Berlin (Reuters) - Die Auftragsbücher der deutschen Industriebetriebe werden immer dicker.

Der Bestand an Bestellungen sei im März um 0,6 Prozent zum Vormonat gewachsen, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Grund dafür ist die schon vor dem Krieg in der Ukraine anhaltende Knappheit an Vorprodukten, die durch die Corona-Welle beim wichtigsten deutschen Handelspartner China noch verschärft wird. "Infolge anhaltender Einschränkungen durch die Corona-Krise und des Kriegs in der Ukraine haben viele Unternehmen wegen gestörter Lieferketten nach wie vor Probleme beim Abarbeiten ihrer Aufträge", erklärten die Statistiker. Die offenen Aufträge aus dem Inland erhöhten sich um 1,2 Prozent, die aus dem Ausland um 0,3 Prozent.

Die Betriebe haben seit Juni 2020 von Monat zu Monat mehr neue Aufträge bekommen, als sie abarbeiten konnten - mit Ausnahme des Januar 2022. So fehlen etwa den Autobauern die begehrten Mikrochips, weshalb sie trotz starker Nachfrage nicht so viele Fahrzeuge bauen können wie eigentlich möglich. Der Auftragsbestand der Industrie lag daher im März um insgesamt 20,7 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Dessen Reichweite hat sich zugleich auf ein Rekordniveau erhöht. Diese markierte im März mit 8,0 Monaten "einen neuen Höchststand seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2015", wie die Statistiker betonten. Bei den Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeugen ist die Reichweite mit 11,8 Monaten besonders hoch. Diese gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.

Falls sich die Lieferengpässe in den kommenden Monaten auflösen, könnte die Produktion in der deutschen Industrie durchstarten. "Das würde dann die Wirtschaftsleistung kräftig anschieben", sagte Ifo-Konjunkturexperte Timo Wollmershäuser. "Allerdings spricht derzeit vieles eher für eine Verschärfung der Lieferengpässe, vor allem als Folge der rigorosen Lockdowns in China, von wo Deutschland zuletzt 15 Prozent seiner importierten Vorprodukte bezog." Dort stauen sich etwa vor dem riesigen Handelshafen Shanghai die Containerschiffe, nachdem die Metropole in einen wochenlangen Corona-Lockdown geschickt wurde.