BERLIN (Dow Jones)--BDI-Präsident Siegfried Russwurm hat sich angesichts der "Xinjiang Police Files" gegen eine pauschale Beschränkung der Handelsbeziehungen mit China ausgesprochen. Im Deutschlandfunk sagte der Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), dass jedes deutsche Unternehmen in China selbst in der Verantwortung sei, bei Menschenrechtsverletzungen in seiner Lieferkette rote Linien zu ziehen. Auch warnte er im Falle von Sanktionen gegen China vor dramatischen Folgen für das Exportland Deutschland.

"Wenn ich weiß, dass in meiner Lieferkette, dass bei meinem direkten Lieferanten Zwangsarbeit passiert, dass Menschenrechte verletzt werden, dann muss ich als Unternehmensverantwortlicher natürlich die Konsequenzen ziehen", sagte Russwurm. Primär sei es aber Aufgabe der Politik, nicht der Unternehmen, gegenüber autoritären Regimen auf Einhaltung der Menschenrechte zu drängen. "Pauschalurteile auch für das Land China in all seiner Vielfalt, die helfen uns hier nicht weiter."

Würde man nur mit liberalen Demokratien Geschäfte machen, wäre die Welt für das Exportland Deutschland bald ziemlich eng, sagte Russwurm weiter. Deutsche Unternehmen könnten außerdem in schwierigen Regionen ein positives Zeichen setzen.

Der BDI-Präsident warnte auch vor den wirtschaftlichen Folgen von Sanktionen gegen China. Als Land, das massiv vom Export an China profitiere, wären die Konsequenzen in Deutschland dramatisch.

"Wer leichtfertig davon spricht, eine Entkopplung von China doch jetzt anzugehen, der muss wissen, wie stark und wie groß dieser Markt und diese Wirtschaftsmacht ist", so Russwurm. Die Unternehmen akzeptierten das Primat der Politik, aber ihre Aufgabe sei, die Konsequenzen für den Arbeitsmarkt und die Wirtschaftsleistung aufzuzeigen.

"Den Wirtschaftsstandort Deutschland, der wesentlich vom Export lebt, vom Handel mit aller Herren Länder, würde ein Ausfall, würden Sanktionen in China natürlich massiv treffen", sagte Russwurm.

Zuvor hatten neue Berichte über die Unterdrückung der muslimischen Minderheit der Uiguren in China Debatten über Sanktionen gegen China ausgelöst. Nach Angaben von Menschenrechtlern werden in der Provinz Xinjiang Hunderttausende in Umerziehungslagern festgehalten.

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May 27, 2022 02:51 ET (06:51 GMT)