WIEN (dpa-AFX) - Die Wiener Börse hat den Handel am Dienstag mit Kursgewinnen beendet. Der österreichische Leitindex ATX kletterte um 0,50 Prozent auf 3224,85 Einheiten, der breiter gefasste ATX Prime legte um 0,49 Prozent auf 1613,68 Zähler zu. Im Fokus standen deutsche Inflationszahlen sowie die Covid-Politik Chinas - Proteste der Bevölkerung gegen die strikten Covid-Maßnahmen hatten zum Wochenauftakt für deutliche Kurseinbußen an den Finanzmärkten gesorgt.

Der Handelstag verlief insgesamt unruhig, der ATX versuchte immer wieder nach oben auszubrechen, scheiterte dann aber rasch und rutschte wieder ab, zeitweise lag er sogar im Minus. Nach Vorlage der deutschen Inflationszahlen, die sich überraschend abgeschwächt hatten, fand der Leitindex dann zunächst seine Richtung und baute die Kursgewinne kontinuierlich aus - bis er erneut auf Widerstand stieß und wieder einen guten Teil der Verlaufsgewinne einbüßte.

Die mit Spannung erwarteten deutschen Inflationszahlen haben sich erstmals seit Juli wieder leicht abgeschwächt. Die Verbraucherpreise stiegen im November gegenüber dem Vorjahresmonat um 10 Prozent. Zuvor war die Jahresteuerungsrate drei Monate in Folge gestiegen und hatte im Oktober einen Wert von 10,4 Prozent erreicht. Analysten hatten für November eine unveränderte Rate erwartet. Auch Spaniens Verbraucherpreise sind weiter zurückgegangen. Die heute veröffentlichen Zahlen werden als Hinweise auf ein möglicherweise langsameres Zinserhöhungstempo der EZB interpretiert. Mit besonderer Aufmerksamkeit werden daher die morgen zur Veröffentlichung anstehenden Verbraucherpreise aus der Eurozone, Frankreich und Italien erwartet.

Daneben steht weiterhin die Covid-Politik Chinas im Fokus der Märkte. Am Montag hatten in China stattfindende Proteste der Bevölkerung gegen die strikten Covid-Maßnahmen für fallende Kurse an den internationalen Handelsplätzen gesorgt. Am Markt kursierten zuletzt Spekulationen, dass die jüngsten Proteste die chinesische Staatsführung dazu veranlassen könnten, ihre Null-Covid-Politik schneller zu lockern. Dafür will China wohl Impfungen von Älteren stärker vorantreiben.

Neuigkeiten gab es beim Index-Schwergewicht OMV. Der US-Finanzinvestor Carlyle prüft einem Bericht zufolge ein Angebot für einen großen Teil des Öl- und Gasgeschäfts des Konzerns. Die Private-Equity-Firma habe ein Auge auf die Upstream-Aktivitäten der OMV in diversen Ländern geworfen, berichtete die Agentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Aktien schlossen in Reaktion um 1,9 Prozent fester.

Eine Analystenmeinung kam zu den Aktien des Branchenkollegen Schoeller-Bleckmann (SBO). Die Wiener Privatbank hat ihre Anlageempfehlung "Kaufen" für die Aktien von SBO und auch das Kursziel von 76,1 Euro bestätigt. SBO-Titel beendeten den Handel um 2,6 Prozent höher bei 62,60 Euro.

Eine weitere Analystenstimme gab es auch zu FACC. Die Erste Group hat sowohl die Anlageempfehlung "Buy" als auch das Kursziel von 10 Euro für die Titel des Luftfahrtzulieferers bestätigt. Die Papiere stiegen um 0,2 Prozent auf 6,10 Euro.

Warimpex legten Zahlen für die ersten drei Quartale 2022 vor, die am Markt wohlwollend aufgenommen wurden - die Aktien reagierten mit einem Kurssprung von 8,1 Prozent. Der auf Büros und Hotels spezialisierte Immobilien-Entwickler hat seinen Gewinn im Berichtszeitraum im Vergleich zum Vorjahr von 2,6 Millionen auf 13,6 Millionen Euro verfünffacht - etwa die Hälfte davon hat das Unternehmen in Russland verdient.

Die Vienna Insurance Group (VIG) hat den angekündigten Wechsel an ihrer Spitze fixiert. Vize-Konzernchef Hartwig Löger, Ex-Finanzminister und Kurzzeit-Kanzler für die ÖVP und davor UNIQA-Österreich-Chef, wird ab Juli 2023 neuer Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor der VIG. Der Aufsichtsrat hat die neue Vorstandskonstellation einstimmig beschlossen. Die Aktien gaben um 0,2 Prozent nach./kat/spa/APA/men