FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Das Interesse an Kryptowährungen, allen voran Ethereum, ist nach wie vor hoch. Im DAX sind Long- und Short-Positionierungen an der Tagesordnung. Von den Einzelaktien stehen SAP, HelloFresh und Zalando im Vordergrund.

6. Mai 2021. Frankfurt (Börse Frankfurt). Kryptowährungen gehören seit geraumer Zeit zu den Anlegerlieblingen. Das spürt Atakan Sahin von der ICF Bank auch im Derivate-Handel der vergangenen vier Wochen. Neben einem Bitcoin-Produkt ohne Laufzeitbegrenzung (DE000VL3TBC7) setzten Investoren sehr stark auf Ethereum (DE000VF0ETH4). "Es ist der Wahnsinn, wie viel in diesem Zertifikat los ist." Das liege unter anderem an der guten Ethereum-Performance samt neuem Rekord, die selbst Bitcoin derzeit in den Schatten stelle. Emittent Vontobel kündigte allerdings das Zertifikat zum 31. Mai 2021, ausgezahlt wird am 7. Juni. Für Interessierte bietet das Unternehmen seit Anfang April ein neues Partizipations-Zertifikat auf Ether ().

Ethereum-Upgrade bringt Kostentransparenz

Das im Juli anstehende Upgrade des Blockchain-Netzwerks unter dem Label EIP-1559 (EIP steht für Ethereum Improvement Proposal) wird nach Ansicht von Experten unter anderem das Problem der bislang unkalkulierbaren Entlohnung der so genannten Ether-Miner lösen. Die Entwicklung käme insbesondere Anlegern zugute, die nach dem Upgrade von festgelegten Transaktionskosten profitieren würden. Gleichzeitig werde die Geldpolitik von Ethereum angepasst. Nach Ansicht von Marktbeobachtern könnte die Digitalwährung deshalb künftig knapper werden als Bitcoin. Durch die Möglichkeit der bereits verfügbaren Smart Contracts sehen einige Krypto-Experten Ethereum gegenüber der Konkurrenz schon jetzt im Vorteil. Firmen nutzten diese intelligenten Zusatzfunktionen beispielsweise für die Ausgabe von Unternehmensanleihen.

DAX-Erwartungen uneinheitlich

Produkte auf den deutschen Bluechip Index führen laut Anouch Wilhelms wie gewohnt die Zertifikate-Umsatzstatistik der Société Générale an. Dabei positionierten sich Anleger sowohl long (DE000SD4L5Z9) als auch short (DE000SD35QQ9).

Sahin berichtet über starke Nachfrage nach einem Call auf den DAX (DE000DFW5KL7) mit einer Knock-Out-Schwelle von 12.853 Punkten. Die Verluste am deutschen Aktienmarkt nach den Aussagen von Finanzministerin Yellen über die mögliche Notwendigkeit moderat steigender Zinsen wurden teilweise wieder wettgemacht. "Das Zinsgespenst ist heute schon wieder vergessen", stellt Sahin fest. Yellen hatte im Nachgang betont, dass die Inflation doch kein Problem darstelle, da sie lediglich vorübergehender Natur sei.

Entspannte Gemengelage

Wilhelms zeichnet generell ein etwas ruhigeres Bild vom Geschäft mit Zertifikaten. Einen Grund dafür sieht der Händler in der nachgebenden Schwankungsintensität. Etwa bewege sich die DAX-Volatilität gemessen am VDAX-NEW seit Ende März dieses Jahres um die 20-Punkte-Marke und damit wieder in etwa auf dem Niveau vor der Pandemie. "Wobei vorgestern eine Ausnahme war." Geringere Schwankungen reduzierten das Handelsvolumen allein durch das in der Regel später eintretende Ereignis eines laufenden Zertifikats.

SAP, HelloFresh und Zalando im Fokus

Hinsichtlich heimischer Einzelaktien erkennt Wilhelms einen klaren Fokus auf Anlageprodukte. SAP gehöre zu den häufigsten Basiswerten, Anleger positionierten sich überwiegend long. Käufer eines gesuchten, am 15. September fälligen Knock-Out-Produkts auf den Walldorfer Softwarekonzern (DE000SD5DJS0) erwarteten ebenfalls weiter steigende Kurse. Die Aussichten für HelloFresh bewerten Investoren dem Händler zufolge sowohl bearish (DE000SD4JDR5) als auch bullish. Derweil entscheiden sich immer mehr Kunden für die Kochboxen von HelloFresh. Für das erste Quartalgesellen meldete das Unternehmen ein Umsatzplus von 116 Prozent. Der Kundenstamm sei auf 7,3 Millionen rasant angewachsen.

Sahin spricht von Interesse an einem Call auf SAP (DE000HR4KRV2), der bei Fälligkeit im März 2022 unterhalb von 129 Euro wertlos wird. Aktuell liegt die Aktie um 116 Euro. Aufwärtstendenzen erwarten Käufer eines gern gehandelten Knock-Out-Produkts auf Zalando (DE000VP7FBB5) mit einer Schwelle von 67,58 Euro. "Nach starken Zahlen des Onlinehändlers hat der Konzern das Umsatzwachstum für das laufende Jahr erhöht."

Handelbarkeit besonders wichtig

Die meisten Anleger schätzen beim Kauf von strukturierten Wertpapieren übrigens vor allem die Handelbarkeit. Im Rahmen der April-Trendumfrage des Deutsche Derivate Verband (DDV) nannten 26 Prozent die Handelbarkeit als wichtigsten Faktor, dicht gefolgt von der Bonität des Emittenten. Platz drei der Auswahlkriterien belegten "gute Erfahrungen mit dem Emittenten", die Geld-Brief-Spanne landet demnach auf dem vierten Rang. 1.185 in der Regel gut informierte Anleger beteiligten sich an der Umfrage, die vom DDV zusammen mit mehreren Finanzportalen durchgeführt wurde.

von Iris Merker

6. Mai 2021, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)