Zürich (awp)- Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag für einmal wieder nachgegeben. Nachdem der Leitindex SMI im frühen Geschäft bei 11'270 Punkten noch ein neues Allzeithoch markierte, bröckelten die Kurse im Tagesverlauf stetig ab - mit zunehmendem Tempo gegen Handelsende. In Marktkreisen sprach man von einer Korrektur auf sehr hohem Niveau. Die Börsenparty sei wegen dieses Bremsers aber kaum vorbei. Immerhin gab der SMI über die ersten sieben Wochen des neuen Jahres erst zwei Mal auf Wochensicht nach und von den vergangenen dreizehn Börsentagen endeten zehn mit höheren Kursen.

Der Berichtstag verlief insgesamt in ruhigen Bahnen, sieht man von Spezialsituationen wie Swiss Re, UBS und Julius Bär ab. Weiterhin behielt die Hoffnung Oberhand, dass die Auswirkungen des Coronavirus lediglich temporärer Natur und gut bewältigbar sind. Kaum einen Einfluss hatte das am Vorabend publizierte Protokoll der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank. Demnach will diese auf absehbare Zeit an ihrer Geldpolitik festhalten.

Der SMI schloss 0,96 Prozent tiefer bei 11'154,53 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, gab 0,95 Prozent auf 1'707,21 Punkte nach und der umfassende SPI 0,80 Prozent auf 13'453,31 Punkte. Von den 30 Blue Chips schlossen 22 tiefer, 6 höher sowie CS und Sonova unverändert.

Tagesgespräch Nummer eins war klar der Chefwechsel bei der UBS (Aktie +0,9%). In der Nacht auf Donnerstag gab die Bank bekannt, dass der Niederländer Ralph Hamers ab November als CEO den zurücktretenden Sergio Ermotti, der den Posten seit 2011 innehatte, ersetzen wird. Ganz überraschend kommt der Abgang von Ermotti nicht, in den vergangenen Wochen war mehrfach über eine Nachfolge des UBS-Chefs diskutiert worden. Die Wachablösung auf der Brücke der grössten Schweizer Bank wurde am Markt aber als geschickter Schachzug begrüsst.

Im Gegensatz zu UBS gaben Julius Bär um 1,8 Prozent nach. Die Finma monierte bei der Bank "schwere Mängel" in der Geldwäschereibekämpfung und ordnete entsprechend Massnahmen an. Die Rüge der Finma komme nicht ganz unerwartet, seien doch die von den Behörden adressierten Probleme seit einiger Zeit bekannt gewesen, hiess es dazu am Markt. Dass die Finma die Bank nun enger an die Kandare nimmt und ihr Grosstransaktionen untersagt, sei aber schon negativ.

Die grössten Einbussen erlitten am Berichtstag aber Swiss Re (-8,1%) nach schwachen Jahreszahlen. Hohe Schadenskosten haben dem Rückversicherungskonzern das Ergebnis im Schlussquartal verhagelt. Der Jahresabschluss sei geprägt von einer umfangreichen Grossschadenlast, die noch grösser sei als erwartet, hiess es denn auch bei Analysten.

Deutlichere Verluste verzeichneten noch Temenos (-3,0%), welche damit die Gewinne der Vorwoche im Anschluss an die Jahreszahlen wieder einbüssen.

Auch Swiss Life (-1,7%) und Zurich (-1,3%) gehörten zu den Top-Verlierern. Ins Gewicht fielen für den Gesamtmarkt aber insbesondere die Abgaben in den Schwergewichten Roche (-1,6%) und Novartis (-1,3%).

Auf der Gewinnerseite machten hinter UBS noch Adecco (+0,8%), Sika (+0,7%) oder Vifor Pharma (+0,5%) etwas an Boden gut.

Im breiten Markt kletterten die Aktien der GAM Holding um 13 Prozent nach oben. Der angeschlagene Assetmanager hat sich neue Ziele bis 2022 gesetzt und will Einsparungen von 80 Millionen Franken erzielen. Zudem sollen nachhaltige Zuflüsse an verwalteten Vermögen sichergestellt und ein operativer Gewinn vor Steuern von 100 Millionen Franken erzielt werden.

Ausserdem fielen Basilea mit einem weiteren Abwärtsrutsch um 5,1 Prozent auf. Zum dritten Mal in Folge kam es damit hier zu Gewinnmitnahmen. Der Titel weist aber noch immer eine positive Jahresperformance von rund 13 Prozent auf.

cf/rw