Zürich (awp) - Die Schweizer Börse tendiert am Donnerstag mehrheitlich schwächer. Im Verlauf haben sich die Verluste allerdings etwas eingegrenzt. Unter Druck stehen vor allem Finanzwerte, denen laut Händlern die Aussicht auf weiterhin rekordtiefe Zinsen das Leben erschwert. Das Geschäft verlaufe trotz des am Freitag bevorstehenden Quartalsverfalls an der Terminböse Eurex in relativ ruhigen Bahnen, heisst es weiter.

Als Auslöser des Negativtrends machen die Händler die US-Notenbank Fed aus, die am Vorabend mit ihrem geldpolitischen Statement die Märkte enttäuscht hat. Das Fed hatte die Nullzinspolitik bestätigt und diese bis ins Jahr 2023 hinein signalisiert. Notenbankchef Jerome Powell äusserte sich zudem verhalten zur Konjunkturentwicklung. Das Fed habe damit die Markthoffnungen enttäuscht, in dem es den Ball an die Politik zurückgespielt habe.

Der SMI notiert um 11.15 Uhr um 0,36 Prozent tiefer mit 10'513,54 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,51 Prozent auf 1'593,36 und der breite SPI 0,38 Prozent auf 13'033,17 Punkte. 23 der 30 SLI-Titel geben nach, sechs sind fester und Roche sind unverändert.

An die Spitze der Verlierer setzen sich Finanzwerte wie der Vermögensverwalter Julius Bär (-3,0%) und die Grossbanken Credit Suisse (-1,3%) und UBS (-1,1%). KBW hat laut Händlern das Rating für die "Bären" auf "Market Perform" von "Outperform" gesenkt.

Die Titel der Versicherer Swiss Re (-1,3%), Swiss Life (-0,9%) und Zurich (-0,8%) sowie Partners Group (-0,9%) sind ebenfalls vorne bei den Verlierern zu finden. Sie litten laut Händlern unter der noch weitere Jahre dauernden Nullzinspolitik der Zentralbanken. Dies schränke ihre Verdienstmöglichkeiten merklich ein. "Zinsen sind vorerst abgeschafft", sagte VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel zur Zinsentscheidung des Fed.

Unter Gewinnmitnahmen leiden zudem Aktien zyklischer Firmen wie LafargeHolcim (-1,2%) und ABB (-0,8%), bei denen die verhaltenen Kommentare zur Konjunktur der US-Notenbank Gewinnmitnahmen ausgelöst hätten.

Gewinnmitnahmen drücken auch die Anteile der Technologiewerte Logitech (-1,1%) und Temenos (-1,0%). AMS (-0,3) aber holen frühe Einbussen zum grössten Teil auf. Sie profitieren von einer Reihe von positiven Analystenkommentaren. Der Lichtkonzern Osram, der zu AMS gehört, hatte am Mittwoch ausserdem die Prognosen deutlich angehoben. Am Vortag war es zu einem Kurssprung von gut 9 Prozent gekommen.

Trotz guter Nachrichten aus der Branche verlieren derweil die Aktien von Richemont 1,4 Prozent und die von Swatch um 0,6 Prozent (auf 215,80 Fr.). Im August sind die Uhrenexporte weniger stark zurückgegangen als in den Monaten davor. Dass Swatch etwas weniger verliert als Richemont dürfte vor allem daran liegen, dass Credit Suisse das Kursziel für Swatch auf 280 von 260 Franken angehoben hat und den Titel weiterhin mit "Outperform" einstuft.

Die drei SMI-Schwergewichte Nestlé (-0,5%), Novartis (+0,2%) und Roche (unv.) grenzen ihre Abschläge im Verlauf deutlich ein bzw. drehen in die Gewinnzone, was dem Gesamtmarkt dabei hilft, die Einbussen einzugrenzen. Zu den Gewinnern zählen indes die Aktien von Vifor Pharma (+0,3%), von Adecco (+0,3%) und Sika (+0,2% auf 220,60 Fr.).

Vifor habe die Wachstumsdelle, die von Covid-19 mitbegründet gewesen sei, wohl überwunden und profitiere daher von guten Käufen, heisst es am Markt. Der seit Mai gültige Abwärtstrend dürfte gebrochen sein, kommentiert dazu Rahn+Bodmer. Die Aktien von Sika erhalten Unterstützung von Goldman Sachs: Die US-Bank hat die Abdeckung mit dem Rating "Buy" und dem Kursziel 287 Franken aufgenommen.

Am breiten Markt halten die Verkäufe in Aryzta (-3,5%) an, nachdem der Kurs am Vortag bereits um 11 Prozent eingebrochen ist. Meyer Burger (+3,3%) setzen hingegen den Erholungspfad fort. Die geplante Neuausrichtung der Firma, der die Aktionäre zugestimmt hätten, locke zunehmend Käufer an, die an ein Gelingen des Turnarounds glaubten und langfristig investieren wollten, sagt ein Händler.

pre/ys