FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Quartalssaison in der Eurozone ist in vollem Gange. Die zumeist überzeugenden Zahlen und Ausblicke der Firmen haben viele Akteure auf dem falschen Fuß erwischt. So erklären sich zumindest die Händler an der Frankfurter Börse die teils deutlich positiven Reaktionen der betroffenen Aktien.

16. November 2023. Der Halbleiter-Spezialist Infineon (DE0006231004) war zur Wochenmitte das beste Beispiel. Obwohl der Ausblick auf das laufende Quartal mit sinkenden Gewinnmargen etwas schwächer als von Analysten erwartet ausfiel, schoss der Aktienkurs gestern um neun Prozent in die Höhe. Ein Phänomen, das Roland Stadler von der Baader Bank in den vergangenen Wochen mehrfach beobachtet hat: "Die Erwartungen waren im Vorfeld sehr negativ. Schon leicht positive Zahlen reichen daher für starke Kursanstiege". Zum Teil würden die Aktien nach oben dann erst mal "kein Halten mehr kennen".

Adyen feiert glanzvolles Comeback

Das "spektakulärste Ding der vergangenen Wochen" war nach Ansicht des Händlers der niederländische Zahlungsdienstabwickler Adyen (NL0012969182). Dessen Aktie hatte sich nach den Mitte August vorgelegten Halbjahreszahlen mehr als halbiert, startete nun aber ein fulminantes Comeback. Statt der befürchteten weiteren Verlangsamung hat sich das Umsatzwachstum im dritten Quartal wieder beschleunigt. Gut kam zudem der mittelfristige Ausblick bis zum Jahr 2026 an. Die Analysten von Stifel loben dabei die "glaubwürdige Absehbarkeit" und sehen "ein gewisses Aufwärtspotenzial gegenüber den Konsensschätzungen". Der Aktienkurs konnte im Anschluss rund 50 Prozent zulegen.

Ansonsten standen laut Stadler zuletzt "eher konservative Titel" im Fokus, nachdem sich viele Anleger*innen bei den lange Zeit gefragten kleineren Werten "die Finger verbrannt haben". Ein aktuelles Beispiel dafür ist der amerikanische Wasserstoffkonzern Plug Power (US72919P2020). Dessen Aktie war innerhalb von gut zwei Jahren von unter einem Dollar bis auf über 75 Dollar explodiert. Nach einer Reihe von schwachen Zahlen notiert der ehemalige Pennystock mittlerweile aber nur noch bei rund vier Dollar. Vor kurzem enttäuschte das Unternehmen mit einem größer als erwarteten Quartalsverlust sowie der Ankündigung, frisches Kapital zu benötigen. Daraufhin hat sich der Kurs auf reduziertem Niveau noch einmal halbiert.

Dividenden werden zum Thema

Deutlich besser sieht es bei dem italienischen Energiekonzern Enel (IT0003128367) aus, dessen Aktie im bisherigen Börsenjahr um 23 Prozent gestiegen ist und allein seit dem Zwischentief im Oktober gut 13 Prozent zulegen konnte. Hier erhöhte der Vorstand in der vergangenen Woche auf Basis des nach neun Monaten mehr als verdoppelten Gewinns seine Jahresprognose. Beim bereinigten Nettoergebnis wird nun mit einem Gewinn zwischen 6,4 und 6,7 Milliarden (zuvor: 6,1 bis 6,3 Milliarden) Euro gerechnet, was an der Börse gut ankam. Zudem wurde eine Anhebung der Zwischendividende um 7,5 Prozent gegenüber Januar angekündigt.

Die regelmäßige Ausschüttung ist auch bei der spanischen Telefonica (ES0178430E18) stets ein Thema. "Als konservativer Titel mit einer hohen Dividendenrendite von 7 bis 8 Prozent steht die Aktie immer mal wieder im Fokus" berichtet Stadler. Zur Freude der Kundschaft hat der Vorstand nun avisiert, die Dividende bis 2026 mindestens auf dem aktuellen Niveau halten zu wollen. Darüber hinaus sollen in diesem Zeitraum Umsatz und EBITDA jeweils leicht gesteigert und die Verschuldung gesenkt werden. Nachdem der Aktienkurs zuvor unter der angekündigten Übernahme der Tochter Telefonica Deutschland etwas gelitten hatte, sorgten die Quartalszahlen und der positive Ausblick wieder für bessere Stimmung. Seit Jahresbeginn liegt die Aktie immerhin mit gut zehn Prozent vorne.

Airbus bringt sich laufend ins Gespräch

Noch etwas besser ist das Kalenderjahr bislang für die Aktie von Airbus (NL0000235190) gelaufen, die auf eine Performance von gut 18 Prozent kommt. Die vergangene Woche vorgelegten Zahlen lagen nach Ansicht des Baader Bank-Spezialisten zwar nur im Rahmen der Schätzungen. Dafür gebe es bei dem Flugzeugbauer aber regelmäßig einen leicht positiven Newsflow. "Damit bleibt Airbus immer im Gespräch", erklärt Stadler und verweist ganz aktuell auf die am Dienstag gemeldete Bestellung von Egyptair über die Lieferung von zehn Flugzeugen des Typs A350-900s. Genau solche "soliden Werte" standen in den vergangenen Wochen recht häufig auf den Einkaufszetteln der Anleger*innen.

Von Thomas Koch, 16. November 2023 © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)