WANGELS (dpa-AFX) - Die Gruppe der führenden demokratischen Industrienationen (G7) prüft Alternativen zum Schiffstransport von Getreide aus der Ukraine, um die russische Blockade in diesem Bereich zu brechen. Nachdem es beim Schienentransport über Rumänien wegen der unterschiedlichen Spurbreite der Bahnen Probleme gebe, prüfe man etwa die Ausfuhr über die baltischen Häfen, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Samstag zum Abschluss eines G7-Treffens nahe dem Weißenhäuser Strand an der Ostsee. Aber auch beim Weg über das Baltikum müssten zunächst die Voraussetzungen geklärt werden, wie die dortigen Häfen erreicht werden könnten.

Normalerweise könnten fünf bis sechs Millionen Tonnen Getreide pro Monat von der Ukraine ausgeliefert werden, sagte Baerbock. Dies könne aber nur über den Seeweg erreicht werden. Bei einer Lieferung über die Schiene sei klar, dass man deutlich weniger Getreide bekomme. Aber es gelte: "Jede Tonne, die raus geliefert wird, kann ein bisschen helfen, diese Hungerkrise in den Griff zu bekommen." Bisher werde ein Bruchteil per Bahn vor allem über Rumänien exportiert. Der "Flaschenhals" sei, dass die Ukraine und Rumänien unterschiedliche Spurbreiten bei den Bahnen hätten. Dadurch werde viel Zeit verloren.

Eine perfekte Lösung werde es nicht geben, solange die Bombardierung der Ukraine durch Russland weitergehe, sagte Baerbock. In den ukrainischen Häfen lagerten 25 Millionen Tonnen Getreide. "Das ist das Getreide, das die Welt so dringend braucht." Es sei auch wichtig, dies zu exportieren, weil ansonsten auch die nächste Ernte verfallen werde. Die G7 prüften die Alternativen gemeinsam mit der Ukraine, den Vereinten Nationen und der Europäischen Kommission.

Baerbock betonte, es gehe nicht allein darum, eine Hungerkatastrophe in einigen Monaten zu verhindern. Die Auswirkungen der Blockade seien bereits heute zu spüren, weil es auch ohne den Krieg in der Ukraine unglaubliche Probleme bei der Versorgung aller Menschen gebe und Menschen auch heute schon dem Hungertod ins Auge blicken müssten. "Deswegen ist es so wichtig, dass wir gemeinsam handeln."/bk/aha/DP/zb