Frankfurt (Reuters) - Ermutigende Geschäftszahlen der Deutschen Bank und anderer Konzerne locken Anleger in die europäischen Aktienmärkte zurück.

In Erwartung neuer Hinweise zur US-Geldpolitik scheuten sie allerdings größere Engagements. Der Dax stieg am Mittwoch um 0,3 Prozent auf 15.292,18 Punkte und der EuroStoxx50 um 0,1 Prozent auf 4017,30 Zähler. An der Wall Street gab der US-Standardwerteindex Dow Jones 0,4 Prozent nach.

"Die Wirtschaft hat sich besser entwickelt als erwartet", sagte Rabobank-Volkswirt Stefan Koopman. "Das spiegelt sich in den Bilanzen wider." Außerdem habe sich ein erheblicher Konsumstau aufgebaut, der nach Überwindung der Coronavirus-Pandemie eine kraftvolle Erholung der Konjunktur verspreche.

Gleichzeitig bereiteten sich Börsianer darauf vor, jedes Wort von US-Notenbankchef Jerome Powell bei dessen Auftritt am Abend (MESZ) auf die Goldwaage zu legen. "Am stärksten wird darauf geachtet, ob die Fed irgendwelche Aussagen zu einer Drosselung der Wertpapier-Ankäufe macht", sagte Portfoliomanager Jim Caron von der Investmentbank Morgan Stanley. "So lange das nicht erwähnt wird, ist alles gut." Wegen der explodierenden Corona-Fallzahlen in einigen Staaten wie Indien wäre das sogenannte Tapering ohnehin verfrüht.

BOND-RENDITEN STEIGEN WIEDER - GOLDPREIS UNTER DRUCK

Vollständig ausblenden konnten Investoren die Sorge vor einer ansteigenden Inflation und einer vorzeitigen Straffung der US-Geldpolitik allerdings nicht. Daher trennten sie sich von ertragsschwachen Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel aus den USA und Deutschland auf plus 1,636 beziehungsweise minus 0,231 Prozent.

Gold verbilligte sich um 0,2 Prozent auf 1774 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Grundsätzlich blieben die Aussichten wegen der anhaltenden Flut billigen Geldes aber positiv, sagte Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst des Brokerhauses Activtrades. Das Edelmetall wird von Investoren oft als Inflationsschutz genutzt.

ETHEREUM ERNEUT AUF REKORDHOCH - ÖL-INVESTOREN OPTIMISTISCH

Ethereum setzte dagegen seinen Höhenflug fort. Die zweitwichtigste Cyber-Devise stieg um 3,5 Prozent auf ein Rekordhoch von 2739,15 Dollar. Da der Krypto-Primus schwächele, griffen Investoren offenbar verstärkt zu Währungen aus der zweiten und dritten Reihe, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Bitcoin verlor um 1,5 Prozent auf 54.385 Dollar.

Am Rohölmarkt mache das Festhalten der Ländergruppe Opec+ an ihrer bisherigen Förderpolitik Mut, sagte Analystin Margaret Yang vom Brokerhaus DailyFX. "Das Exportkartell beurteilt die Nachfrage-Entwicklung dank der Erholung in den USA und China weiter zuversichtlich." Das dämpfe Sorgen vor möglichen Rückgängen in wichtigen Abnehmer-Ländern wie Indien. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee gewann knapp zwei Prozent auf 67,67 Dollar je Barrel (159 Liter).

DEUTSCHE BANK UND GOOGLE-MUTTER GLÄNZEN MIT ZAHLEN

Am Aktienmarkt bescherte der beste Jahresstart seit 2014 der Deutschen Bank den größten Kurssprung seit einem Jahr. Die Titel rückten um knapp elf Prozent auf 11,28 Euro vor. Das ist der größte Tagesgewinn seit einem Jahr und der höchste Schlusskurs seit Mai 2018. "Mit den hohen Einnahmen aus dem Investmentbanking gewinnt die Deutsche Bank Zeit, ausfallende Kredite abzufedern und in einer Phase noch sehr lange tiefer Zinsen schneller wieder aus der pandemiebedingten Delle herauszukommen", sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets.

An der Wall Street stiegen die Papiere der Google-Mutter Alphabet um bis zu sechs Prozent auf ein Rekordhoch von 2431,38 Dollar. Der Internet-Konzern habe mit seinen Quartalsergebnissen die Erwartungen in allen Bereichen übertroffen, lobte Analyst Ali Mogharabi vom Research-Haus Morningstar. Auf dieser Basis sehe er den fairen Wert der Alphabet-Aktie bei 2925 statt wie bisher bei 2605 Dollar.