FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 24. November 2021. FRANKFURT. Profis wie private Anleger bewegen sich kaum von ihren Positionen weg, vermutlich reichen die Gewinne noch nicht. Ein gutes Signal für Joachim Goldberg.

Wer seit vergangenem Mittwoch auf fallende Aktienkurse gesetzt hat, scheint bisher alles richtig zu machen. Dies gilt auch für einen Teil der von uns befragten institutionellen Investoren, deren Abkehr von der Hoffnung auf steigende Aktienkurse seit mehr als zwei Wochen unverkennbar ist. Ob dabei die DAX-Korrektur von 2 Prozent im Wochenvergleich für diese Gruppe bislang genügend Grund zur Freude bot, sei einmal dahingestellt, denn entscheidend hierfür ist der Einstandspreis ihrer Engagements. Immerhin: Es handelt sich um Positionen gegen den internationalen Trend, wie die der vergangenen Woche publizierte Umfrage der Bank of America deutlich gemacht hat. Aber die Skepsis spiegelt womöglich auch Inflationsängste und - daraus resultierend - die Angst vor einem möglicherweise beschleunigten Tapering-Tempo, einem schnelleren Zurückfahren der Wertpapierkäufe der US-Notenbank, wider. Nicht zu vergessen die rasante Entwicklung der vierten Covid-19-Welle hierzulande.

Nicht aus Angst-Motiven

Zumindest sollte es nicht verwundern, dass sich die institutionellen Investoren mit mittelfristig orientiertem Handelshorizont bei der heutigen Sentiment-Umfrage kaum bewegt haben. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gerade einmal um einen Punkt auf einen Stand von 0 Punkte gefallen. Allerdings hat sich die Polarisierung zwischen Bullen und Bären (wenngleich nur in geringfügigem Maße) erhöht. Unter dem Strich wird deutlich, dass der Hang zu Gewinnmitnahmen aus den während der vergangenen beiden Wochen deutlich gestiegenen Short-Engagements aus zweierlei Gründen kaum vorhanden ist. Zum einen, weil sich die vorsichtige Haltung der Investoren bestätigt hat. Zum anderen - und dies ist wahrscheinlich der gewichtigere Grund - ist die bisherige Korrektur offenbar nicht deutlich genug ausgefallen, um Pessimisten in größerem Stile zu Rückkäufen zu bewegen.

Bei den Privatanlegern hat sich auf der anderen Seite etwas mehr bewegt. In diesem Panel ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index immerhin um 3 Punkte auf einen neuen Stand von +23 gefallen, da es zu Gewinnmitnahmen einiger Optimisten gekommen ist. Allerdings sind diese direkt zu den neutral gestimmten Akteuren abgewandert - per Saldo gab es also keine direkten neuen bearishen Engagements.

Alle wollen das Gleiche

Damit hat sich an der breiten Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren kaum etwas geändert. Auf der einen Seite sehen wir, dass die Privatanleger offenbar kaum befürchten, ihre aufgelaufenen Gewinne könnten dahin schmelzen. Vielleicht auch aus der Erfahrung heraus, dass in diesem Jahr bislang auch größere Korrekturen als die derzeitige vom DAX gut weg gesteckt wurden und letztlich in eine Fortsetzung des Aufwärtstrends mündeten.

Allerdings spricht auf der anderen Seite nicht viel dafür, dass die institutionellen Investoren die derzeitige Situation im Großen und Ganzen anders einschätzen als ihre privaten Pendants. Denn sonst müsste sich die eingangs erwähnte Situation viel stärker in einer Sentiment-Veränderung zum Negativen widerspiegeln. Ein Grund mehr, um davon auszugehen, dass bei den Institutionellen überwiegend Positionen und vor allem deren jeweiligen Einstandspreise das Hauptmotiv für ihre momentane Zurückhaltung bilden. Dass es bislang noch nicht zu stärkeren Rückkäufen gekommen ist, dürfte auf eine zu magere Performance zurückzuführen sein.

Damit hat sich die Situation für den DAX gegenüber der Vorwoche nicht wesentlich verschlechtert, zumal auf niedrigerem Niveau mit besserer Nachfrage vor allen Dingen aus institutionellen Quellen gerechnet werden kann. Zumindest bedeutet der jüngste Rücksetzer nicht das Aus für eine mögliche Jahresschlussrallye, denn im Grunde suchen auch die heimischen Investoren nach einem günstigen Einstieg.

24. November 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)