"Niemand kann sich da wegducken", sagte Bitkom-Präsident Achim Berg am Donnerstag in Berlin. Die Schäden steigen sprunghaft an. Im vergangenen Jahr summierten sie sich auf den Rekordwert von 223 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2018/19 waren es noch 103 Milliarden Euro pro Jahr. 88 Prozent der Firmen gaben an, Opfer von Angriffen gewesen zu sein. In den Vorjahren waren es 75 Prozent. Im Mittelstand habe es eine besonders starke Zunahme gegeben, so Berg.

Der Verband hat von Januar bis März 1067 Firmen aus allen Branchen zu ihren Erfahrungen mit Cyber-Angriffen befragt. Dabei zeigte sich ein klarer Corona-Effekt. Oft fehle die Sicherheit im Homeoffice, erklärte Berg. 59 Prozent der Unternehmen, bei denen Homeoffice grundsätzlich möglich war, gaben an, seit Beginn der Pandemie habe es IT-Sicherheitsvorfälle gegeben, die auf die Heimarbeit zurückzuführen seien. In 24 Prozent dieser Unternehmen sei das sogar häufig geschehen. Firmen müssten die Geräte ihrer Mitarbeiter auch im Homeoffice sichern, die Kommunikationskanäle zum Unternehmen schützen und die Belegschaft für Gefahren sensibilisieren. "Wer das nicht tut, verhält sich fahrlässig."

Im Visier sind vor allem Patente, Forschungsergebnisse, Geschäfts- und Kundendaten sowie Zugangsdaten zu Cloud-Diensten. "Die Diebe wissen ganz genau, welche Daten sie haben wollen", sagte Berg. Die meisten Angriffe erfolgen durch Schadprogramme, führen zu Erpressungen und stören die gewohnten Betriebsabläufe. 83 Prozent der Firmen rechnen dieses Jahr mit noch mehr Attacken. Besonders bedroht sehen sich Betreiber von kritischen Infrastrukturen. Viele Firmen haben darauf bereits reagiert. 24 Prozent haben ihre IT-Sicherheitsbudgets deutlich erhöht, 39 Prozent zumindest etwas. In 33 Prozent der Betriebe sind die Ausgaben dafür allerdings unverändert geblieben.

"DIE HAUSAUFGABEN MÜSSEN GEMACHT WERDEN"

Verfassungsschutz-Vizepräsident Sinan Selen sagte, die Pandemie mache es für Firmen noch notwendiger, sich gegen Cyber-Angriffe zu rüsten. Das koste, sei aber gut investiertes Geld. Zudem müssten Schwachstellen schnell geschlossen werden und Firmen grundsätzlich aufmerksam sein. "Die Hausaufgaben müssen gemacht werden." Erkennbare Zuwächse bei den Angriffen gebe es von staatlichen Akteuren. Berg sagte, sinnvoll wäre es, ein zentrales Cyber-Sicherheitszentrum aufzubauen, bei dem dann alle Informationen zusammenliefen.

Laut Studie vermuten die meisten Firmen die Angreifer zwar in Deutschland. Osteuropa und namentlich Russland und China werden aber auch häufig als Ursprungsregionen genannt. 29 Prozent der Vorfälle gingen vergangenes Jahr auf organisierte Kriminalität zurück, 2016/17 waren dies erst sieben Prozent.