Bis Mitte des nächsten Jahrzehnt wird sie um etwa vier Millionen auf mindestens 20 Millionen zunehmen, wie aus der am Freitag vorgestellten Vorausberechnung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervorgeht. Diese Zunahme entspreche mehr als der aktuellen Bevölkerung Berlins, erläuterte Destatis-Expertin Olga Pötzsch. Die Zahl der ab 80-Jährigen wird allerdings noch bis Mitte der 2030er Jahre relativ stabil bleiben und zwischen 5,8 und 6,7 Millionen betragen. Danach wird die Zahl der Hochaltrigen jedoch voraussichtlich massiv zunehmen - und damit auch der Pflegebedarf.

"Ab Mitte der 2030er Jahre rücken die Babyboomer-Jahrgänge in die Altersgruppe der ab 80-Jährigen auf. In den 2050er und 2060er Jahren werden dann zwischen sieben und zehn Millionen hochaltrige Menschen in Deutschland leben", erläuterte Karsten Lummer, Leiter der Destatis-Abteilung Bevölkerung. Diese Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur seien im Wesentlichen schon im heutigen Altersaufbau angelegt. "Wir müssen mit diesem Alterungsprozess und den damit verbundenen Herausforderungen für die Gesellschaft umgehen", so Lummer weiter.

Bereits absehbar ist, dass die Zahl der Menschen im Erwerbsalter von 20 bis 66 Jahren in den kommenden Jahren abnehmen wird. Aktuell gehören hierzulande 51,4 Millionen Menschen dieser Altersgruppe an. Selbst bei hoher Nettozuwanderung würde es laut Destatis bis Mitte der 2030er Jahre zu einer leichten Abnahme um 1,6 Millionen Personen kommen. Bei niedriger Nettozuwanderung könnte die Zahl sogar um 4,8 Millionen Personen sinken.

Die Vorausberechnung des Statistischen Bundesamtes beruht auf dem Bevölkerungsstand des Jahres 2021 und zeigt die künftige Entwicklung anhand mehrerer Varianten. "Erstmals blicken wir bis in das Jahr 2070, also fast 50 Jahre, nach vorn", erklärte Destatis-Experte Lummer. Ein so langer Zeithorizont sei geboten, da sich die volle Wirkung der demografischen Faktoren erst in 30 bis 60 Jahren zeigen werde.

ZUWANDERUNG STEUERT KÜNFTIGE BEVÖLKERUNGSZAHL

Die Bevölkerungszahl insgesamt weist im Unterschied zur Bevölkerung im Alter ab 67 Jahren eine größere Spannbreite möglicher Entwicklungen auf. Im Jahr 2022 wird sie aufgrund der starken Zuwanderung aus der Ukraine von 83 Millionen im Jahr 2021 auf gut 84 Millionen steigen, wie die Statistiker weiter mitteilten. Ab 2023 hängt ihre Entwicklung von den Annahmen zu Nettozuwanderung, Geburtenhäufigkeit und Lebenserwartung ab.

Bei einer moderaten Entwicklung der Geburtenhäufigkeit und der Lebenserwartung sowie einer moderaten Nettozuwanderung von durchschnittlich 290.000 Personen pro Jahr würde die Bevölkerung bis 2031 auf 85 Millionen Menschen anwachsen und dann bis 2070 auf 83 Millionen zurückgehen. Bei einer niedrigen Nettozuwanderung von 180.000 Personen pro Jahr könnte die Bevölkerungszahl auf 75 Millionen Menschen im Jahr 2070 sinken. Bei einem dauerhaft hohen Wanderungssaldo von durchschnittlich 400.000 dürfte die Bevölkerungszahl auf 90 Millionen anwachsen.

(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)