Der Dax gab am Dienstag bis zu 1,3 Prozent auf 13.515 Punkte nach; der EuroStoxx50 fiel in der Spitze um 1,1 Prozent auf 3716 Zähler. An der Wall Street deuteten die US-Futures ebenfalls auf einen verhaltenen Handelsstart hin.

"Die US-Inflationsrate für den Juli dürfte wegweisend für die nächste Zinsentscheidung der US-Notenbank sein", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. In der Vorwoche hatten die unerwartet starken US-Arbeitsmarktdaten die Erwartungen auf einen weiteren großen Zinsschritt der US-Notenbank Fed zur Bekämpfung der Inflation erhöht und die Börsen belastet. "Was dem Aktienmarkt jetzt gut tun würde, wäre eine Entspannung an der Inflationsfront", sagte CMC-Markets-Analyst Jochen Stanzl. "Ohne ein Ende der steigenden Preise steht die Fed dank der starken Arbeitsmarktdaten wohl nicht vor einem Ende ihrer seriellen, schnellen Leitzinsanhebungen."

Von Reuters befragte Ökonomen sehen die jährliche Gesamtinflation bei 8,7 Prozent. Damit läge die Teuerung in den USA zwar um ein Vielfaches höher als die von der Fed angestrebte Inflationsrate von zwei Prozent, aber unter dem Wert des letzten Monats von 9,1 Prozent. "Sollte sich wirklich andeuten, dass der Inflations-Gipfel überschritten ist, dann hält das die Chance auf eine Zinsanhebung um 'nur' 50 Basispunkte am Leben", betonte Altmann. Nach dem unerwartet starken Stellenaufbau in den USA sahen Investoren zunächst den Boden für die dritte Fed-Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte in Folge bereitet, um die Inflation einzudämmen.

HÄNDLER WETTEN AUF EZB-ZINSERHÖUNG

Am Anleihemarkt nahmen unterdessen die Wetten auf eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank wieder zu und setzten die Anleihekurse in der Eurozone unter Druck. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg entsprechend um vier Basispunkte auf 0,94 Prozent. Investoren wetteten wieder verstärkt auf eine Zinserhöhung durch die EZB. Händler sahen für eine Anhebung um 50 Basispunkte auf der Septembersitzung der EZB eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 95 Prozent, wie Daten von Refinitiv zeigten. Vergangene Woche wurde die Wahrscheinlichkeit noch bei etwa 50 Prozent gesehen.

Der Dollar ging gegenüber anderen wichtigen Währungen vor Veröffentlichung der US-Inflationszahlen unterdessen in die Defensive. Gegenüber einem Korb der wichtigsten Währungen fiel der Dollar-Index um 0,2 Prozent auf einen Wert von 106,11. "Eine deutliche Verlangsamung des Anstiegs der Verbraucherpreise könnte zu einem Stimmungsumschwung an den Märkten führen und eine gewisse Dollarschwäche auslösen", konstatierte ActivTrades-Analyst Ricardo Evangelista.

Am Rohölmarkt machte der Preis für die Sorte Brent aus der Nordsee anfängliche Verluste wieder wett und zog um 1,4 Prozent auf 98 Dollar pro Barrel an. Hintergrund waren Berichte, dass Russland die Ölexporte über den südlichen Abschnitt der Druschba-Pipeline ausgesetzt hatte.

BERG- UND TALFAHRT BEI MÜNCHENER RÜCK

Bei den Einzelwerten legten die Aktien der Münchener Rück eine Berg- und Talfahrt hin. Nach anfänglichen Verlusten schob sich der Branchenprimus vom Dax-Ende bis auf den ersten Platz vor. In der Spitze legten die Anteilsscheine um 2,0 Prozent zu. Die Verwerfungen an den Kapitalmärkten ließen den Nettogewinn im zweiten Quartal zwar um 31 Prozent einbrechen. Analysten hatten aber mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. Die Analysten von Jefferies hoben zudem als Pluspunkt die überraschend hoch liegende Liquidität heraus. "Unseres Erachtens ist die Bonitäts-Überraschung von Munich Re weitaus bedeutender als eine investitionsbedingte Gewinnverfehlung, insbesondere angesichts des starken Underwritings."

Enttäuschende Halbjahreszahlen brockten dem Bürovermietungskonzern IWG dagegen an der Börse in London einen Kurssturz von bis zu 18 Prozent ein. Die Mutter des auch in Deutschland aktiven Bürovermieters Regus erwartet wegen der zunehmenden geopolitischen Spannungen in Europa, des Inflationsdrucks und Corona-bedingter Beschränkungen weiter Gegenwind. "Der Trend zur Heimarbeit wird sich wahrscheinlich fortsetzen, und viele frühere Kunden werden die Dienstleistungen von IWG in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr benötigen", führten die Analysten von RBC Capital als Risikofaktor an.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)