BERLIN (Dow Jones)--Nur den wenigsten Unternehmen hat die europäische Datenschutz-Grundverordnung DS-GVO Wettbewerbsvorteile gebracht. Einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom zufolge sehen 70 Prozent der Betriebe wegen der unterschiedlichen Auslegung der Richtlinie in den Mitgliedsstaaten noch keinen EU-weiten einheitlichen Datenschutz. Außerdem können 40 Prozent keinen Wettbewerbsvorteil durch die DS-GVO auf dem internationalen Markt für das eigene Unternehmen erkennen - und 30 Prozent sehen sogar Wettbewerbsnachteile. Lediglich 16 bzw. 13 Prozent bezeichnen die DS-GVO als geringen oder großen Wettbewerbsvorteil.

"Die Idee der DS-GVO, einen einheitlichen Datenschutzrahmen mit hohen Standards für Europa zu schaffen, war und ist richtig. Bislang ist aber nicht gelungen, daraus den oft behaupteten Wettbewerbsvorteil zu ziehen", so das Fazit von Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.

Grundsätzlich lobten aber zwei Drittel der 503 befragten Unternehmen mit 20 Beschäftigten und mehr, dass die DS-GVO weltweit Maßstäbe für den Umgang mit personenbezogenen Daten setze. Jedes zweite Unternehmen glaubt zudem, dass die DS-GVO zu einheitlichen Wettbewerbsbedingungen innerhalb der EU führt.

Ursache für die schleppende Umsetzung der DS-GVO liegt nach Ansicht der Unternehmen überwiegend an Gründen, die sie nicht selbst zu verantworten hätten. Sie sehen sich laut Bitkom vor allem mit Rechtsunsicherheit und einer widersprüchlichen Auslegung der Datenschutzvorgaben innerhalb Europas und zwischen den Bundesländern konfrontiert.

"Deutschland kann sich auf Dauer nicht 18 verschiedene Datenschutz-Auslegungen leisten. Ob in München oder Hamburg, in Köln oder Schwerin: zumindest innerhalb Deutschlands müssen die gleichen Datenschutzregeln gelten", forderte Rohleder.

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September 27, 2022 06:12 ET (10:12 GMT)