FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Anleger setzen auf Staatsanleihen südeuropäischer Länder. Grenke gewinnt Vertrauen zurück. Eine Neuemission von Behrens soll die Rückzahlung einer fälligen Anleihe sichern. Anleger interessieren sich zudem für Bonds von UBM, SGL TransGroup und Biofrontera.

9. Oktober 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Steigende Corona-Infektionszahlen einerseits und eine weit geöffnet bleibende EZB-Tür für zusätzliche geldpolitische Maßnahmen andererseits treiben die Nachfrage nach Aktien, aber auch Staatsanleihen aus dem Euroraum. "Anleger suchen nach positiver Rendite", begründet Arthur Brunner von der ICF Bank das gesteigerte Interesse an Bonds der Peripherieländer. Damit verringerten sich die Spreads zu Anleihen bonitätsstarker Staaten noch weiter.

"Mit 0,856 Prozent bewegt sich die Rendite für zehnjährige griechische Staatsanleihen mittlerweile in etwa auf dem Niveau von US-Treasuries." Diese kämen derzeit bei gleicher Laufzeit auf 0,765 Prozent, Bundesanleihen rentierten mit minus 0,53 Prozent auf Wochensicht wenig verändert.

Wie schwer es auch für Versicherungen ist, in der anhaltenden Zinsflaute positive Erträge zu erwirtschaften, verdeutliche die jüngste Ankündigung des deutschen Branchenprimus. "Für neu abgeschlossene Lebensversicherungen reduziert Allianz ab 2021 die Garantiezusage von 100 auf 90 Prozent der eingezahlten Beiträge", informiert Brunner.

Neues Behrens-Angebot mit Umtauschoption

Eine neue fünfjährige Anleihe von Behrens (WKN A3H2SM) mit einem Kupon von 7,25 Prozent befindet sich Brunner zufolge derzeit in der Zeichnung. Mit der Aufnahme der geplanten 15 Millionen Euro wolle das Unternehmen den im November fälligen Wert (WKN A161Y5) mit einem Restvolumen von rund 16 Millionen Euro begleichen. Besitzern der Anleihe, die sich bis zum 2. November für einen Umtausch entscheiden, biete der Hersteller von Befestigungstechnik für Holz eine Sonderzahlung von 25 Euro plus die aufgelaufenen Stückzinsen.

Mittlerweile scheint eine Unterstützung für Behrens vom Land Schleswig Holstein in Höhe von zwei Millionen Euro gesichert, sofern die beantragte stille Beteiligung aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes bewilligt werde. Hierzu gebe es positive Signale.

Vertrauen in Grenke wächst wieder

Im Handel mit bestehenden Unternehmensanleihen sieht Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank Käufe in Grenke-Bonds. Ein bis 2022 laufender Wert (WKN A189PU) mit einem Kupon von 1,125 Prozent habe sich spürbar erholt. "Nach 74,5 Prozent am vergangenen Freitag, notiert der Wert aktuell um 85.5 Prozent." Gleichzeitig stehe eine in 2025 fällige Anleihe des Leasing-Spezialisten (WKN A2R98B) mit einem Kurs von 77 Prozent besser da als vor einer Woche.

Im Rahmen der Betrugsvorwürfe von Fraser Perring gegen Grenke hätten die Wirtschaftsprüfer der KPMG vor wenigen Tagen die ausgewiesenen Bankguthaben des Baden Badener Unternehmens zu über 98 Prozent bestätigt. Die von Firmenchef Wolfgang Grenke beauftrage Warth & Klein Grant Thornton prüfe die Vorfälle noch, ebenso laufe noch die Untersuchung der deutschen Finanzaufsicht BaFin im Zusammenhang mit den Anschuldigungen.

SGL TransGroup und Biofrontera bewegt die Gemüter

Eine 250 Millionen Euro schwere Anleihe von SGL TransGroup (WKN A2R9NL) mit Fälligkeit im November 2024 und einem Kupon von 6,75 Prozent wird Brunner zufolge von Privatanlegern tendenziell abgestoßen. Institutionelle Investoren hätten sich mit den Bonds hingegen eingedeckt. Auf Wochensicht liegt das Papier mit einem Anstieg von 97 auf 97,80 Prozent leicht im Plus.

Eine im Dezember 2021 fällige Biofrontera-Anleihe (WKN A3E454) mit einem Zins von jährlich nominal 1 Prozent würde ebenfalls rege, aber ausgeglichen gehandelt.

Neuer UBM-Deal überzeugt

Zumeist Käufe sieht Daniel in einer bis 2023 laufenden UBM-Anleihe (WKN A2RS14) mit einem Kupon von 3,125 Prozent. Der österreichische Immobilien-Konzern habe in dieser Woche seinen Anteil an 181 Wohnungen im Wiener Nordbahnviertel für rund 50 Millionen Euro an Vonovia veräußert. Das Gesamtprojekt werde voraussichtlich 2022 fertiggestellt. Aktuell kostet die Anleihe rund 96 Prozent.

von: Iris Merker

9. Oktober 2020, © Deutsche Börse AG

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