FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Bankaktien haben dieses Jahr Rückenwind durch steigende Zinsen erhalten - und sich deutlich besser entwickelt als die Aktien anderer Branchen. Auch die Quartalszahlen vieler Finanzinstitute fielen erfreulich aus.

28. Mai 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Als die Deutsche Bank (DE0005140008) Ende April ihre Zahlen für das erste Quartal veröffentlichte, hüpfte der Aktienkurs um über 10 Prozent nach oben. Aktuell liegt der Kurs auf einem Dreijahreshoch. Damit steht die Deutsche Bank nicht alleine: Der europäische Bankenindex Stoxx Europe 600 Banks ist seit Jahresanfang um 29 Prozent gestiegen - deutlich mehr als der markbreite Stoxx Europe 600, der nur auf 11 Prozent kommt.

Mit der jüngsten Aufholjagd hat der Bankenindex die kräftigen Verluste aus dem Corona-Frühjahr 2020 fast wettgemacht. Der globale Industrieländerbankenindex MSCI World Financials, der auch viele US-Banken abbildet, hat das Vor-Corona-Niveau sogar längst überschritten. "Im Vergleich zu den US-Banken stehen die europäischen Banken noch etwas schlechter dar", bemerkt Michael Arras von Oddo BHF. "Das für die europäischen Institute wichtige Privatkundengeschäft läuft pandemiebedingt nicht so gut, außerdem belasten die Strafzinsen, die die Banken an die EZB bezahlen müssen."

US-Banken mit "hervorragende" Zahlen

Alle Banken profitieren vom aktuellen Zinsanstieg, doch in den USA sind die Zinsen noch deutlicher gestiegen als in Europa. Weit über dem Vor-Corona-Niveau notiert mittlerweile die Aktie von Goldman Sachs (US38141G1040). Aktuell liegt der Kurs an der Börse Frankfurt bei 300,30 Euro nach 211 Euro zu Jahresanfang und 220 Euro vor dem Corona-Crash. "Die Zahlen für das erste Quartal waren hervorragend", berichtet Arras. Der US-Investmentbank kamen boomender Wertpapierhandel und Kapitalmarktgeschäft zugute, sie erzielte einen Überschuss von rund 6,7 Milliarden US-Dollar - so viel wie noch nie in einem Quartal. "Jetzt geht Goldman Sachs auch mit dem Vermögensverwaltungsgeschäft nach China, das dürfte neues Potenzial eröffnen." Überproportionale Erträge könnte laut Arras auch der Kryptowährungshandel bringen. In diesem Bereich ist Goldman seit neuestem wieder mit einem eigenen Handelsteam aktiv.

Auch US-Banken wie JP Morgan (US46625H1005) und Wells Fargo (US9497461015) legten sehr gute Quartalszahlen vor. Die Citigroup (US1729674242) schnitt im ersten Quartal besser ab als erwartet und verdreifachte den Gewinn. "Das lag aber vor allem an der Auflösung von Rückstellungen", bemerkt Arras. Mit aktuell 63,31 Euro hat der Kurs das Vor-Corona-Niveau auch noch nicht wieder erreicht - trotz Plus von 27 Prozent in diesem Jahr.

Auch viele europäische Banken überzeugen

Neben der Deutschen Bank glänzten auch andere europäische Banken, etwa Société Générale(FR0000130809) und die BNP Paribas, wie Roland Stadler von der Baader Bank feststellt. Aufgrund eines starken Aktiengeschäfts lagen die Zahlen der Société Générale klar über den Erwartungen. Die Aktie wird aktuell zu 25,34 Euro gehandelt - ein Plus von 46 Prozent in diesem Jahr. Auf ein Kursplus von immerhin 24 Prozent seit Jahresanfang kommt BNP Paribas (FR0000131104). Die Rückstellungen fielen im ersten Quartal geringer aus als erwartet. "Außerdem lief der Aktienhandel gut, im Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen gingen die Erträge im Jahresvergleich allerdings deutlich zurück."

Spaniens Großbank Santander (ES0113900J37) legte sogar das beste Quartal seit 2010 hin - wegen eines brummenden US-Geschäfts, geringerer Kosten und niedrigerer Vorsorge. Die Aktie hat seit Jahresanfang um 29 Prozent zugelegt. Trotz kräftigem Kurszuwachs in diesem Jahr bewegt sich die Aktie der ABM Amro Group (NL0011540547) noch weit unter dem Niveau von Anfang 2020. "Die Quartalszahlen waren gut, wegen der Verstrickungen in den Geldwäscheskandal der Danske Bank musste ABN Amro aber eine Strafe von 480 Millionen Euro zahlen", bemerkt Arras.

"Kosten müssen weiter fallen"

Richtig erwärmen für die Branche können sich allerdings weiter nur wenige Analysten. Zu groß sind die Herausforderungen durch Niedrigzins, zunehmende Regulierung, Digitalisierung und Konkurrenz durch Fintechs und Tech-Konzerne. So dominieren bei den Einstufungen für die Société Générale und die Deutsche Bank die "Halten"-Empfehlungen. Bei Goldman Sachs, Santander und BNP Paribas raten hingegen viele Analysten zum Kauf. "Wie sich Bankaktien weiterentwickeln, hängt unter anderem vom Aktienmarkt ab - und davon, ob die Banken die Kosten weiter reduzieren können", stellt Arras fest. Denn der Personalabbau bleibe in Europa großes Thema. "Die Konzentration in der Branche wird sich wohl fortsetzen und die Automatisierung fortschreiten." Stadler verweist auf die immer noch geltenden Minuszinsen. "Und mit Minuszinsen kann keine Bank leben."

von: Anna-Maria Borse

28. Mai 2021, © Deutsche Börse AG

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