ZÜRICH (Dow Jones)--Der schweizerische Aktienmarkt hat sich am Donnerstag wacker geschlagen. Die eidgenössische Börse zählte mit einer freundlichen Tendenz zu den festeren Handelsplätzen in Europa. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte mit einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte überrascht, erwartet wurden lediglich 25 Basispunkte. Allerdings wurden Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Handel als taubenhaft gewertet. Daher reagierte der Euro nur kurz mit Aufschlägen und neigte anschließend zur Schwäche - auch gegenüber dem Franken. Dass Russland wieder Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 liefert und damit eine Rezession in der Eurozone verhindert, stützte den Aktienmarkt.

Dazu verwiesen Marktteilnehmer auf das Scheitern der Regierung in Italien. Zeitlich passend dazu habe die EZB ihr neues Instrument TPI vorgestellt, mit dem ein Auseinanderdriften der Länderzinsen verhindert werden soll. Auch dieser Umstand wurde wohlwollend an der Börse zur Kenntnis genommen. Der SMI gewann 0,7 Prozent auf 11.135 Punkte. Unter den 20 SMI-Werten standen sich 13 Kursgewinner und sieben -verlierer gegenüber. Umgesetzt wurden 33,7 (zuvor: 25,66) Millionen Aktien. Von den steigenden Zinsen profitierten europaweit die Finanzdienstleister. In der Schweiz kletterten Partners Group und UBS um 2,9 bzw. 1,5 Prozent, Credit Suisse sanken allerdings um 0,7 Prozent.


   Berichtsperiode nimmt Fahrt auf 

Trotz solider Geschäftszahlen gaben Roche 0,5 Prozent nach. Die Umsätze sind laut Citi 2 Prozent über den Konsensschätzungen ausgefallen, wozu vor allem der Diagnostikbereich beigetragen habe. Der Pharmabereich habe sich im Rahmen der Erwartungen entwickelt. Möglicherweise störten sich die Anleger an der Entwicklung von Covid-19-Medikamenten. Diese haben sowohl die Schätzungen des Marktes als auch die der Citigroup verfehlt. Der Pharmakonzern wird kommendes Jahr einen neuen Chef bekommen: Thomas Schinecker, der aktuell die Diagnostiksparte leitet, übernimmt im März 2023 den Chefposten von Severin Schwan.

Der Kurs des Industriekonzerns ABB kletterte um 1,6 Prozent. Die Citigroup sprach von einem positiven Momentum bei den Geschäftszahlen: Auftragseingänge und bereinigtes operatives EBITA seien besser als erwartet ausgefallen. Mit Givaudan ging es 1,6 Prozent abwärts. "Der Umsatz wächst stärker als erwartet, aber der Gewinn hat die Erwartungen verfehlt", monierte ein Händler den Zahlenausweis. Das Unternehmen könne die Kosten nicht weitergeben.

Geschäftszahlen veröffentlichte auch eine Reihe von Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe: Die heftigsten Marktreaktionen zeigten dabei Leonteq (-10,7%), Bystronic (-10,6%), Bossard (+8,2%) und Cembra (-7,3%). Addex (+73,8%) wendete einen Zahlungsausfall kurzfristig ab.

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July 21, 2022 11:54 ET (15:54 GMT)