FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 23. Juni 2021. FRANKFURT. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank, die am Tag unserer vorherigen Stimmungserhebung zu Ende gegangen war, auch das Handelsgeschehen hierzulande stark beeinflusst hat. Dabei war es nicht nur die Erkenntnis, dass eine Mehrheit des Komitees eine erste US-Leitzinserhöhung nunmehr nicht erst 2024, sondern bereits mit Ablauf des Jahres 2023 sieht. Vielmehr sorgten einige Statements von FOMC-Mitgliedern im Anschluss an die Notenbanksitzung, insbesondere vor dem Wochenende, für Aufregung und eine Achterbahnfahrt der Aktienkurse. Der DAX berührte dabei beinahe das untere Ende der von uns anvisierten ersten Nachfragezone mit einem temporären Tief von rund 15.310 Zählern, um sich danach - wie schon häufiger in den vergangenen Monaten - umso eindrucksvoller wieder zu erholen.

Denn es stellte sich heraus, dass die US-Notenbank die vergleichsweise hohe Inflation aus den Monaten April und Mai anscheinend wie gehabt - trotz zeitweise anderslautender Kommentare - doch als ein vorübergehendes Phänomen betrachtet. Kurzum: Das Börsenbarometer hat zwischenzeitlich große Teile seines Verlustes seit vergangenen Mittwoch wettgemacht und liegt im Wochenvergleich mit einem Minus von 0,5 Prozent beinahe dort, wo es sich vor dem Ende der US-Notenbanksitzung befunden hatte.

Strategie hat funktioniert

Im gleichen Zuge hat sich die Stimmung der institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont deutlich verbessert: Unser Börse Frankfurt Sentiment-Index steigt um satte 25 Punkte auf einen neuen Stand von +5; es handelt sich um den bisher höchsten Index-Stand in diesem Quartal. Mit anderen Worten: Die Investoren scheinen auf große Einkaufstour gegangen zu sein. Denn zwei Drittel der neuen Optimisten rekrutieren sich aus ehemaligen Pessimisten, die nicht nur Gewinne am zwischenzeitlich abgetauchten DAX realisiert, sondern ihre Engagements gleichwohl um 180 Grad auf bullish gedreht haben dürften. Das verbleibende Drittel hat lediglich Gewinne mitgenommen und sich an die Seitenlinie begeben. Bereits vor zwei Wochen hatte sich angedeutet, dass ein Teil der Investoren mithilfe von DAX-Rücksetzern seine Performance aufbessern wollte - ein Vorhaben, das offensichtlich geglückt ist.

Weniger Aktivität vermelden wir bei den Privatanlegern. Deren Börse Frankfurt Sentiment-Index ist nämlich gerade einmal um 5 Punkte auf einen neuen Stand von +4 gestiegen. Dabei geht dieser Anstieg fast vollumfänglich auf Gewinnmitnahmen vormals bearish eingestellter Anleger, die ihre Engagements glattgestellt haben, zurück.

Neuer Optimismus könnte DAX belasten

Damit ist die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren, die während der vergangenen beiden Wochen besonders deutlich gewesen war, praktisch verschwunden - beide Panels liegen nunmehr fast gleichauf. Was die institutionellen Investoren angeht, mag der Optimismus trotz des massiven Stimmungswechsels auf den ersten Blick immer noch verhalten aussehen. In der relativen Betrachtungsweise fällt allerdings bei Sicht auf die vergangenen drei Monate auf, dass es sich sogar um den höchsten Optimismus (relativer Indexwert: rd. +19) handelt, den wir in diesem Zeitfenster in diesem Jahr bislang beobachten konnten.

Auf Sicht von sechs Monaten fällt der Optimismus der Investoren allerdings nicht aus dem Rahmen. Dies mag der Tatsache geschuldet sein, dass wir vor allen Dingen im ersten Quartal dieses Jahres weitaus höhere Sentiment-Werte festgestellt haben. Dennoch stellt der Stimmungswechsel bei den institutionellen Investoren eine gewisse Belastung für den DAX dar. Denn es ist durchaus anzunehmen, dass die bearishen Engagements aus den Vorwochen auf höherem Niveau, vermutlich zwischen 15.850 und 15.900 DAX-Zählern, also auf künftigen Allzeithochs, erneut eröffnet werden. Gleichzeitig hat sich die Nachfragesituation an der Unterseite verschlechtert, so dass DAX-Zukäufe nur im Gegenzug für eine saftige Risikoprämie (15.100?) zu erwarten sind.

23. Juni 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)