FRANKFURT (dpa-AFX) - Trotz eines Dax in immer höheren Sphären - die britische Investmentbank Barclays setzt ganz auf deutsche Aktien. Drei Gründe nennt Strategiechef Emmanuel Cau am Mittwoch in einer Studie: Die gestiegenen Kurse seien immer noch hinter der Gewinndynamik zurückgeblieben, deutsche Unternehmen dürften von einer Erholung der Investitionen profitieren und die politischen Unsicherheiten ließen nach. Als Konsequenz erhöhte der Experte deutsche Aktien auf "Übergewichten".

Die konjunkturelle Erholung werde über die Aufholeffekte aus den Lockdowns hinausreichen, prognostizierte der Experte: "Der private Sektor ist willig zu investieren, die fiskalische Unterstützung dauert fort und die Europäische Zentralbank hat es nicht eilig, geldpolitisch restriktiver zu werden." Zudem dürften höhere Steuern die Gewinne europäischer Unternehmen weniger stark belasten als in den USA. Global betrachtet, böten europäische Aktien mithin ein attraktiveres Verhältnis von Chancen und Risiken als US-Aktien.

Bei den Bundestagswahlen im September zeichne sich immer mehr eine Regierungskoalition der Mitte ab, schreibt Cau. Das mindere aus Investorensicht die politischen Risiken. Zudem seien unter den vier größten Volkswirtschaften der Eurozone die Gewinnschätzungen für deutsche Unternehmen zuletzt am stärksten gestiegen, während gleichzeitig die Kursentwicklung vergleichsweise schwach gewesen sei. Zu einem Motor der Aufholjagd der Kurse könne der Automobilsektor werden, den zuletzt Lieferengpässe bei Halbleitern gebremst hätten.

Neben Deutschland sei Italien als Anlageschwerpunkt für Aktien interessant. Die Lockerungen der Corona-Restriktionen rückten dort die wichtige Tourismusbranche in ein besseres Licht. Diese trage in Italien und Spanien wesentlich mehr zur Wirtschaftskraft bei als in den anderen großen EU-Ländern. Zudem profitierten die Staaten der Peripherie mehr vom Wiederaufbaufonds der EU als Antwort auf die Corona-Krise./bek/ag/jha/