Zürich (awp) - Die Schweizer Börse hat den Donnerstaghandel im Minus beendet. Konjunktur- und politische Sorgen hätten die Anleger verunsichert und zu Gewinnmitnahmen veranlasst, hiess es am Markt. Auslöser war unter anderem die US-Notenbank Fed: Sie hatte wirtschaftliche Risiken im Zusammenhang mit dem weiteren Verlauf der Coronakrise hervorgehoben und damit die Konjunktursorgen weiter angefacht. Das schürt die Furcht vor einer schleppenden Wirtschaftserholung.

Die rasant steigenden Corona-Infektionszahlen befeuerten die Verunsicherung laut Händlern zusätzlich sowie der brodelnde US-chinesische Handelsstreit und die Iran-Politik der US-Regierung. Auch die Zahl der wöchentlichen Erstanträge in den USA von über einer Million wurde als Schwächesignal gewertet. Der Philly-Fed-Index lag etwas unter den Schätzungen, die Frühindikatoren darüber.

Der SMI schloss 0,78 Prozent tiefer auf 10'229,92 Punkten (Tagestief 10'209). Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 0,97 Prozent auf 1'556,84 und der breitgefasste SPI 0,67 Prozent auf 12'741,25 Zähler. Von den 30 SLI-Werten schlossen bis auf drei alle im Minus.

Grösste Verlierer im SMI/SLI waren die Titel des Augenheilkundespezialisten Alcon (-3,6%). Die Aktien haben damit die Abwärtsbewegung nach den enttäuschenden Halbjahreszahlen vom Mittwoch fortgesetzt.

Unter Druck kamen auch die Aktien der Luxusgüterproduzenten Swatch (-2,7%) und Richemont (-1,8%). Der Grund waren die erneut schwachen Uhrenexporte: Die Ausfuhren sind im Juli nominal um 17 Prozent gesunken.

Mit ABB (-2,1% auf 23,59 Fr.) fand sich auch ein gewichtiger Zykliker unter den grössten Verlierern. Berenberg hat die Analyse des Elektrotechnikkonzerns mit dem Rating "Sell" wieder aufgenommen. Das Kursziel beträgt 20 Franken. Mit Verlusten von 1,1 bis 0,8 Prozent lagen auch andere Zykliker wie Geberit, LafargeHolcim oder Schindler im Angebot.

Auch die Bankaktien gaben ab: Die Titel von Credit Suisse (-2,5%) und UBS (-1,8%) sowie des Vermögensverwalters Julius Bär (-1,6%) standen deutlich unter Druck. "Wie immer in Phasen mit erhöhter Konjunktursorge kippen die Anleger nicht nur Zykliker, sondern auch Banken aus den Depots", sagte ein Händler.

Temenos verloren 1,9 Prozent. "Wenn es bei den Banken nicht rund läuft, leiden auch die Zulieferer wie der Hersteller von auf Banken spezialisierter Software", so der Händler.

Demgegenüber stiegen die Aktien von Swiss Life dank einer Kaufempfehlung um 1,5 Prozent auf 364,40 Franken. Die UBS hat den Titel des Lebensversicherers auf "Buy" von "Neutral" hochgestuft und setzte das Kursziel auf 440 Franken.

Die Schwergewichte Roche (+0,4%) hielten sich im Plus, während Novartis (-0,4%) und Nestlé (-0,8%) am Schluss klar im Minus aus dem Handel gingen. Logitech (+0,4%) und Sika (-0,2%) zeigten sich vergleichsweise stabil.

Am breiten Markt, wo zahlreiche Firmen ihre Ergebnisse veröffentlicht haben, fielen Kudelski (-9,9%) negativ auf. Die Technologiefirma ist während der Corona-Pandemie tief in die roten Zahlen gerutscht.

Auch Von Roll (-5,0%), BCV (-3,9%), Siegfried (-2,9%) schlossen nach Zahlen im Minus, die LUKB (+2,9%) konnte zulegen und Meier Tobler schlossen unverändert.

Tiefer schlossen auch erneut Zur Rose (-9,5%), die laut Händlern unter Anschlussverkäufen nach dem schlechter als erwartet ausgefallenen Zwischenbericht vom Mittwoch litten.

Die Aktien von Achiko hingegen schlossen 26 Prozent fester bei 1,16 Franken. Am Morgen wurde bei 1,67 Franken ein neues Allzeithoch markiert. Das indonesische Fintech-Unternehmen will laut Angaben vom Vortag einen einfachen und günstigen Corona-Schnelltest noch in diesem Jahr auf den Markt bringen.

Mit The Native (+63%) und Relief Therapeutics (+12%) rissen sich die Anleger auch noch um andere Penny Stocks. Relief liess sich zeitweise vom Handel aussetzen, nachdem eine nicht autorisierte Fassung klinischer Befunde in Umlauf gekommen war.

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