Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt notiert am späten Dienstagvormittag leicht im Plus. Händler sprechen aber von einem etwas richtungslosen Verlauf. Es gebe in allen Sektoren Gewinner und Verlierer, und die Anleger seien mit angezogener Handbremse unterwegs, heisst es. Die weiteren Perspektiven würden dank der Aussicht auf Impfstoffe zwar als günstig beurteilt. Aber nach dem starken Anstieg der vergangenen Sitzungen wäre eine Atempause nicht unerwünscht, ist weiter zu hören. Am Vortag hatte die Meldung über einen zweiten aussichtsreichen Corona-Impfstoff des US-Konzerns Moderna den Aktienbörsen Auftrieb verliehen.

Viele Anleger seien nach den starken Gewinnen etwas vorsichtiger geworden. Der Markt sei so hoch wie seit Ende Februar nicht mehr und daher auch technisch überkauft. Zudem müsse man sich allmählich auch fragen, ob die Märkte ein Ende der Pandemie durch einen Impfstoff nicht bereits eingepreist hätten. Denn der Weg, bis eine Impfung zur Verfügung stehe, sei noch weit und bis dahin könnten die Pandemiemassnahmen noch tiefe Bremsspuren in der Wirtschaft hinterlassen.

Der SMI notiert um 11.00 Uhr um 0,13 Prozent höher bei 10'600,47 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, steigt um 0,11 Prozent auf 1'659,97 und der umfassende SPI um 0,14 Prozent auf 13'139,78 Punkte. Im SLI ziehen 20 Aktien an und zehn geben nach.

Während in Europa keine wichtigen Konjunkturzahlen veröffentlicht werden, könnten von den am Nachmittag erwarteten US-Detailhandelsumsätzen Impulse ausgehen. Sie geben Hinweise auf die Stärke des privaten Konsums in der zweiten Corona-Welle.

Gesucht sind die Aktien von Richemont (+1,5%). Der Luxusgüterhersteller hält heute die ausserordentliche Generalversammlung ab, an der unter anderem über eine bedingte Kapitalerhöhung und die Ausgabe von Optionen abgestimmt wird. In ihrem Sog gewinnen auch Swatch (+0,8%). Zudem sprechen laut Händlern auch charttechnische Faktoren für einen Kauf der Aktien.

Zu den grösseren Gewinnern zählen ausserdem die Aktien des Liftherstellers Schindler (+1,1%), des Logistikkonzerns Kühne + Nagel (+0,9%) und von ABB (+0,9%). Der Automationskonzern hat einen Grossauftrag für Schiffsmotoren in der Höhe von 150 Millionen Dollar an Land gezogen.

Die Aktien der Grossbank Credit Suisse (+0,8%) reihen sich ebenfalls in der oberen Hälfte der Kurstafel ein. Dagegen rutschen UBS (-0,2%) ins Minus und Julius Bär sind nur minim höher.

Bei den Schwergewichten notieren Nestlé und Novartis um je 0,3 Prozent höher. Roche dagegen sinken um 0,3 Prozent.

Die stärksten Einbussen im SLI verbuchen die Anteile von Sonova (-1,8%). Gewinnmitnahmen nach dem starken Kursplus im Anschluss an das am Vortag veröffentlichte unerwartet starke Halbjahresergebnis drückten auf den Kurs, heisst es.

Auch bei Lonza (-1,4%) fahren Anleger Gewinne ein. Der Pharmazulieferer produziert den Wirkstoff für die Impfung von Moderna. Die Aktie hat daher stark zugelegt und zählt im laufenden Jahr zu den am besten gelaufenen Blue Chips.

Am breiten Markt steigen SFS um 4,8 Prozent. Der Metallverarbeiter erwartet im zweiten Halbjahr neu eine "signifikante Verbesserung" beim Betriebsgewinn. Im August war das Management nur von einem "leicht höheren Umsatz" bei einer "etwa gleichbleibenden operativen Marge" ausgegangen.

Valora büssen 3,5 Prozent auf 161,80 Franken ein. Der Detailhandelskonzern hat in einem beschleunigten Bookbuilding 440'000 Aktien zu einem Kurs von 158 Franken je Titel platziert und damit brutto rund 70 Millionen Franken eingenommen.

Die Aktien von Meyer Burger +6,6%) und Relief Therapeutics (+21%) schiessen deutlich nach oben. Händler verweisen darauf, dass die beiden "Penny Stocks" per 30. November in die MSCI Global Small Cap Indizes aufgenommen werden. Daher müssten indexorientierte Grossinvestoren sowie die Anbieter von börsengehandelten Indexfonds oder strukturierten Produkten Titelpositionen aufbauen.

pre/rw