FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Viele Zertifikate-Anleger erkennen in den Kursen von DAX und Gold Luft nach
oben. Bei den Einzelwerten stehen Lufthansa und Linde im Mittelpunkt.
25. Juni 2020. Frankfurt (Börse Frankfurt). Auf viel Bewegung und eine über die
vergangenen Wochen positive Grundtendenz am deutschen Aktienmarkt reagieren
Zertifikate-Anlegern laut Händler überwiegend mit trendfolgenden Engagements.
"Marktteilnehmer handelten am liebsten den DAX sowohl runter, aber vor allem
rauf", berichtet Simon Görich von der Baader Bank.
"Kleinere schlechtere Nachrichten wurden zunächst quasi ignoriert." Erst mit
dem erneuten Corona-Ausbruch in China sei eine Phase der Besinnung eingetreten,
bevor der Wirecard-Schock zu deutlicheren DAX-Verlusten geführt habe. Ob der
Liquiditätsüberschuss an den Märkten gepaart mit einem "Anlagenotstand" weiter
positiv unterstützt, bleibe abzuwarten.
Überwiegend Optimistisch für den DAX
"DAX-Produkte stehen in unserer Umsatzstatistik ganz oben", meldet Anouch
Wilhelms von der Société Générale. Käufer eines gefragten eins zu eins DAX-
Indexzertifikats (WKN CJ8M7K) rechneten mit einer fortgesetzten Erholung der
Aktien deutscher Konzerne. Das gelte auch für ein beliebtes vierfach gehebeltes
Long-Zertifikats auf den DAX (WKN CJ2633). Mit dem rege gehandelten, im
Dezember 2020 fälligen Capped Reverse Bonus-Zertifikat auf den deutschen
Leitindex (WKN SR2UK8) setzten Investoren darauf, dass Der DAX bis zum
Laufzeitende die Barriere von 13.800 Punkten weder berührt noch überschreitet.
Unabhängig vom tatsächlichen Kurs wird dann ein Bonusbetrag von 85 Euro fällig.
"Anleger erhalten damit eine gewisse Absicherung."
Einige schwimmen gegen den Strom. Nach dem Kratzen an der Marke von 12.600
Punkten am Dienstag und den anschließenden Kurseinbußen sieht Kemal Bagci
vermehrt Wetten auf weiter fallende DAX-Notierungen. Ein Derivat auf den
deutschen Bluechip-Index (WKN PN00QS) mit einer Knock-out-Schwelle von 13.440
Punkten gehört dem BNP Paribas Händler zufolge zu den gefragtesten Produkten.
Gold überzeugt
Gold belegt in der Zertifikate-Umsatzstatistik der Société Générale als
Basiswert den zweiten Rang, wie Wilhelms feststellt. Seine Kunden legten sich
besonders häufig ein Indexzertifikat (WKN CU0QXV) sowie ein zweifach gehebeltes
Long-Produkt auf Gold (WKN CU0E6H) ins Depot.
Manuel Tulezi von der ICF Bank spricht von Nachfrage nach einem Gold-Produkt
(WKN PZ88W3) mit einer Knock-out-Schwelle von 1.465 US-Dollar pro Feinunze.
Zur Wochenmitte notierte Gold so hoch wie seit Oktober 2012 nicht mehr. Aktuell
ist eine Feinunze des Edelmetalls mit 1.760 US-Dollar etwas günstiger zu haben.
"An den US-Aktienmärkten blieb eine nennenswerte Korrektur angesichts
miserabler Konjunkturaussichten bislang zwar aus, viele Investoren versuchen
dennoch über den Kauf von Gold, ihr Vermögen zu schützen" begründet Bagci die
Nachfrage.
Nasdaq beflügelt die Fantasie
Mit einem klassischen Discount-Zertifikat (WKN CL1369) setzten Wilhelms Kunden
auf weitere Gewinne des technologielastigen Nasdaq. Erst gestern markierte das
100 US-Aktien umfassende Barometer ohne Finanzwerte einen neuen Rekord.
"Investierte Anleger lagen in den vergangenen Jahren meist richtig." Seit 2010
habe sich der Nasdaq-Stand mehr als verfünffacht.
Bitcoins gefragt
Auffällig viel Interesse macht Tulezi an einem in beide Richtungen gespielten
Bitcoin-Partizipationszertifikat ohne Laufzeitbegrenzung (WKN VL3TBC) aus.
Bitcoin bewege sich seit Mai eher seitwärts, aktuell kostet ein Bitcoin knapp
9.300 US-Dollar.
Lufthansa und Linde im Fokus
Bei den Einzelwerten konzentrierten sich Anleger auf Lufthansa und Linde.
Wilhelms spricht von Zuspruch für ein Hebelprodukt auf die deutsche
Fluggesellschaft (WKN CL860B) mit einer Knock-Out-Schwelle von 6,30 Euro. Die
heutige Entscheidung der Anteilseigner für oder gegen das Rettungspaket der
Bundesregierung in Höhe von neun Milliarden Euro scheint mit der signalisierten
Zustimmung des Großaktionärs Thiele wahrscheinlich.
Bagci registriert vermehrt Käufe eines vierfach gehebelten Long Zertifikats auf
Linde (WKN PF4LND). Zwar habe das Unternehmen das bisherige Gewinnziel
einkassiert. Konzernchef Steve Angel rechne aber ab dem dritten Quartal mit
einer leichten Erholung. "Der Krisenstimmung trotzen will er unter anderem mit
dem massiven Ausbau des Geschäfts mit grünem Wasserstoff."
Spekulationsobjekt Wirecard
Wenig überraschend gehört Wirecard nach Aussagen der Händler zu den
begehrtesten Basiswerten der vergangenen Woche. Allerdings sei das
Produktangebot auf den Bezahldienstleister mit dem Absturz der Aktie deutlich
reduziert. Viele Zertifikate seien verfallen.
von: Iris Merker
25. Juni 2020, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)