BERLIN (dpa-AFX) - Wirtschaftsminister Peter Altmaier will auch angesichts von Lieferengpässen die Produktion von wichtigen Mikrochips in Deutschland deutlich ausweiten. Ziel sei es, mehr technologische Souveränität zu erlangen und Abhängigkeiten zu verringern, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in Berlin. Europas Marktanteil an der weltweiten Chipproduktion solle bis 2030 auf 20 Prozent verdoppelt werden.

Dies bedeute aber wegen der gleichzeitig stark steigenden weltweiten Produktion eine Verdrei- oder Vervierfachung der Produktion in Deutschland. Altmaier traf sich mit Vertretern von rund 50 Unternehmen der Mikroelektronikbranche. Viele Firmen würden gerne investieren, so der Minister.

Geplant ist ein zweites europäisches Großprojekt. Die Bundesregierung hat dafür im Haushalt laut Altmaier bisher rund drei Milliarden Euro an Fördermitteln eingeplant. Diese Summe könne aber nach Bedarf auch steigen auf fünf bis zehn Milliarden Euro.

2018 war bereits ein erstes gemeinsames europäisches Projekt zur Mikroelektronik gestartet. Die Bundesregierung unterstützt im Rahmen dieses ersten Projekts 18 beteiligte deutsche Unternehmen bis 2023 mit insgesamt bis zu einer Milliarde Euro dabei, moderne Chip-Fabriken zu errichten. Beispiele von Förderprojekten sind laut Ministerium neu entstandene oder ausgebaute Werke von Bosch und Infineon. Die deutschen Unternehmen hätten zusätzlich private Investitionen von mehr als 2,6 Milliarden Euro umgesetzt, es seien mittlerweile rund 2400 neue Arbeitsplätze entstanden.

Dies sei ein wichtiger Schritt gewesen, um weltweite Marktanteile zu konsolidieren, sagte Altmaier. Ohne weitere Anstrengungen würde der Anteil aber schrumpfen, weil die Produktion weltweit steige. Stark sind vor allem Hersteller aus Asien und den USA. Ein großer Halbleiterstandort in Deutschland ist das sogenannte Silicon Saxony in Dresden.

Halbleiter-Lieferprobleme sind derzeit ein großes Problem etwa für die Autobranche, es kommt zu Schichtausfällen und Kurzarbeit. "Es besteht Handlungsbedarf", sagte Altmaier. Es gebe eine beträchtliche Knappheit an Mikroprozessoren aller Art. Das habe zu tun mit dem Hochfahren der Weltkonjunktur nach schweren Einbrüchen wegen der Corona-Pandemie - aber auch mit einem erheblichen Mehrbedarf an Computern, weil viele Beschäftigte ins Homeoffice gewechselt seien.

Der Zugang zu Mikrochips zu bezahlbaren Preisen werde zu einer Wettbewerbsfrage. Die Bundesregierung sei im Gespräch auch mit großen ausländischen Investoren, sagte der Minister. Noch vor der Bundestagswahl Ende September will er Pflöcke für die neue Regierung einschlagen, damit diese eine Agenda vorfinde.

Nach einem Papier des Wirtschaftsministeriums ist Mikroelektronik "essenziell" für den Erfolg von Technologien wie 5G und 6G, Künstliche Intelligenz oder automatisiertes Fahren. Die Mikroelektronik habe entscheidenden Einfluss darauf, wie innovationsstark und damit wirtschaftlich erfolgreich Europa ist./hoe/DP/ngu