FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Kräftig steigende Verbraucherpreise und die Aussicht auf eine weniger lockere Geldpolitik lassen die Renditen steigen. Immobilien-Anleihen standen wegen der Evergrande-Sorgen kurzzeitig auf den Verkaufslisten.

1. Oktober 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Aufwärtstrend der Renditen setzt sich fort, vor allem in den USA, aber auch hierzulande. "Anhaltende Inflationssorgen und die konkreter werdenden Signale der Fed für ein schrittweises Ende ihrer Anleihenkäufe lassen die Renditen an den globalen Staatsanleihemärkten steigen", erklärt Rentenanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank. Auch die Renditen von Bundesanleihen könnten sich dem nicht vollständig entziehen, würden aber durch die EZB-Politik gebremst.

Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt am Freitagmorgen bei minus 0,22 Prozent. "In der Spitze waren es diese Woche sogar minus 0,17 Prozent", bemerkt Arthur Brunner von der ICF Bank. Im August waren es noch minus 0,50 Prozent.

"Risiko von höherer Inflation auch 2022"

"Inflationssorgen sind nicht mehr so einfach vom Tisch zu wischen", meint Brunner mit Blick auf die neuesten Daten: Die Inflation hierzulande ist im September auf 4,1 Prozent zum Vorjahr geklettert, in der Eurozone - wie heute bekannt wurde - auf 3,4 Prozent.

Dabei hätten sich die jüngsten erheblichen Preissprünge bei Öl, Gas und Elektrizität noch nicht in der Inflation niedergeschlagen, wie Ulrike Kastens, DWS-Volkswirtin Europa, erklärt. Daher sei in den kommenden Monaten mit weiter anziehenden Inflationsraten zu rechnen. "2022 sollte sich zwar wieder eine gewisse Normalisierung einstellen. Das Risiko bleibt aber, dass zusammen mit anderen Problemen im Zuliefererbereich die Inflation 2022 doch höher ausfallen könnte, als dies bisher - auch von der EZB - erwartet wurde."

Evergrande-Kurse verharren auf niedrigem Niveau

Vorerst Ruhe eingekehrt ist im Fall des wankenden chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande. "Wir sehen keine Umsätze mehr, jetzt ist wohl Abwarten angesagt", erklärt Tim Oechsner von der Steubing AG. Die Kurse von Evergrande-Anleihen, etwa die der im kommenden April fälligen mit Kupon von 9,5 Prozent (XS1982036961), verharren auf niedrigem Niveau.

Aufgrund der Unsicherheiten um Evergrande waren zwischenzeitlich auch Anleihen anderer Immobilienunternehmen unter Druck geraten, wie Brunner berichtet. "Im Laufe der Woche hat sich das aber beruhigt." Betroffen waren etwa Papiere der Immobilienunternehmen Pandion (DE000A289YC5) und Eyemaxx Real Estate. Hohe Umsätze registriert hat der Händler zudem für den Büroimmobilieninvestor Preos Global Office Real Estate & Technology (DE000A254NA6) und für den Finanzinvestor für Gewerbeimmobilien Publity (DE000A254RV3) - in beide Richtungen beziehungsweise mit leichtem Verkaufsüberhang.

"Eher Verkäufe von Unternehmensanleihen"

Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank meldet überschaubare Umsätze mit Unternehmensanleihen in dieser Woche. "Tendenziell sind es auch mehr Verkäufe", stellt er fest, etwa bei FCR Immobilien (DE000A2TSB16) und Ekosem-Agrar (DE000A2YNR08). Umsätze auf beiden Seiten sieht er für eine bis 2022 laufende Stada-Anleihe mit Kupon von 1,75 Prozent (XS1213831362).

Fraport und 4Finance gesucht

Viel Kaufinteresse von Privatanlegern beobachtet Tim Oechsner für ein Papier des Flughafenbetreibers Fraport (XS2198879145) mit Kupon von 2,125 Prozent und Fälligkeit 2027, die aktuell gut 1 Prozent abwirft. Käufe und Verkäufe meldet er für einen Bond des Kasseler Düngemittelkonzerns K+S, der 2023 fällig ist und mit 2,625 Prozent verzinst wird (XS1591416679). Beim aktuellen Kurs von rund 102 Prozent ergibt das immerhin eine Rendite von 1,3 Prozent.

Extrem beliebt ist Oechsner zufolge diese Woche eine Anleihe des Fintechs 4Finance mit 11,25 Prozent Zins und Fälligkeit 2025 (XS1417876163). "Nach der Mitteilung von 4Finance, in Kürze die Zahlen für das zweite Halbjahr zu veröffentlichen, gab es sehr viele Käufe." 4finance ist Anbieter von mobilen und Online-Verbraucherkrediten, eigenen Angaben zufolge einer der größten in Europa. Kaum Kursbewegung löste die Ankündigung von Aurelius Equity Opportunities aus, die bis 2024 laufende Anleihe mit 4,25 Prozent (NO0010861487) aufzustocken, wie Brunner erklärt.

McDonalds mit Neuemission

Neues kam diese Woche unter anderem von McDonalds: Der Fast Food-Konzern kam mit einer bis 2028 laufenden Anleihe mit Kupon von 0,25 Prozent (XS2393236000) auf den Markt, wie Daniel berichtet. Zum aktuellen Kurs von 99,27 Prozent ergibt das eine Rendite von 0,355 Prozent. Die Mindestanlagesumme liegt allerdings bei 100.000 Euro.

von Anna-Maria Borse 1. Oktober 2021 © Deutsche Börse

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