London (Reuters) - Im Kampf gegen die hohe Inflation lässt die Bank von England nicht locker und treibt den Leitzins weiter nach oben.

Wie an den Finanzmärkten erwartet, hob sie ihn am Donnerstag um einen halben Punkt auf 4,0 Prozent an. Dies ist das höchste Niveau seit 2008. Die Entscheidung war jedoch intern umstritten und fiel mit sieben zu zwei Stimmen. Es war bereits der zehnte Zinsschritt in Serie. Doch signalisierten die Währungshüter, dass der Zinsgipfel nun naht. Zugleich gehen sie davon aus, dass die Inflation wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht hat. BoE-Chef Andrew Bailey sprach von "ersten Anzeichen" für eine Trendwende.

Die Serie von Leitzinsanhebungen dürfte aus Sicht der BoE zugleich das Wirtschaftswachstum in den kommenden Quartalen merklich dämpfen. "Eine weitere Straffung ihres Kurses erachten die Londoner Währungshüter nun nur dann für angemessen, wenn Anzeichen für mehr dauerhaften Preisaufwärtsdruck vorliegen", erläuterte LBBW-Analyst Dirk Chlench. Er erwartet nur noch einen einzigen Zinsschritt - und zwar um 25 Basispunkte im März. An den Märkten wird der Zinsgipfel mittlerweile im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent verortet. Das Pfund rutschte nach dem Zinsentscheid ab. Es fiel nach dem Beschluss um 0,8 Prozent auf ein Tagestief von 1,2278 Dollar.

STREIKWELLE ROLLT ÜBER DAS LAND

"Sorgen bereiten den Währungshütern wohl auch die weitreichenden Streiks im Lande gegen die hohen Lebenshaltungskosten und für höhere Löhne, wodurch es zu Zweitrundeneffekten kommen kann", sagte Helaba-Ökonom Ulrich Wortberg. Der hohe Preisdruck hat im Dezember nur leicht nachgelassen. Die Teuerungsrate fiel von 10,7 auf 10,5 Prozent. Im Oktober hatte sie mit 11,1 Prozent den höchsten Stand seit 41 Jahren erreicht.

Finanzminister Jeremy Hunt betonte, die Regierung werde bei der Bekämpfung der Inflation im Gleichklang mit der Notenbank handeln. Dies bedeute, jetzt keine zusätzlichen Ausgaben oder Steuersenkungen durch Kreditaufnahme zu finanzieren. Denn dies würde das "Inflationsfeuer" nur anheizen, warnte der konservative Schatzkanzler.

Die Wirtschaft auf der Insel ist in schweres Fahrwasser geraten: Die Zentralbank sieht Großbritannien auf dem Weg in eine Rezession. Diese werde aber wahrscheinlich "viel flacher" ausfallen als in ihren Prognosen im November befürchtet - vor allem auch dank eines Rückgangs der Energiepreise.

Das Bruttoinlandsprodukt dürfte laut BoE 2023 nun um 0,5 Prozent schrumpfen. Im November hatte die Notenbank noch ein Minus von 1,5 Prozent veranschlagt. Zum Abschwung auf der Insel tragen derzeit hohe Lebenshaltungskosten und auch die steigenden Zinsen bei, die für höhere Kredit- und Hypothekenkosten sorgen.

Die hohe Inflation birgt auch sozialen Sprengstoff, der sich in einer Reihe von Streiks entlud. Zu Monatsbeginn kam es zum größten Massenstreik seit Jahrzehnten. Hunderttausende Staatsbedienstete demonstrierten für höhere Löhne. Schulen blieben geschlossen, der Bahnverkehr stand still. Die Streikenden fordern Lohnerhöhungen über der Inflationsrate, um die explodierenden Lebensmittel- und Energierechnungen zu decken. Nächste Woche wollen Krankenschwestern, Sanitäter, Notrufbetreuer und andere Beschäftigte im Gesundheitswesen in den Streik treten.

(William Schomberg, David Milliken, Muvija M, geschrieben von Reinhard Becker, Mitarbeit Anika Ross, redigiert von Sabine Ehrhardt; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)