FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 27. Januar 2016. Die Unsicherheit an den Märkten hält an. Je nach Nachrichtenlage werden ETFs mal verkauft, dann wieder gekauft.

Das billige Öl wird an der Börse längst nicht mehr als Segen gesehen, sondern als massives Problem - und der Ölpreis gibt derzeit den Takt vor. "Alles schaut auf Öl", kommentiert Marco Salaorno von der Société Générale. Vergangenen Mittwoch war der DAX wegen der Sorgen um das "schwarze Gold" unter 9.315 Punkte gerutscht - den tiefsten Stand seit Dezember 2014. Dem folgte allerdings, ausgelöst durch einen steigenden Ölpreis und Hoffnungen auf weitere geldpolitische Maßnahmen der EZB, eine kräftige Erholung bis auf 9.765 Zähler am Freitag. In dieser Woche schwächelt der DAX aber schon wieder, nach einem kleinen Minus am Montag notiert der Index am Dienstagmittag bei 9.687 Punkten. Der Grund: Der Ölpreis ist wieder unter 30 US-Dollar gerutscht.

Abgaben, aber keine Verkaufswelle

Mit den hohen Schwankungen an den Märkten haben ETF-Händler weiterhin viel zu tun. Sascha Cronemeyer von der Commerzbank berichtet von einer sehr aktiven Woche. "Wir hatten 39.000 Transaktionen, der Durchschnitt 2015 lag bei knapp 30.000." Unter dem Strich habe ein kleiner Käuferüberhang gestanden. "Von einem Ausverkauf konnte ohnehin nicht die Rede sein. Die Marktteilnehmer blieben besonnen." Salaorno meldet in der Summe etwas mehr Verkäufe. "Erst wurde verkauft, dann gekauft." Eine Rückkehr der Käufer auf breiter Front sei bislang aber ausgeblieben. "In der neuen Woche ist etwas weniger los", ergänzt Cronemeyer. "Käufer halten sich noch zurück." Auch laut Marcel Sattler von der ICF Bank verläuft der Handel aktuell "einigermaßen ruhig".

Aktien-ETFs im Fokus

Vergangene Woche waren es einmal mehr die großen Aktien-ETFs, die im Mittelpunkt des Interesses standen, also DAX- (WKN 593393, DBX1DA, ETFL01), Euro Stoxx 50- (WKN 593395, 935927, ETFL02), S&P 500- (WKN 622391) und MSCI World-Tracker (WKN A0HGV0). Bei der Commerzbank dominierten in DAX- und Euro Stoxx-Indexfonds die Zuflüsse, in S&P 500- und MSCI World-ETFs die Abflüsse. Die SocGen meldet überwiegend Abgaben in den Bluechips. Fortgesetzt haben sich laut Salaorno auch die Verkäufe von Small und Mid Caps, also Aktien kleiner und mittelgroßer Unternehmen, etwa mit dem iShares MDAX (WKN 593392).

Sehr stark gehandelt wurden Cronemeyer zufolge auch japanische Aktien. "Eine klare Richtung ist aber nicht erkennbar." Salaorno hat größere Zukäufe von japanischen Aktien in der zweiten Wochenhälfte beobachtet. Der iShares MSCI Japan Euro Hedged (WKN A1H53P) konnte zuletzt zumindest einen kleinen Teil seiner jüngsten Verluste wettmachen.

Weiter kein Interesse an Emerging Markets

Eindeutig auf den Verkaufslisten stehen unterdessen weiterhin Emerging Markets-Aktien, wie die Händler berichten. Schwellenländer-ETFs wie der db x-trackers MSCI Emerging Markets (WKN DBX1EM) haben zwar zuletzt etwas Boden gutmachen können, seit vergangenem April hat der Indexfonds aber immer noch rund ein Drittel an Wert abgegeben.

Wie die Deutsche Bank in ihrem ETF Annual Review & Outlook feststellt, haben Schwellenländer-ETFs 2015 weiter in der Gunst der Anleger verloren: Weltweit verzeichnete die ETP-Branche 2015 den Berechnungen zufolge Rekordzuflüsse von 374 Milliarden US-Dollar nach 329 Milliarden 2014 und 227 Milliarden 2013. Auf die größten Nettozuflüsse kamen Aktien-ETFs mit 261 Milliarden US-Dollar, gefolgt von Renten-ETFs mit 105 Milliarden US-Dollar. Innerhalb der Aktien-ETFs machten Industrieländer-Indexfonds den größten Anteil aus, Schwellenländer-ETFs verbuchten hingegen Nettoabflüsse von 18 Milliarden US-Dollar. "Grund war die Unsicherheit bezüglich des chinesischen Aktienmarktes, der starke US-Dollar sowie schwache Rohstoffpreise", heißt es in dem Bericht.

Bankenbranche leidet

Auch mit Bankaktien ist derzeit nicht viel zu holen, vergangene Woche wurden sie abermals abgestraft. "In Banken-ETFs (WKN 628930) gab es massiv Verkäufe", stellt Cronemeyer fest. Befürchtet werden Kreditausfälle durch die schlechte Verfassung der Ölbranche. ETFs, die die Öl- und Gasbranche abbilden, wurden ebenfalls rege gehandelt. Mit dem zwischenzeitlichen Ölpreisanstieg positionierten sich Anleger Salaorno zufolge im Lyxor Stoxx Europe Oil & Gas (WKN LYX0A9). "Wer Mitte vergangener Woche eingestiegen ist, kommt immer noch auf ein Plus." Seit April vergangenen Jahres hat der ETF aber fast 30 Prozent an Wert eingebüßt.

Ansonsten flogen bei der Commerzbank noch Immobilien-ETFs aus den Portfolios, gesetzt wurde stattdessen auf Indexfonds, die die Energiebranche abbilden. "Die Zuflüsse gab es in die Ölpreiserholung hinein", erläutert Cronemeyer.

Umschichtungen bei Renten-Indexfonds

Im Handel mit Renten-ETFs trennten sich Anleger tendenziell von Risiko-Assets und setzten auf Sicherheit. Laut SocGen waren Unternehmensanleihen gesucht, etwa über den iShares Euro Corporate Bond (WKN 251124). Riskanteres war hingegen unbeliebt, etwa der iShares US-Dollar High Yield Corporate Bond (WKN A1H5UN), der sich auf hochverzinsliche Unternehmensanleihen bezieht, und der Amundi Government Bond Lowest Rated Euromts Investment Grade (WKN A1C0B7), der an europäische Staatsanleihen unterhalb des AAA-Rating gekoppelt ist. Kunden der Commerzbank griffen bei Unternehmensanleihen zu und verkauften Geldmarktprodukte.

von: Anna-Maria Borse

© 27. Januar 2016 - Deutsche Börse AG

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