Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Freitag mit relativ klaren Verlusten beendet. Nach einem schwachen Start hatte sich SMI bis zum Mittag zwar klar erholt, am Nachmittag ging ihm dann aber die Puste aus und er gab wieder etwas deutlicher nach. Hauptgrund für das Minus im hiesigen Markt waren vor allem die deutlichen Abgaben bei den SMI-Schwergewichten Nestlé, Novartis und Roche. Händler sprachen derweil von einem insgesamt eher ruhigen Markt mit einigen Gewinnmitnahmen vor dem Wochenende.

Ein klares Bild habe sich nicht gezeigt, meinte einer, viele Kurse seien wohl eher etwas zufällig zustande gekommen. Die am Donnerstag gefällte Entscheidung der US-Notenbank Fed für mehr Spielraum bei ihrem Inflationsziel habe an den Finanzmärkten hingegen keine allzu grossen Spuren hinterlassen. Dass die US-Notenbank künftig kurzfristig höhere Teuerungsraten in Kauf nehmen will, setzte vor allem dem US-Dollar zu. Auch die am Nachmittag veröffentlichten US-Konjunkturdaten hatten laut Händlern keinen Einfluss auf die Kursentwicklung.

Der SMI verlor zum Handelsschluss 0,74 Prozent auf 10'164,49 Punkte, dies bei einem Tagestief von 10'147 Zählern. Im Wochenvergleich ergibt dies für den wichtigsten Schweizer Aktienindex ein Minus von rund einem halben Prozent. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sank am Freitag um 0,55 Prozent auf 1555,25 und der breite SPI um 0,75 Prozent auf 12'675,56 Zähler. Von den 30 Blue Chips schlossen 22 tiefer, sieben höher und einer (Sika) unverändert.

Klar am stärksten belastet wurde der SMI durch die Abgaben bei Nestlé (-1,2%). Der Nahrungsmittelriese hat sein lokales chinesische Wassergeschäft an die Tsingtao Brewery Group verkauft. Die Transaktion war allerdings erwartet worden und dürfte für die Kursentwicklung kaum eine grosse Rolle gespielt haben. Im Markt war eher die Rede von Gewinnmitnahmen nach einem relativ starken zweiten Augusthälfte.

Mit Roche und Novartis (je -1,0%) waren auch die beiden Pharmaschwergewichte gar nicht gefragt. Roche hat in den USA die Zulassung für einen neuen Tumor-Bluttest erhalten, was Investoren offenbar nicht beeindruckte.

Unter den grössten Verlierern bei den 30 Blue Chips waren auch die Technologie-Titel Logitech (-1,8%) und AMS (-1,3%), wobei hier ebenfalls Gewinnmitnahmen, aber auch die eher schwache Kursentwicklung der US-Technologietitel am Vortag etwas belastend wirkten.

Klar unter Druck waren auch Alcon (-1,2%). Die Analysten von Société Générale hatten ihren Daumen über die Aktien der früheren Novartis-Tochter gesenkt. Das neue Votum "Sell" wurde mit einem "enttäuschenden" Zweitquartals-Abschluss begründet.

Grössere Abgaben gab es zudem noch für Swisscom (-1,4%) und Lonza (-1,1%). Letztere weisen mit plus 60 Prozent bis zum Vorabend die mit Abstand beste Performance aller Schweizer Blue Chips aus. Für einmal habe der Mechanismus "Good News von Moderna gleich Kursgewinne bei Lonza" nicht funktioniert, hiess es. Der US-Partner hatte am Vorabend neue Daten zu seinem Impfstoffkandidaten vorgelegt.

Unter den Gewinnern waren mit Swiss Life (+0,4%), Swiss Re und Zurich (je +0,3%) vor allem Versicherer gesucht, angeführt wurde die Tabelle aber von Julius Bär (+1,0%) und Temenos (+0,7%). Richemont zogen um 0,5 Prozent an. Gestützt wurde der Titel vom Edeljuwelier Tiffany, der wieder schwarze Zahlen schrieb.

Im breiteren Markt legten die sonst wenig gehandelten Titel der Finanzfirma CFT (+6,4%) nach guten Halbjahreszahlen bei klar überdurchschnittlichen Volumen deutlich zu. Gesucht war aber auch Achiko (+11%). Das Indonesische Fintech will sich voll und ganz auf seine Covid-19-Testtechnologie konzentriere und andere Firmenteile abstossen.

Die Immobilienfirma Zug Estates (-1,3%) konnte sich den Folgen der Corona-Pandemie derweil nicht ganz entziehen. Die Gewinnzahlen haben die Markterwartungen deutlich verfehlt. Grössere Abgaben gab es aber für einige Penny Stocks wie The Native (-22%), Meyer Burger (-5,6%) oder New Value (-5,3%).

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