Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt hat sich am Dienstag die Talfahrt vom Wochenbeginn fortgesetzt. Zwar starteten die Indizes am Morgen noch mit einer Erholung in den Börsentag, neue Äusserungen von US-Präsident Donald Trump zu den diversen Handelskonflikten liessen die Kurse aber im Tagesverlauf wieder deutlich absinken.

So dämpfte Trump die Hoffnungen auf eine baldige Einigung im Handelsstreit mit China - er habe es "nicht eilig". Zudem kam es zu einem Schlagabtausch mit der französischen Regierung um allfällige US-Sonderzölle. Ein Händler in Zürich zeigte sich von dem erneuten Auf und Ab entnervt: "Wie lange reden wir schon über dieses Handelsabkommen", sagte er. Allerdings zeige die heftige Reaktion der Investoren auch, dass die Luft nach dem Rekordlauf der vergangenen Wochen "dünner geworden" sei. Eine Reihe von Anlegern nehme wohl nun Gewinne mit.

Der SMI schloss am Dienstag 1,12 Prozent tiefer bei 10'232,93 Punkten. Die Verunsicherung zeigte sich auch am Volatilitäts-Index VSMI, der um rund 9 Prozent zulegte. Der 30 Werte zählende SLI büsste derweil 1,11 Prozent auf 1'572,71 Punkte ein und der umfassende SPI verlor 1,01 Prozent auf 12'382,94 Zähler. Von den 30 SLI-Werte schlossen 28 im Minus und nur zwei im Plus.

Am stärksten unter der erneuten Verunsicherung litten die Grossbankenwerte CS (-2,9%) und UBS (-2,8%), auf welche die heftigsten Abschläge unter den Bluechip-Werten entfielen. Ähnliche Verluste erlitten auch die Aktien des Vermögensverwalters Julius Bär (-2,4%) und des Banksoftware-Spezialisten Temenos (-1,9%).

Stark im Minus schlossen zudem die im Handelsstreit USA-China stets exponierten Uhrenwerte Richemont (-1,9%) und Swatch (-1,5%). Nach der Drohung der USA gegen französische Exporte sei der stark von französischen Herstellern dominierte europäische Luxusgütersektor generell unter Druck gestanden, sagte ein Händler.

Die Titel des Chipherstellers AMS (-1,3%) schlossen ebenfalls klar schwächer. Der Halbleiterspezialist hat im Zusammenhang mit der geplanten Osram-Übernahme bisher 8,03 Prozent der Aktien des Lichtkonzerns angedient erhalten. Am Donnerstagabend endet die Angebotsfrist für Osram. Viele AMS-Käufer hofften auf ein Scheitern der Transaktion, hiess es am Markt.

Auf den Indizes lasteten auch die schwachen Pharma-Schwergewichte Roche und Novartis (beide -1,1%). Das dritte Schwergewicht Nestlé (-0,9%) gab nur leicht unter dem Marktdurchschnitt nach. Die Analysten der US-Bank JPMorgan bekräftigten am Dienstag ihre "Overweight"-Empfehlung für die Titel des Westschweizer Nahrungsmittelriesen.

Abgaben erlitten auch die Versicherungswerte Swiss Life (-1,6%), Swiss Re (-1,2%) sowie Zurich (-1,1%). Das Aktienresearch der Deutschen Bank erhöhte am Dienstag nach dem Investorentag seine Gewinnerwartungen und sein Kursziel für die Zurich-Titel, blieb aber aufgrund der "angespannten Bewertung" beim Rating "Hold".

Einzige Tagesgewinner unter den Bluechips waren die defensiven Titel des Telekomkonzerns Swisscom (+0,4%) und des Pharmaunternehmens Vifor (+0,7%).

Am breiten Markt waren die Aktien von Schmolz + Bickenbach (+19%) klare Tagesgewinner. Die Anleger reagierten erleichtert darauf, dass die beiden Grossaktionäre Martin Haefner und Liwet an der ausserordentlichen Generalversammlung am Montag den Weg für eine Kapitalerhöhung und damit für die Rettung des angeschlagenen Konzerns freigemacht hatten.

Die Aktien von SIG Combibloc gewannen 2,3 Prozent. Der Titel des Getränkekartonherstellers sollen gemäss Angaben von Händlern in den Stoxx600 Index aufgenommen. Dagegen sollen die Aktien des Maschinenherstellers Bucher (-1,5%) aus dem Index ausgeschlossen werden.

Mit Abgaben schlossen auch die Titel des Immobilienunternehmens Zug Estates (-1,0%). Die Investoren liessen sich damit nicht von der Ankündigung auf eine Sonderdividende beeindrucken, nachdem das Zentralschweizer Unternehmen die letzten Wohnungen auf dem "Suurstoffi"-Areal in Rotkreuz verkauft hatte.

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