FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Was macht die US-Notenbank, was die EZB, und vor allem wie oft noch? Das beschäftigt am Anleihenmarkt weiter. Wegen der Unsicherheit dominiert Zurückhaltung. Im Handel mit Unternehmensanleihen sind Grenke, Meta und Metalcorp gefragt.

12. August 2022 Frankfurt (Börse Frankfurt). Der Zinserhöhungskurs der Notenbanken ist weiter marktbeherrschendes Thema. "Dies Woche drehte sich alles um die aktuellen Inflationszahlen in den USA", berichtet Arthur Brunner von der ICF Bank. Nach 9,1 Prozent im Juni ist die US-Inflationsrate im Juli deutlich gesunken, und zwar auf 8,5 Prozent. Erwartet worden waren 8,7 Prozent.

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Aus den Inflationsdaten werden Rückschlüsse auf das Vorgehen der Notenbank gezogen: Fällt die Inflation niedriger aus, müsste die Fed die Zinsen weniger stark anheben. Entsprechend gingen die Renditen am Markt zurück - allerdings nur kurz. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel auf 0,87 Prozent, am Freitagmorgen sind es aber wieder 1 Prozent. Dennoch: Im Vergleich zum Juni ist dies wenig. Damals waren es in der Spitze 1,92 Prozent. Rezessionsängste machen sich bemerkbar.

Die große Frage: Wann enden die Zinserhöhungen?

Anleiheanleger agierten weiterhin vorsichtig, wie Tim Oechsner von der Steubing AG feststellt. "Es ist nach wie vor nicht ganz klar, in welche Richtung sich die Wirtschaft entwickelt und wie die Haltung der US-Notenbank Fed zu weiteren Zinsschritten aussehen wird." Die Zeit für eindeutige Positionierungen am Markt sei noch nicht da.

Laut Analyst Ulrich Wortberg von der Helaba besteht bei der US-Notenbank großer Konsens, der noch immer viel zu hohen Inflation mit weiteren Zinserhöhungen zu begegnen. "Selbst ein erneuter Schritt um 75 Basispunkte scheint für die nächste Notenbanksitzung im September wieder auf dem Tisch zu liegen." Allerdings seien nicht so sehr die kurzfristig anstehenden Entscheidungen zur Geldpolitik eine Gratwanderung. "Wichtiger ist die Frage, an welchem Punkt die Zinserhöhungen beendet werden, um eine Rezession zu vermeiden."

"Renditen vorerst auf niedrigem Niveau"

Nach Einschätzung von Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, wird sich die Rendite bis zum Jahresende weiter auf diesen gedrückten Niveaus bewegen. Die Rezessionsängste nähmen sowohl im Euroraum als auch in den USA zu und die Notenbanken dürften ihren Straffungskurs beenden. "Mit nachhaltig höheren Renditen ist erst zu rechnen, wenn die Anleger vielleicht Mitte 2023 beginnen, durch die Gaskrise und die Rezession hindurchzuschauen."

Italien? Die EZB wird es schon richten

Italien ist aus dem Fokus geraten - trotz anstehender Wahlen Ende September und dem voraussichtlichen Erstarken europakritischer Parteien. Die Renditeaufschläge italienischer Staatsanleihen sind zuletzt wieder etwas gefallen. "Dabei haben zwei der drei wichtigen Rating-Agenturen ihren Ausblick für italienische Staatsanleihen heruntergenommen", bemerkt Hauke Siemßen von der Commerzbank. Auf kurze Sicht rechnet die Bank mit einem weiteren Rückgang der Spreads. "Die EZB dürfte Italien bei ihren flexiblen PEPP-Reinvestitionen weiterhin bevorzugen, außerdem dürften die derzeitigen Renditeniveaus für bestimmte Investoren eine attraktive Einstiegsgelegenheit bieten."

Zugreifen bei Grenke

Insgesamt bleibt es auch ferienbedingt ruhig im Anleihehandel, wie Oechser meldet. "Umsätze und Liquidität in den Papieren sind gering, da viele Marktteilnehmer im Urlaub sind." Auch auf dem Markt für Neuemissionen im Euroraum herrsche aktuell Sommerpause. Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank meldet ebenfalls einen sehr ruhigen Handel. "Anleger sehen derzeit einfach keinen Handlungsbedarf und halten an ihren Investments fest."

Brunner meldet Käufe für zwei Grenke Finance-Anleihen, die eine mit Kupon von 3,95 Prozent und Fälligkeit 2025 (XS2155486942), die andere mit 1,5 Prozent und Fälligkeit 2023 (XS1910851242). Ebenfalls gut an komme die Anleihe von Media and Games Invest, die bis 2024 5,75 Prozent bietet (SE0015194527).

Interesse an Meta und Metalcorp, Bonus für Schalk-Fans

Das Debüt der Facebook-Mutter Meta Platforms am Anleihemarkt verlief Oechsner zufolge positiv. Die vier auf US-Dollar lautenden Tranchen mit Stückelung von 2.000 US-Dollar (USU59197AB66, USU59197AD23, USU59197AF70, USU59197AE06) haben Laufzeiten von 5 bis 40 Jahren und bieten Kupons von 3,5 bis 4,65 Prozent. "Kunden erkundigen sich."

Weiter hohe Umsätze auf Geld- und Briefseite sieht Oechsner in Anleihen von Metalcorp (DE000A3KRAP3, DE000A19MDV0), einem weltweit tätigen Dienstleister in der Metall- und Mineralienindustrie. "Metalcorp Group hat ein Rekordergebnis für das erste Halbjahr gemeldet mit einem signifikanten Umsatzanstieg auf 511 Millionen Euro." Die Papiere bieten 8,5 Prozent bis 2026 beziehungsweise 7 Prozent bis Oktober 2022.

Halter der im April emittierten Schalke-Anleihe bekommen ab heute einen Bonus. "Das ist der Aufstiegsbonus von 2 Prozent", erklärt Brunner. Die Anleihe läuft bis 2027 und hat einen Kupon von 5,5 Prozent (DE000A3MQS49).

von: Anna-Maria Borse, 12. August 2022, © Deutsche Börse AG

Über die Autorin

Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.

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