Zürich (awp) - Die Einigung der EU-Staaten auf ein billionenschweres Finanzpaket zur Bekämpfung der Corona-Wirtschaftskrise hatte dem Schweizer Aktienmarkt am Dienstag zunächst Auftrieb gegeben. Die Begeisterung hielt aber nicht lange vor und der Leitindex SMI gab im Tagesverlauf die Aufschläge wieder preis und rutschte am Ende ins Minus. Im Fokus standen hierzulande insbesondere die Quartals- und Halbjahreszahlen zahlreicher Unternehmen. Banken und Versicherungen zeigten sich mehrheitlich freundlich, während die grossen Pharmafirmen nachgaben.

Nach tagelangem Ringen hatten die 27 EU-Staaten an einem Sondergipfel in Brüssel eine Einigung gefunden, was an den Finanzmärkten positiv aufgenommen wurde. Damit beweise die EU in einer schwierigen wirtschaftlichen Phase Handlungsfähigkeit und habe ein wichtiges Zeichen der Solidarität gesetzt, hiess es bei Analysten.

Der SMI schloss um 0,26 Prozent tiefer auf 10'444,05 Punkten (Tageshoch 10'535). Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab 0,04 Prozent auf 1'581,97 Zähler ab und der breite SPI 0,28 Prozent auf 12'908,04 Zähler. Von den 30 SLI-Titeln schlossen 15 im Minus, 13 im Plus und zwei (ABB, Geberit) unverändert.

Das Geschäft war auf die Aktien der Firmen fokussiert, die ihr Quartals- oder Halbjahresergebnis vorgelegt haben. Darin spiegelt sich der Einfluss der Corona-Pandemie deutlich. Mehrheitlich sind die Umsätze gesunken und manche Unternehmen äussern sich nur vage zu den weiteren Aussichten. Dennoch wurden die Erwartungen der Analysten zum Teil übertroffen.

Gefragt waren Bankaktien: UBS (+2,6%) hat mit dem Quartalsbericht die Erwartungen klar übertroffen. In ihrem Sog gewannen die Anteile von Rivalin Credit Suisse 1,1 Prozent und auch Julius Bär schlossen 1,7 Prozent fester. Das Ergebnis der CS wird kommende Woche erwartet. Die Versicherer Swiss Re (+1,4%) und Swiss Life (+1,1%) waren ebenfalls gesucht.

Das grösste Plus im SMI/SLI verbuchten die Aktien von Adecco (+4,1%). Konjunkturhoffnungen und ein besser als erwartet ausgefallenes Ergebnis des Rivalen Randstad lockten Käufer an. Personalvermittler gelten ausserdem als Profiteure des EU-Rettungspakets gegen die Corona-Krise.

Die Aktien von Logitech (-0,2%) drehten zum Handelsende ins Minus. Der Computerzubehörhersteller hat die hohen Erwartungen noch übertroffen und zudem die Prognose für das laufende Geschäftsjahr angehoben. Logitech wurde von der hohen Nachfrage im ersten Quartal überrascht. "Wir hatten das nicht erwartet", sagte CEO Bracken Darrell gegenüber AWP.

Grösste Verlierer unter den Blue-Chips waren nach Zahlen Kühne+Nagel (-2,3%). Im Verlauf drückten Gewinnmitnahmen die Titel ins Minus. Auch SGS (-1,5%) und Givaudan (-0,9%) rutschen im Tagesverlauf trotz guter Zwischenberichte klar ab.

Wenig gefragt waren die Aktien aus dem defensiven Lager: Novartis fielen gar um 1,9 Prozent. Der Pharmakonzern hat mit seinen Zahlen die Erwartungen verfehlt. Die Genussscheine von Konkurrent Roche gaben 0,5 Prozent ab und das dritte Schwergewicht, Nestlé, 0,2 Prozent. Deutlichere Abgaben sahen auch Vifor (-2,1%) oder Temenos (-1,7%).

Am breiten Markt gewannen die Aktien von Georg Fischer 2,1 Prozent. Der Industriekonzern habe besser als erwartet angeschnitten, hiess es am Markt.

Einen Kursrückschlag verbuchten Lindt & Sprüngli (-4,0%). Der Schokoladehersteller hat deutlich weniger umgesetzt als erwartet und hofft nun auf Erholungseffekte im zweiten Semester.

SFS (-2,3%) kamen nach der Veröffentlichung des Halbjahresberichts unter Druck. Die Befestigungstechnikfirma hat im ersten Halbjahr wegen der Corona-Pandemie deutlich weniger Nachfrage gehabt. Im zweiten Halbjahr erwartet SFS aber eine leichte Erholung bei einer vergleichbaren Profitabilität.

Auffällig waren die Abgaben bei Basilea mit -8,8 Prozent, nachdem das Unternehmen den Preis einer Wandelanleihe im Volumen von 97 Millionen Franken bekannt gegeben hatte. Auch Obseva (-3,8%), Implenia (-3,3%) und Zur Rose (-3,5%) verloren klar. Zulegen konnten Software One (+5,6%), Wisekey (+5,0%), Meyer Burger oder Comet (je +4,7%). Comet hatte am Vortag Eckwerte zum Halbjahresergebnis vorgelegt.

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