FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 7. Mai 2020. (FRANKFURT) Börse Frankfurt. Der Kurseinbruch ist Anlegern in einigen

Bereichen offenbar zu weit gegangen: Sie kaufen Fonds mit asiatischen Aktien oder

Aktien von Ölkonzernen. Ausgewählte deutsche und internationale Aktienfonds kommen

ebenfalls gut an, aber auch konservativere Misch- und Rentenfonds.

Nach dem großen Ausverkauf im März und den ersten April-Wochen wagen sich immer mehr

Fondsanleger vor und kaufen wieder, doch sind die Umsätze zurückgegangen. "Es ist

ruhiger geworden", stellt Jan Duisberg von der ICF Bank fest. "Kurschwankungen und

Volatilität sind weiter hoch, bei allerdings niedrigeren Umsätzen", berichtet Anja

Deisenroth-Boström von der Baader Bank. "Die DAX-Erholung bis auf 11.127 Punkte Ende

April glich schon einer rechten Kaufpanik und war dementsprechend ungesund schnell."

Am heutigen Donnerstagnachmittag liegt der DAX bei 10.700 Punkten, seit dem Tief vom

März bei 8.263 Zählern immer noch ein Plus von fast 30 Prozent.

Deutsche Aktienfonds: Ganz unterschiedlich durch die Krise

Zugegriffen wird laut Deisenroth-Boström bei DWS Deutschland (WKN 849096) und

Barings German Growth Trust (WKN A1CVHG), abgegeben würden hingegen der FT

Frankfurt-Effekten-Fonds (WKN 847805), der UniFonds (WKN 975020) und der Cominvest

Fondak (WKN 847101). An der Performance der Fonds in diesem Jahr kann das nicht

liegen: Während der DWS Deutschland seit Jahresanfang 21,2 Prozent und der Barings

German Growth Trust 22,9 Prozent verloren haben, kommt der FT Frankfurt-Effekten-

Fonds nur auf ein Minus von 18,9 Prozent, der UniFonds auf minus 16,5 Prozent und

der Fondak sogar nur auf minus 14,5 Prozent.

Im Bereich internationale Aktien kaufen Anleger laut Deisenroth-Boström den LBBW

Global Warming (WKN A0KEYM), den Comgest Growth World (WKN A0BK3M) und den DWS

Concept Platow (WKN DWSK62), während sie sich vom M&G Global Basics (WKN 797735)

trennen. Weiter gut an kommt der Dirk Müller Premium Aktien (WKN A111ZF).

"Allerdings ist der Zufluss nicht mehr so enorm wie im März und Anfang April",

stellt die Händlerin fest. Der Fonds hatte zu Anfang der Krise reüssiert, zuletzt

aber wieder verloren und verzeichnet seit Jahresanfang ein Minus von 1,7 Prozent.

Klimawende-Fonds vergleichsweise stabil

Auch der LBBW Global Warming hat sich im Vergleich zu anderen internationalen

Aktienfonds gut gehalten und in diesem Jahr nur 2,9 Prozent verloren. Auf Sicht von

fünf Jahren kann er sogar mit einem jährlichen Plus von 8,6 Prozent punkten. Der

Fonds investiert überwiegend in Unternehmen mit Produkten und Dienstleistungen, die

der globalen Erderwärmung entgegenwirken oder deren Folgen abmildern - etwa aus den

Bereichen Erneuerbare Energien, Versorger, Wasser, Nahrungsmittel oder

Forstwirtschaft. Top-Positionen sind aktuell der US-Mischkonzern Danaher Corp, der

US-Chiphersteller Nvidia, der niederländische Zulieferer für die Halbleiterindustrie

ASML, der Medizintechnikhersteller Boston Scientific und Microsoft.

Anleger von ESG-Fonds haben in der Corona-Krise eher an ihren Investments

festgehalten als Anleger konventioneller Fonds, wie Morningstar berichtet:

"Nachhaltigkeitsfonds bleiben auf Wachstumskurs, auch wenn das vorerst bedeutet,

dass die Einbußen weniger stark sind als beim europäischen Fondsuniversum

insgesamt." Morningstar zufolge sank im ersten Quartal das Vermögen in ESG-Fonds um

gut 10 Prozent auf 621 Milliarden Euro per Ende März. Dieser Rückgang stehe im

Kontrast zum Einbruch von gut 16 Prozent beim europäischen Fondsvermögen insgesamt.

Asiens Aktien: "Fondsanleger überwiegend auf Käuferseite"

Leicht überdurchschnittliche Umsätze meldet Deisenroth-Boström für asiatische Aktien

- mit einem "marginalen Kaufüberhang". "Im Schatten der Corona-Krise schwingt sich

die chinesische Wirtschaft wieder auf zu alten Höhen", bemerkt die Händlerin. Das

Schlimmste scheine dort überstanden, das spiegle auch der Leitindex CSI300 mit einem

Plus von 13 Prozent seit Mitte März wider. "Auch die Fondsanleger scheinen die

positiven Signale zu erkennen und sind überwiegend auf der Käuferseite unterwegs."

In den Portfolios landen der DWS Top Asien (WKN 976976), der JPM Pacific Equity (WKN

A0F6XG) und der FF ASEAN (WKN 973254), während der Baring Hong Kong China (WKN

933583) verkauft wird.

Ölkonzerne zu billig?

Infolge des Ölpreisverfalls registriert Duisberg hohe Umsätze von Energie-Fonds,

etwa dem BGF World Energy In US-Dollar (WKN 632995) oder Euro (WKN A0BMA5). Der BGF

World Energy setzt auf Unternehmen, die in der Erforschung und Erschließung von

Energiequellen bzw. der Energieerzeugung und -versorgung tätig sind, Schwergewichte

sind die großen Ölkonzerne Chevron, BP, Royal Dutch Shell, Total und Conocophillips.

"Nach einer großen Verkaufswelle sehen wir da nun durchaus wieder Käufer, die den

Preisrückgang bei Öl übertrieben finden." Rege gehandelt würden auch der Allianz

Global Metals and Mining (WKN A1H67A) und der Baring Global Resources (WKN 933588),

die beide in Rohstoffkonzerne investieren.

Rentenfonds für schwächere Nerven

Durch den Crash am Aktienmarkt finden auch konservativere Fonds wieder mehr

Anhänger, wie Duisberg außerdem feststellt. Beliebt seien etwa der Rentenfonds

Templeton Global Total Return (WKN A0KEDJ), der LGT Bond Global Inflation Linked

(WKN 964795) mit inflationsgeschützten Anleihen, der Mischfonds Patriarch Classic

TSI (WKN HAFX6Q) und der Rentenfonds Aramea Rendite Plus (WKN A0NEKQ).

Einige Immobilienfonds gut erholt

Im Bereich Immobilienfonds haben sich laut Duisberg der Grundbesitz Global (WKN

980705) und der Deka-ImmobilienGlobal (WKN 748361) nach dem heftigen Einbruch im

März stabilisiert. "Da sehen wir gute Umsätze auf beiden Seiten", berichtet der

Händler. Mit am besten durch die Krise gekommen sei der Fokus Wohnen Deutschland

(WKN A12BSB), dessen Kurs das Vorkrisenniveau wieder erreicht hat. "Das liegt wohl

daran, dass die Fondseinnahmen hauptsächlich aus Mieteinnahmen von Wohnimmobilien

stammen."

von: Anna-Maria Borse

7. Mai 2020, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)