FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 14. Oktober 2020. FRANKFURT. Seit unserer vergangenen Stimmungserhebung haben vor allen Dingen Themen aus den USA, anfangs das bislang nicht zustande gekommene Konjunkturpaket, später die Meinungsumfragen zum Ausgang der Wahlen die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks dominiert. Und letztlich setzte sich vielerorts die Meinung durch, dass der Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Joe Biden, seinen Vorsprung gegenüber dem amtierenden Präsidenten Donald Trump in den Umfragen ausgebaut haben dürfte. Ja, sogar von einem möglichen Erdrutschsieg der Demokraten war mancherorts die Rede, und diese Aussicht beflügelte auch hierzulande die Aktienkurse. Indes: Die jüngste Fondsmanager-Umfrage der Bank of America per 8. Oktober ergab, dass 61 Prozent der Befragten damit rechnen, dass das US-Wahlergebnis angefochten werden wird.

Natürlich spielten auch die teils deutlichen Zunahmen der Covid-19 Infektionen in Europa eine wichtige Rolle bei den Kommentatoren. Zumal das Thema eines wie auch immer gearteten Lockdowns immer wieder aufflackerte und die Fondsmanager vorgenannter Umfrage in der Entwicklung der Covid-19-Situation das größte Extremrisiko für die Finanzmärkte sehen. Allein: Die Aktienmarktteilnehmer reagierten bislang auf derlei Nachrichten nur zögerlich mit einem sehr überschaubaren Rücksetzer. Tatsächlich blieb etwa für den DAX im Wochenvergleich in der Punktbetrachtung ein Plus von 1,0 Prozent übrig.

Stimmungserdrutsch

Eine Art Erdrutsch hat es nun auch bei der Stimmung der von uns befragten institutionellen und mittelfristig orientierten Investoren gegeben. Denn der Optimismus aus der Vorwoche ist schlagartig verschwunden und hat sich in Pessimismus verwandelt: Unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 24 Punkte auf einen Stand von -13 gefallen. Dies ist der stärkste Stimmungseinbruch seit dem 12. Februar, eine Woche vor dem bisherigen Allzeithoch vor Beginn der Corona-Krise. Dabei haben die meisten der dahinter stehenden ehemaligen Optimisten ihre Position um 180° gedreht und auf Absichern bzw. Short-Positionen umgeschaltet. Allerdings dürfte nicht nur eine neu aufgekommene Risikoaversion (Covid-19, US-Wahlen) für diesen schlagartigen Positionswechsel entscheidend gewesen sein. Auch die durch die Positionierung der vergangenen Wochen aufgelaufenen Gewinne wurden gerne realisiert.

Bei den Privatanlegern gab es ebenfalls noch einmal Gewinnmitnahmen, aber der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels ist gerade einmal um 5 Punkte gefallen und liegt nun exakt auf der neutralen Nulllinie. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass es bei den Privatanlegern - im Gegensatz zu den institutionellen Pendants - bereits in der Woche zuvor zu einem deutlichen Rückgang beim Sentiment-Index gekommen war.

DAX trotzt heimischen Verkäufen

Unter dem Strich ist die Stimmungsentwicklung insbesondere bei den institutionellen Anlegern dennoch bemerkenswert. Denn im Gegensatz zu den heimischen Investoren gab es bei den internationalen Fondsmanagern, die die Bank of America unlängst befragte, eine Tendenz in die umgekehrte Richtung. Nicht nur weil die Kassenquote auf 4,4 Prozent (Vormonat 4,8 Prozent) gefallen war. Auch gaben per Saldo nunmehr 27 Prozent (September 18 Prozent) der Befragten an, in Aktien übergewichtet zu sein; auch die Übergewichtung in Aktien der Eurozone hat sich um ein paar Punkte auf 26 Prozent erhöht. Allerdings sprechen diese Werte nicht für eine gefährlich gute Stimmung.

Darüber hinaus fällt auf, dass der DAX unter den Aktienverkäufen der heimischen Investoren praktisch nicht gelitten hat. Möglicherweise, weil der Zufluss internationalen Kapitals auf der anderen Seite nicht unterbrochen wurde. Für den DAX sind dies gute Nachrichten, da zumindest ein Teil der neuen Bären von heute möglicherweise im Bereich 12.700/12.750 ihre Engagements wieder eindecken möchte. Sofern es überhaupt zu einem Rücksetzer dieser Größenordnung kommt. Die Chancen für eine Fortsetzung der Rallye aus der vergangenen Woche stehen mindestens genauso gut.

14. Oktober 2020, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)