FRANKFURT (Dow Jones)--Die Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland nimmt mit der Corona-Krise erstmals nach fast 20 Jahren wieder deutlich zu. Laut Bundesagentur für Arbeit hat sie sich allein seit Anfang 2020 um rund ein Drittel erhöht. "Die Zahl der Langzeitarbeitslosen war vor der Pandemie auf unter 700.000 gesunken, inzwischen ist sie wieder auf über 900.000 gestiegen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

"Ich befürchte, dass wir es erstmals seit den Arbeitsmarktreformen der 2000er-Jahre wieder mit steigender Sockelarbeitslosigkeit zu tun bekommen", sagte Scheele weiter. Sockelarbeitslosigkeit bezeichnet eine verfestigte Arbeitslosigkeit, die sich auch in einem Aufschwung nicht einfach wieder abbaut.

Als langzeitarbeitslos zählen Menschen, die ein Jahr oder länger vergeblich auf Stellensuche sind. "Wir haben es diesmal nicht nur mit einem Konjunkturtief zu tun, das vorüberzieht - die Pandemie beschleunigt die Transformation", betonte Scheele. Mit dem technologischen Wandel nehme nun insbesondere das Angebot an einfacheren Tätigkeiten ab. "Das betrifft insbesondere Helfertätigkeiten, vor allem in der Industrie", sagte er.

"Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt mit gezielter Weiterbildung schnell neue Perspektiven eröffnen können", betonte Scheele und sprach sich damit für einen breiten Einsatz entsprechender Förderinstrumente in den Arbeitsagenturen aus.

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January 27, 2021 12:03 ET (17:03 GMT)