BERLIN (Dow Jones)--Der Digitalverband Bitkom hat sich beim Digital-Gipfel der Bundesregierung unzufrieden mit dem Tempo der Digitalisierung in Deutschland gezeigt. Mit dem diesjährigen Digitalgipfel müsse eine digitale Zeitenwende in Deutschland beginnen. Daten müssten gezielt eingesetzt werden, um die großen gesellschaftlichen Aufgaben zu lösen. Zudem sei Digitalisierung untrennbar mit Dekarbonisierung und dem Wandel der Demographie verbunden.

"Ein bisschen Veränderung hier, ein wenig dort und vor allem niemandem auf die Füße treten - so kommen wir nicht weiter", sagte Bitkom-Präsident Achim Berg auf dem Digital-Gipfel der Bundesregierung. "Wir müssen jetzt sehr schnell und sehr konsequent Verwaltungen und Unternehmen durchdigitalisieren. Wir brauchen eine digitale Zeitenwende in Deutschland und müssen mehr Digitalisierung wagen. Wir müssen raus aus der in Deutschland dominanten Risikoperspektive und rein in die Chancenperspektive. Wir brauchen eine neue, offene Kultur des Datenteilens und mehr Open Data in Deutschland."

Nach Angaben von Bitkom könnten 41 Prozent der CO2-Einsparziele der Bundesregierung bis 2030 allein durch eine beschleunigte Digitalisierung erreicht werden. Datenbasierte digitale Lösungen wären zudem auch unabdingbar für eine effizientere Mobilität, eine individuelle medizinische Versorgung, neue Lernformen in den Schulen oder eine am Bedarf angepasste Energieversorgung.

Einer Umfrage des Verbands zufolge sieht die Mehrheit der Bundesbürger dies ähnlich. Demnach sind 56 Prozent der Meinung, in Deutschland sollten mehr Daten genutzt werden, etwa zur Bekämpfung von Pandemien oder zur Steuerung von Verkehrsflüssen. Rund ein Drittel (37 Prozent) will dagegen die Nutzung von Daten stärker einschränken, um die Gefahr von Missbrauch zu verhindern.

Zugleich gebe es eine große Bereitschaft, eigene Daten zur Verfügung zu stellen. 70 Prozent wären dazu im Grundsatz bereit, wenn damit gesellschaftliche Herausforderungen wie etwa Klimaschutz oder Gesundheitsversorgung angegangen werden könnten, so das Ergebnis der Bitkom-Umfrage. Und 59 Prozent verlangten, dass die öffentliche Verwaltung ihre Daten grundsätzlich veröffentlicht, wenn diese anonymisiert sind und keine wichtigen Gründe dagegenstehen. "Die angekündigte Datenstrategie der Bundesregierung kann hier einen wichtigen Beitrag leisten. Dabei müssen jetzt alle an einem Strang ziehen, sie darf nicht zwischen den Ministerien zerrieben werden", sagte Berg.

Notwendig sei zudem, dass angesichts von 137.000 unbesetzten Stellen für IT-Experten das strukturelle Fachkräfteproblem gelöst wird. Dabei könne auch der angekündigte Digitalpakt 2.0 für die Schulen einen wichtigen Beitrag leisten. "Der Fachkräftemangel bremst das Digitale Deutschland an allen Ecken und Enden - und das, obwohl der demographische Wandel im Arbeitsmarkt noch gar nicht richtig begonnen hat", sagte Berg.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

DJG/aat/apo

(END) Dow Jones Newswires

December 09, 2022 03:38 ET (08:38 GMT)