Frankfurt (Reuters) - Die Bankenbranche wertet den Renditeanstieg über die Nulllinie bei der richtungsweisenden Bundesanleihe als Anzeichen für eine Normalisierung der Zinsen.

Maßgeblich dafür dürften nachlassende Pandemie- und Konjunktursorgen an den Finanzmärkten sowie die von der US-Notenbank Fed vorbereitete Zinswende sein, erklärte Gerit Vogt, Volkswirt des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) am Mittwoch. Grundsätzlich begrüße der BVR die Normalisierung des Zinsumfelds. "Dies trägt dazu bei, die allgemeinen Risiken für die Finanzmarktstabilität etwa mit Blick auf die Immobilienmärkte zu vermindern."

Aus Sicht des Bankenverbandes BdB war der Anstieg der Kapitalmarktzinsen nach der angekündigten Zinswende in den USA und dem Inflationsschub im Euro-Raum zu erwarten. "Wir halten es allerdings für erforderlich, dass nun auch die Geldpolitik im Euroraum einen Fahrplan zur 'Normalisierung' der Leitzinsen aufstellt", sagte eine BdB-Sprecherin. Auf diese Weise könne die Europäische Zentralbank das Risiko von größeren Unsicherheitszuschlägen beim Kapitalmarktzins vermeiden. "Gleichzeitig könnte sie damit für eine behutsame und moderate Entwicklung der langfristigen Zinsen sorgen."

Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe war am Mittwoch erstmals seit Anfang Mai 2019 wieder über die Marke von null Prozent gestiegen. Sie rentierte zuletzt bei plus 0,017 Prozent. Wegen der Aussicht auf baldige Zinserhöhungen in den USA stieg auch die Rendite der vergleichbaren US-Staatsanleihe an.

Die Fondsgesellschaft Union Investment rechnet mit einem weiteren Renditeanstieg - wenn auch nur in moderatem Maße. Christian Kopf, Leiter Portfoliomanagement Renten bei der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken geht davon aus, dass die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen bis zum Jahresende auf 0,2 Prozent klettern wird und die Kurse der Bundesanleihen entsprechend weiter fallen dürften.