SANTIAGO DE CHILE (dpa-AFX) - Bei seinem ersten Staatsbesuch in Chile hat der argentinische Präsident für ein gerechteres Wirtschaftssystem geworben. Beim Besuch der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (Cepal) in Santiago de Chile forderte Alberto Fernández am Donnerstag einen menschlicheren Kapitalismus. "Dieser Kapitalismus der Finanzderivate, in denen innerhalb von Minuten Vermögen gemacht werden, nur weil man auf Anleihen und Aktien wettet, macht nur wenige reich, während er Millionen Menschen zurücklässt."

Der Staatschef plädierte für Multilateralismus, Solidarität und Investitionen in Bildung. "Der Reichtum einer Gesellschaft liegt nicht mehr in Silber, Gold, Öl, Kupfer, Soja oder Weizen, der Reichtum einer Gesellschaft liegt in ihrem Wissensschatz", sagte Fernández.

Argentinien hängt bislang selbst in einem hohen Maße von seinen landwirtschaftlichen Exporten ab. Das Land steckt in einer schweren Finanz- und Wirtschaftskrise. Im vergangenen Jahr gab die Wirtschaftskraft des Landes um rund zehn Prozent nach. Die Inflationsrate lag 2020 bei rund 36 Prozent, für das laufende Jahr rechnen Analysten mit einer Teuerung von etwa 50 Prozent. Die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie, Kapitalflucht und einer großen Schattenwirtschaft./dde/DP/fba