Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt notiert am Dienstagmittag weiterhin tief in der Verlustzone. Es sei fast so, als seien die Aufschläge vom Vortag sowie die schwachen Vorgaben der Leitmärkte als willkommende Einladung für Gewinnmitnahmen angenommen worden, erklärten Marktteilnehmer. So ist der US-Aktienmarkt nach der Kursrally der vergangenen Wochen zwar nur moderat zurückgefallen, doch in Asien ging es zum Teil stark abwärts. Besonders heftig traf es die japanische Börse, nachdem der Yen weiter gestiegen war.

Als Belastung erweisen sich auch die Ölpreise, die ins Minus gedreht haben. Darüber hinaus kamen aus Deutschland schlechte Konjunkturnachrichten: Die Industrie hatte im Februar deutlich weniger Aufträge als im Vormonat erhalten. Dafür sind in der Eurozone die Detailhandelsumsätze den vierten Monat in Folge gestiegen. Neue Impulse dürften am Nachmittag Konjunkturdaten aus den USA bringen. Auf dem Terminkalender stehen unter anderem die Handelsbilanz für Februar und der ISM-Index für Dienstleistungen.

Der Swiss Market Index (SMI) verliert bis 12 Uhr 1,42% auf 7'621,89 Punkte. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, büsst 1,65% auf 1'174,41 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,32% auf 8'158,30 Stellen ein. Die 30 SMI/SLI-Titel notieren ausnahmslos tiefer.

Credit Suisse büssen satte 3,5% ein. Händler sprechen von "Stopp Loss-Verkaufswellen", nachdem nun auch die Analysten von Exane BNP Paribas die Papiere zum Verkauf empfehlen. Der zuständige Analyst hat zwar mit einer Verschärfung der Strategieumsetzung gerechnet - aber nicht so bald. Dies sei wohl als Hinweis darauf zu verstehen, wie schlecht die operative Entwicklung tatsächlich sei.

Doch auch die Affäre um Briefkastenfirmen Panama schlage weiter hohe Wellen, heisst es. Entsprechend liegen auch die Aktien der beiden anderen im SMI/SLI vertretenen Banken tief im Minus: Julius Bär und UBS büssen jeweils 3,1% ein. Letztere schlägt mit Robert Scully und Dieter Wemmer zwei Grössen aus der Finanzwelt zur Wahl in den Verwaltungsrat vor. Bei den Versicherern kommen vor allem Zurich mit minus 2,9% unter die Räder.

ABB sinken um 2,6% und büssen damit den grössten Teil der deutlichen Vortagesgewinne ein; gleiches gilt für LafargeHolcim (-2,0%). Medienberichten zufolge stossen die zum Verkauf stehenden Lafarge-Zementwerke in Indien auf reges Interesse. Aber auch andere zyklische Papiere wie Swatch (-2,2%), Richemont (-2,2%), Dufry (-2,3%), Clariant (-2,2%) oder Adecco (-1,9%) werden verkauft.

Verkauft hat auch Schindler (Aktie -1,9%) - und zwar sein Liftgeschäft in Japan an den Konkurrenten Otis. Analysten sprechen von einem logischen Schritt angesichts des kleinen und stagnierenden Marktanteils in dem Land.

Im Pharmasektor ist eine weitere Kurszielsenkung über Novartis (-0,9%) ergangen, diesmal durch Berenberg. Als Gründe nennt der zuständige Experte die Probleme mit der Augensparte Alcon, den 2016 ablaufenden Patentschutz des Kassenschlagers Glivec sowie den sehr zaghaften Start des Hoffnungsträgers Entresto. Roche notieren 1,0% tiefer. Die beiden Pharmawerte hatten am Montag mit einer kräftigen Gegenbewegung auf die jüngsten Abgaben reagiert. Nestlé verbilligen sich um 1,1%.

Relativ kleine Abgaben verzeichnen die als eher defensiv geltenden Valoren von Givaudan (-0,2%) und Galenica (-0,1%), aber auch die zyklischen SGS-Papiere (-0,1%). Auch Syngenta halten sich mit minus 0,4% vergleichsweise stabil. Baader Helvea empfiehlt die Papiere neu zum Kauf und argumentiert mit politischen Gründen. Denn am Ende könne ChemChina die besseren Karten im Übernahmepoker um den Agro-Chemiekonzern haben. Die staatliche ChemChina offeriert 465 USD je Syngenta-Aktien plus Dividende von 16 CHF; die Annahmefrist läuft.

Im breiten Markt ziehen Evolva um 1,4% an. Das Unternehmen hat für ein Insektenschutzmittel eine Lizenzvereinbarung mit einem US-Institut erweitert. Im Fokus steht auch der Schliesstechnik-Konzern Dorma+Kaba (Aktie -0,6%), der seinen Capital Market Day in Düsseldorf abhält. Im Vorfeld wurde die aktuelle Guidance bekräftigt. Sulzer notieren nach einer kleinen Akquisition 0,4% tiefer.

Das Debakel um den Börsenneuling Wisekey findet derweil kein Ende. Mit aktuell minus 4,9% auf 5,10 CHF liegen die Papiere auch den vierten Handelstag in Folge deutlich im Minus. Zur Erinnerung: Bei der Kotierung vergangene Woche hatte das Unternehmen einen Referenzpreis von 15 CHF je Aktie als erwarteten Firmenwert genannt.

ra/cp