"Die jüngsten Schlagzeilen sind zwar definitiv nicht positiv für den Welthandel", sagte Anlagestratege Neil Mellor vom Vermögensberater BNY Mellon. Investoren seien aber offenbar der Ansicht, dass die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank dadurch zu einer behutsameren Straffung der geldpolitischen Zügel gezwungen sein könnten. Die Führung der beiden Zentralbanken beraten in den kommenden Tagen über ihre Geldpolitik.

Der Dax stieg am Montag um 0,6 Prozent auf 12.842,91 Punkte. Der EuroStoxx50 gewann ein Prozent auf 3483,46 Zähler. An der Wall Street lagen Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 jeweils knapp im Plus. Hier hielten sich Anleger nach Aussagen von Börsianern wegen des Gipfels von US-Präsident Donald Trump mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un mit Engagements zurück.

Der Euro verteuerte sich auf 1,1803 Dollar. Zur positiven Stimmung trug das Bekenntnis des neuen italienischen Wirtschaftsministers Giovanni Tria zum Verbleib seines Landes in der Euro-Zone bei. "Die Frage ist aber, wie viel Einfluss er in der Regierung hat", sagte Chris Scicluna, Chef-Analyst des Brokerhauses Daiwa. Trias Äußerungen stellten Teile der Koalitionsvereinbarung zwischen der populistischen 5-Sterne-Bewegung und der rechten Lega infrage.

Investoren reagierten dennoch erleichtert: Sie griffen bei italienischen Staatsanleihen zu. Dadurch fiel die Rendite der zehnjährigen Titel auf bis zu 2,83 von 3,13 Prozent und steuerte auf den größten Tagesverlust seit fast sechs Jahren zu. Der Leitindex der Mailänder Börse stieg um 3,4 und der italienische Bankenindex sogar um 5,8 Prozent. Die Institute halten im großen Stil Staatsanleihen ihres Landes.

Im Dax übernahm die Commerzbank mit einem Kursplus von 3,5 Prozent die Führung. Sie profitierte Börsianern zufolge von einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung", wonach Cerberus deutlich mehr als fünf Prozent an dem Institut hält. Der Finanzinvestor ist auch einer der größten Aktionäre der Deutschen Bank.

ANGST VOR STRAFZÖLLEN SETZT AUTOBAUERN ZU

Unter Verkaufsdruck standen die Autobauer. Der europäische Branchenindex verlor 0,3 Prozent. Der Sektor litt unter den Nachwehen des geplatzten Treffens der Staats- und Regierungschefs G7-Staaten. Trump hatte seine Zustimmung zur Abschlusserklärung zurückgezogen. "Die Staaten müssen einsehen, dass Trump seine Handelspolitik durchsetzen wird", warnte ein Börsianer. "Die Zölle auf Autos werden kommen."

Zu den größten Verlierern gehörte Daimler mit einem Kursverlust von 0,9 Prozent. Firmenchef Dieter Zetsche musste erneut zum Rapport ins Bundesverkehrsministerium, um klarzustellen, bei wie vielen Modellen Abgastests manipuliert worden sein könnten. Nach einer Razzia in der Privatwohnung des von Audi-Chef Rupert Stadler im Zusammenhang mit dem Abgasskandal notierten die Titel des Mutterkonzerns Volkswagen 0,1 Prozent im Minus.

An der Wall Street stiegen die Aktien von USG um bis zu 4,2 Prozent auf ein Elf-Jahres-Hoch von 43,17 Dollar. Der US-Gipshersteller stimmte nach anfänglicher Ablehnung einer Übernahme durch seinen deutschen Großaktionär Knauf zum Preis von 44 Dollar je Aktie oder insgesamt 6,9 Milliarden Dollar zu. Zuvor hatte sich Investor Warren Buffett, der knapp 31 Prozent an USG hält, für den Deal ausgesprochen.