Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag weiter an Terrain eingebüsst. Bis am Nachmittag sah es noch danach aus, als könnte sich der Leitindex SMI vom Markteinbruch des Vortages erholen. Auftrieb gaben die besser als erwartet ausgefallenen US-Arbeitslosenzahlen, ehe gegen Handelsende die Bären wieder das Zepter in die Hand nahmen. Die anhaltenden Unsicherheiten rund um die Corona-Pandemie sowie die Sorge der Anleger vor einer tiefgreifenden Konsolidierung am Markt setzte vor allem den Techwerten zu.

Der Aktienmarkt und der Techsektor insbesondere seien nach wie vor sehr hoch bewertet, hiess es im Handel. Bislang seien alle Problemfelder - dazu zählten nebst Corona auch geopolitische Unruheherde - ausgeblendet worden. Der Sell-Off vom Donnerstag habe aber aufgezeigt, dass es mit den Kursen auch nach unten gehen könne, sagte der Händler weiter. "Eine Konsolidierung auf den aktuell hohen Bewertungen ist nichts als logisch und gesund." Grosse Einbussen verbuchten wie am Vortag technologielastige Titel. Aber auch Finanzwerte, Zykliker und die SMI-Schwergewichte gaben nach.

Der SMI verlor zum Handelsschluss 0,66 Prozent auf 10'153,09 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, sank derweil am Freitag um 0,76 Prozent auf 1'542,61 und der breite SPI um 0,81 Prozent auf 12'626,52 Zähler. Am Ende standen im SLI 25 Verlierer nur fünf Gewinnern gegenüber.

Der Markt war am Freitag recht volatil. Beim SMI etwa lagen zwischen dem Tagestief (10'092) und dem Hoch (10'310) mehr als 200 Zähler. Die wachsende Unsicherheit am Markt war auch am Volatilitätsindex VSMI abzulesen, der mit gegen 25 Punkten auf den höchsten Stand seit Mitte Juni kletterte. Auf Wochensicht verblieb im SMI ein Minus von 0,1 Prozent.

Besonders hart traf es am Freitag erneut die Aktien des Bankensoftwarespezialisten Temenos. Nach einem Minus von beinahe 5 Prozent am Vortag büssten die Titel zu Wochenschluss weitere 4,1 Prozent ein. Ähnlich erging es anderen Techwerten wie Logitech (-2,8%) oder AMS (-2,6%). Sie wurden von der weiter unter starkem Abgabedruck stehenden US-Technologiebörse Nasdaq in die Tiefe gezogen.

Versicherer wie Swiss Re (-1,3%) oder Zurich (-1,0%) liessen im Zuge der Märktschwäche ebenfalls Federn. Partners Group gaben um 1,8 Prozent nach. Der Vermögensverwalter wird am nächsten Dienstag den Halbjahresbericht vorlegen.

Im Finanzsektor verloren auch Credit Suisse (-1,3%) und UBS (-0,5%) an Wert. Die Banken hatten lange im Plus halten, ehe die Vorzeichen wechselten. Die News zu einem möglichen Zusammenschluss der spanischen Geldhäuser Bankia und Caixabank hatten anfänglich im Sektor für Übernahmefantasien gesorgt.

Auch die Schwergewichte Novartis (-0,5%), Nestlé und Roche (beide -0,9%) konnten sich dem Abwärtssog nicht entziehen. Dabei wurde für Roche die von der US-Gesundheitsbehörde FDA für einen kombinierten Corona-Virustest erteilte Notfallzulassung von Analysten durchwegs als positiv beurteilt.

Die Papiere von Vifor Pharma gaben um 1,5 Prozent nach und weiteten die Einbussen des Vortages von beinahe 7 Prozent aus. Vifor-Partner Akebia war mit einer klinischen Studie zum Mittel Vadadustat gescheitert. Die Amerikaner wollen aber trotzdem für die Behandlung von Patienten, die wegen chronischer Nierenerkrankung an Blutarmut leiden, in den USA einen Zulassungsantrag stellen.

Kühne+Nagel büssten 1,6 Prozent oder 2,75 Franken ein. Die Titel wurden allerdings ex-Dividende von 4,00 Franken gehandelt.

Die wenigen Gewinner bei den Blue Chips wurden von ABB (+1,2%) angeführt, ohne dass es News zum Industriekonzern gegeben hätte. Zulegen konnten auch Clariant (+0,6%) oder Sika (+0,7%). Für Sika sprach eine Kurszielerhöhung der Bank Citigroup.

Im breiten Markt fielen Kudelski mit +16 Prozent auf. Die Gruppe hatte einen Auftrag vom Internetriesen Amazon erhalten. Weiter kletterten Dottikon ES um 10 Prozent oder Aluflexpack um 5,7 Prozent in die Höhe. Die grössten Verlierer hiessen ebenfalls ohne News Molecular Partners (-7,7%) und Meyer Burger (-7,4%).

mk/uh