS (-4,2%) und Logitech (-2,5%).

Belastet wurden die Indizes zudem von klaren Abgaben auf den schwergewichtigen Roche-Genussscheinen (-1,3%), die im laufenden Jahr insgesamt ebenfalls zu den Gewinnern der Coronakrise gehören. Die Aktien des Basler Rivalen Novartis (-0,3%) verloren derweil nur leicht, die Aktien des dritten SMI-Schwergewichts Nestlé (+0,4%) konnten dagegen zulegen.

Im Plus schlossen auch die Grossbankenwerte UBS (+0,8%) und Credit Suisse (+1,1%). Im Markt wurde auf den Verkauf des US-Geschäfts der spanischen Grossbank BBVA an die amerikanischen Finanzkonzern PNC für knapp 12 Milliarden Dollar verwiesen: Dies wecke ähnliche Spekulationen bei den beiden Schweizer Grossbanken, meinte ein Händler.

Auch ABB (+1,2%) legten zu. Der Industriekonzern wird am Donnerstag seinen mit Spannung erwarteten Investorentag abhalten. Deutliche Kursgewinne entfielen auf die Richemont-Aktien (+2,0%). Der Luxusgüterhersteller hielt am Dienstag eine ausserordentliche Generalversammlung ab, an der unter anderem über eine bedingte Kapitalerhöhung und die Ausgabe von Optionen abgestimmt wird. Zulegen konnten auch Swiss Re (+2,1%), die im Jahresverlauf bisher enttäuscht hatten.

Am breiten Markt stiegen die Aktien des Metallverarbeiters SFS (+4,2%) nach einer Erhöhung des Jahresausblicks deutlich. Kursgewinne gab es zudem für die Titel des Farbmetrik-Spezialisten Datacolor (+5,9%) nach der Zahlenvorlage für das Geschäftsjahr 2019/2020.

Abschläge erlitten derweil die Aktien des Kioskkonzerns Valora (-4,4%), der neue Aktien im Wert von rund 70 Millionen Aktien am Markt platzierte. Die Titel der Versandapotheke Zur Rose (-5,6%) litten unter Berichten, dass der US-Onlineriese Amazon in den Apothekenmarkt eintreten könnte.

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