ESSEN (dpa-AFX) - Nach dem Ausscheiden des Bahnunternehmens Abellio in Nordrhein-Westfalen Ende Januar übernehmen DB Regio, National Express und das Dürener Unternehmen Vias die Regional- und S-Bahn-Linien. Das hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) laut dpa-Informationen aus Teilnehmerkreisen am Donnerstag in Essen beschlossen.

Abellio Rail hatte in NRW tiefrote Zahlen erwirtschaftet und steckt aktuell in einem Schutzschirmverfahren. Die Verträge laufen als Notvergaben über zwei Jahre. Danach werden die Linien langfristig neu ausgeschrieben. Für die kurzfristige Übernahme der Verbindungen fallen Mehrkosten an, für die das Land bis zu 380 Millionen Euro zugesagt hat.

Nach den Informationen übernimmt die Nahverkehrstochter der Deutschen Bahn DB Regio Verbindungen der Netze Rhein-Ruhr (unter anderem S2, S3, S9) und Ruhr-Sieg (RB91, RB46 und RE16) von Abellio, das britisch-deutsche Unternehmen National Express führt die wichtigen Regionallinien des Rhein-Ruhr-Express (RRX) RE1 (Aachen-Hamm) und RE11 (Düsseldorf-Kassel) fort. Der private mittelständische Anbieter Vias Rail aus Düren übernimmt die Niederrheinbahn, die mit dem RE19 (Düsseldorf-Arnheim) grenzüberschreitenden Verkehr anbietet, und die S7 (Wuppertal-Solingen).

Die entsprechende Vorlage wird in den nächsten Tagen noch von den Gremien des Nahverkehrs Westfalen-Lippe (NWL) und des Nahverkehrs Rhein (NVR) beraten. Eine offizielle Mitteilung wird erst danach in der kommenden Woche erwartet.

Die kurzfristige Übernahme erfolgt unter erheblichem Zeitdruck: Allein DB Regio muss in kurzer Zeit 500 Beschäftigte - in der Regel ehemalige Abellio-Mitarbeiter - neu einstellen und schulen, wie das Unternehmen vor kurzem mitgeteilt hatte.

"Das wird eine riesig große Herausforderung", sagte auch der Geschäftsleiter Service von Vias, Thomas Esser. Die Vias Rail GmbH beschäftigt bisher nach eigenen Angaben 157 Mitarbeiter. Mit der Übernahme von Niederrheinbahn und S7 von Abellio kämen jetzt auf einen Schlag etwa genauso viele neue Beschäftigte dazu, sagte der Abellio-Betriebsratschef, Jürgen Lapp. "Ich finde das mutig."

Der VRR hatte zusammen mit den beiden anderen NRW-Verkehrsverbünden den gut 1000 Abellio-Mitarbeitern in NRW einen möglichst reibungslosen Übergang zu den neuen Anbietern unter Wahrung aller Ansprüche etwa zu Überstunden und Urlaubstagen zugesichert. Dennoch rechnen Fachleute in der Übergangszeit mit Behinderungen und möglichen Zugausfällen.

Beim Übergang werde es wohl zu "Ruckeleien" kommen, hatte VRR-Chef Ronald Lünser vor kurzem im Verkehrsausschuss des NRW-Landtags gesagt. Abellio ist bisher der zweitgrößte Anbieter von Schienen-Personen-Nahverkehr in NRW. Den Marktaustritt eines so großen Bahnunternehmens gab es noch nie. Lünser sagte, es gebe "keine Blaupause" für den Übergang. Man sei zwar gut vorbereitet und zuversichtlich, dass es zu keinem Betriebsstillstand komme. Aber am Anfang sei mit "der einen oder anderen Einschränkung" zu rechnen./rs/wdw/DP/eas