FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 2018 läuft für viele chinesische Aktien derzeit alles andere als rund. Während Werte von Unternehmen wie Tencent, Great Wall Motor und Air China deutlich Federn lassen müssen, halten Telekommunikationskonzerne ganz gut dagegen.

16. August 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Chinesische Aktien scheinen derzeit nur eine Richtung zu kennen. Der in Shenzhen notierte Shanghai Composite Index verlor seit Anfang des Jahres von 4.087 auf 3.372 Punkte und damit gut 17 Prozent an Wert. Gleichzeitig büßte der Hang Seng China Enterprise Index von 12.068 auf 10.494 Zähler ein. Das entspricht einem Minus von etwas über 13 Prozent. Der Wert einzelner Aktien halbierte sich gar in diesem Jahr.

Die Hauptgründe für den Rückgang sieht Walter Vorhauser von der Oddo Seydler Bank in der Eskalation des Handelsstreits, der Abwertung der heimischen Währung und im schwachen Ausblick für die Wirtschaft. Das nachlassende Wachstum beunruhige Aktionäre. Deshalb zögen sich viele Anleger zurück. Das habe die Aktien einzelner Unternehmen besonders schwer getroffen. Noch ist die Talsohle nach Auffassung von Vorhauser nicht erreicht. Einige Analysten erkennen in der aktuellen Bewertung chinesischer Aktien bereits Einstiegsmöglichkeiten.

Abseits der Erfolgsspur befinde sich die Tencent-Aktie (WKN A1138D). Im Vorfeld der heute zur Veröffentlichung anstehenden Zahlen verlor der Wert des größten chinesischen Online-Konzerns auf Eurobasis über 8 Prozent, am Mittag notiert die Aktie um 36 Euro. Mit einer Gewichtung von 9,25 Prozent ziehe Tencent den Hang Seng Index insgesamt mit nach unten. "Der jüngste Einbruch hat unter anderem mit der Lizenzverweigerung der chinesischen Behörden für das Videospiel Monster Hunter zu tun", weiß Vorhauser. Die Sparte sei für das Schwergewicht wichtig und Monster Hunter ein Verkaufsschlager. Der Händler erwartet einen Umsatzanstieg um 34 Prozent für das zweite Quartal nach jeweils über 60 Prozent in den vergangenen Berichtsperioden. Den Gewinn taxierten Analysten mit 19,3 Milliarden US-Dollar um 6 Prozent höher. Sollten die Zahlen besser als erwartet ausfallen, könnte es nach Ansicht von Vorhauser durchaus eine kurzfristige Gegenbewegung geben.

Great Wall Motor: Neue E-Auto-Serie in der Pipeline

Mit einem Verlust von 47 Prozent seit Januar ist Great Wall Motor (WKN A0M4X0) auf Basis der Heimatwährung ebenfalls einer der größten Verlierer an der Börse in Hongkong, wie Roland Stadler feststellt. "Der Great Wall-Aktie setzt vermutlich ebenfalls der Streit um Strafzölle mit den Vereinigten Staaten zu", schätzt der Baader Bank Händler. Dabei stehe der Wert des chinesischen Herstellers von Elektrofahrzeugen mit einem Preis-Ertrags-Verhältnis von 5 gar nicht so schlecht da. "Auch verdient der Konzern im Gegensatz zum US-Konkurrenten Tesla (WKN A1CX3T) ganz gut." Bei der Einführung neuer Modelle mache Great Wall Motor viel Druck. Bis 2020 plane das Unternehmen mit der iQ-Serie und den Kleinfahrzeugen R1 und R2 die Einführung von drei neuen E-Stadtautos. Bis 2022 werde aller Voraussicht nach zudem ein Wasserstofffahrzeug startklar sein. Mit den neuen Varianten wolle Great Wall Motor die Lücke zu Konkurrenten wie Geely schließen. Für den Bau der neuen E-Mobile habe sich der Konzern mit BMW (WKN 519000) zusammengetan. Im Rahmen eines Joint Ventures würden künftig in der Provinz Jiangsu nördlich von Shanghai Elektrofahrzeuge vom Band laufen. Nur die Genehmigung von den Behörden stünde noch aus.

Air China: Mehr Fluggäste reichen nicht

Auch die Aktie von Air China (WKN A0M4WT) hat sich mit 0,70 Euro seit Jahresbeginn trotz steigender Passagierzahlen fast halbiert. Im Juli verbuche die staatliche Fluggesellschaft im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein um 8,8 Prozent höheres Fluggastaufkommen, zum Vormonat seien 5 Prozent mehr Menschen mit Air China geflogen. Unter anderem sorgten neue Flugrouten beispielsweise in Deutschland für zusätzliches Aufkommen. "Mit 63,15 Millionen Fluggästen läuft das Geschäft gut", urteilt Vorhauser. Allerdings belasteten die gestiegenen Treibstoffkosten die gesamte Branche. "Beim Ölpreis zeigt die Tendenz weiter nach oben."

Chinesische Telekommunikations-Konzerne schneiden übrigens Stadler zufolge durchweg besser ab. Etwa lägen die Aktien von China Mobile (WKN 909625) oder CK Hutchison (WKN A14QAZ) auf Basis der Gemeinschaftswährung nur leicht unter dem Niveau von Januar.

von: Iris Merker

16. August 2018, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)