MANAUS (dpa-AFX)- Wegen des Verdachts auf Betrug im Gesundheitssystem in der Corona-Krise hat Brasiliens Bundespolizei die Residenz des Gouverneurs des Bundesstaates Amazonas durchsucht. Neben Wilson Lima gerieten auch andere Amtsträger wie der Gesundheitssekretär des nördlichen Bundesstaates in den Fokus der Ermittler: Marcellus Campêlo wurde am Flughafen Manaus vorübergehend festgenommen, wie das brasilianische Nachrichtenportal "G1" am Mittwoch berichtete. Bei der Ausführung eines Durchsuchungsbefehls im Haus eines Geschäftsmanns wurde die Polizei demnach mit Schüssen empfangen.

Den Verdächtigen werden Betrug bei Ausschreibungen, Unterschlagung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. "Es gibt Hinweise, dass hohe Beamte des Gesundheitssekretariats bei lokalen Unternehmern die Errichtung eines mobilen Covid-19-Krankenhauses in Auftrag gegeben haben, das nicht die grundlegendsten Anforderungen erfüllte", zitierte die Zeitung "Folha de S. Paulo" die Polizei. 23 Millionen Reais, umgerechnet rund vier Millionen Euro, wurden laut "G1" veruntreut.

Die untersuchten Verträge waren der "Folha" zufolge im Januar unterzeichnet worden, als in der Amazonas-Metropole Manaus während einer zweiten und besonders aggressiven Infektionswelle das Gesundheitssystem zusammenbrach. Hunderte Patienten warteten auf ein Krankenhausbett, der Sauerstoff ging aus. Auch in anderen brasilianischen Bundesstaaten wie Rio de Janeiro und Pará hat es Unregelmäßigkeiten bei der Beschaffung von Medikamenten und medizinischem Gerät sowie bei der Errichtung von mobilen Hospitälern gegeben./mfa/DP/zb