Der Start in die Woche war an den Börsen turbulent. Das chinesische Start-up DeepSeek sorgte mit seinem KI-Modell für Beunruhigung, da es sich anscheinend mit den US-Branchenriesen messen kann und zudem kostengünstiger trainieren lässt. Unter dem Strich war die Woche aber positiv, insbesondere dank erfreulicher Zahlen aus den USA, der Zinssenkung durch die EZB und allgemein guter Quartalszahlen, die den Risikoappetit der Marktteilnehmer nährten. Nächste Woche wird die Berichtssaison richtig in Schwung kommen, sodass die Anleger ihre Szenarios für die kommenden Monate verfeinern können.
Wochenperformance*
SMI
12'597  +2.52%Chart EURO / US DOLLAR
STOXX EUROPE 600...
539.53  +1.78%
Chart STOXX EUROPE 600...
S&P 500
6'040.53  -1%
Chart S&P 500
NIKKEI 225
39'657.37  -0.7%
Chart NIKKEI 225
GOLD
$ 2'797.46  +1.08%
Chart GOLD
BRENT CRUDE OIL ...
$ 76.4  -0.9%
Chart BRENT CRUDE OIL ...
EURO / US DOLLAR
$ 1.04  -1.04%
Chart EURO / US DOLLAR
Tops / Flops der Woche

TOPS 

Royal Caribbean +14.86%: Das Kreuzfahrtunternehmen hat für das 4. Quartal einen unerwartet hohen Gewinn ausgewiesen. Auch für 2025 sieht der Ausblick solide aus. Royal Caribbean rechnet mit einem weiteren herausragenden Geschäftsjahr, denn so viele US-Amerikaner wie noch nie (19 Millionen) beabsichtigen, eine Kreuzfahrt zu buchen.

WH Smith +13.85%:  Der britische Konzern profitiert von einer hohen Dynamik im Travel-Segment, das um 7% gewachsen ist. Im High-Street-Geschäft ist der Umsatz dagegen um 6% geschrumpft. WH Smith prüft für diese Sparte strategische Optionen, die auch eine mögliche Veräußerung umfassen.

IBM +13.75%: Die von dem US-Unternehmen für das 4. Quartal veröffentlichten Geschäftszahlen haben die Erwartungen der Wall Street übertroffen. Zu verdanken war diese Entwicklung einer starken Nachfrage nach neuen Projekten im Bereich der künstlichen Intelligenz. IBM zeigt sich für 2025 optimistisch und rechnet bei konstanten Wechselkursen mit einem Umsatzwachstum von mindestens 5%.

Getinge +10.15%: Der weltweit führende Anbieter von Medizintechnik für Einrichtungen des Gesundheitswesens hat über den Erwartungen liegende Ergebnisse vorgelegt. Das bereinigte EBITDA stieg um 63%, wozu vor allem das sich erholende Geschäft in den Segmenten Akutmedizin und Life Science sowie ein stringentes Kostenmanagement beitrugen.

Sartorius Stedim Biotech +7.2%: Der französische Ausrüster der biopharmazeutischen Industrie hat seine Zielvorgaben für das Jahr 2024 erreicht. Dank des im 2. Halbjahr höheren Auftragseingangs übertraf der Umsatz mit 2,78 Mrd. EUR die Analystenschätzungen.

AB Volvo +4.57%: Der Umsatz des schwedischen Lkw-Herstellers lag im letzten Quartal des Jahres 2024 über den Erwartungen. Positiv hatte sich die starke Nachfrage in Osteuropa und den Vereinigten Staaten ausgewirkt. Die Dividende soll steigen, und der Ausblick für 2025 wurde bestätigt.

ASML +3.14%: Die Zahlen des niederländischen Herstellers von Lithografiesystemen für die Halbleiterindustrie haben die Anleger beruhigt. Dank der starken Nachfrage nach Anlagen der neuesten Generation konnten die Erwartungen im 4. Quartal übertroffen werden. Besonders dynamisch entwickelte sich der Auftragseingang, nachdem ASML noch im Vorquartal enttäuschende Zahlen vermeldet hatte.

 

FLOPS 

Nvidia -15.81%: Die Veröffentlichung der neuen Version der kostengünstigen chinesischen Open-Source-KI DeepSeek hat in der Branche enorme Turbulenzen ausgelöst. Betroffen waren neben Nvidia auch Siemens Energy, ASMI, Schneider, Soitec, Tencent etc.  Bei deutlich niedrigeren Kosten soll die chinesische Chat-KI angeblich ein mit ChatGPT vergleichbares Niveau erreichen. Die Meldung versetzte die Märkte diese Woche in Aufruhr.

UPS -14.13%: Obwohl die von UPS für das abgelaufene Geschäftsjahr veröffentlichten Zahlen die Prognosen leicht übertrafen, bleibt der Ausblick des Unternehmens für 2025 deutlich hinter den Markterwartungen zurück. So will der Konzern das Paketaufkommen im Rahmen der Kooperation mit Amazon reduzieren, was die Investoren mit Blick auf die langfristige Entwicklung nicht gerade überzeugt.

Vernova -11.32%: Die von DeepSeek ausgelösten Turbulenzen haben praktisch alle in irgendeiner Weise mit dem KI-Geschäft verbundenen Unternehmen in Mitleidenschaft gezogen. So auch Vernova: Für die Sparte von General Electric, die mit KI-Unternehmen mehrere Kooperationen eingegangen ist, ging es ebenfalls bergab.

STMicroelectronics -10.17%: Der Halbleiterhersteller hat am Donnerstag einen gegenüber dem Vorjahr starken Einbruch seines Nettogewinns bekannt gegeben und den Abwärtstrend bestätigt. Nach der Meldung haben mehrere Analysten - unter anderen JPMorgan und Jefferies - ihr Kursziel gesenkt.

Comcast -10.53%: Für das 4. Quartal verzeichnete Comcast einen überraschend starken Rückgang der Breitband-Abonnentenzahlen.

Wizz Air -10.88%: Die ungarische Fluggesellschaft hat ihre Prognose für den Jahresnettoumsatz nach unten korrigiert - ein beunruhigendes Signal, denn die Flugzeuge der Airline bleiben wegen Triebwerksproblemen zum Teil weiter am Boden. Hinzu kommen konjunkturelle Unwägbarkeiten.

Microsoft -6.53%: Doppelschlag für Microsoft: Diese Woche begab sich die Aktie gleich zweimal auf Talfahrt. Zum einen infolge des durch DeepSeek verursachten Aufruhrs, denn Microsoft ist einer der Hauptinvestoren bei OpenAI. Zum anderen nach einer leichten Verlangsamung des Wachstums der Cloud-Sparte Azure, die unter den immer anspruchsvolleren Investoren für Enttäuschung sorgte.

LVMH -4.17%: Das Unternehmen von Bernard Arnault hat seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 vorgelegt. Sowohl Umsatz als auch Nettoergebnis verfehlten die Erwartungen deutlich. Am deutlichsten zeigte sich diese Entwicklung in der Wein- und Spirituosensparte.

Chart Rohstoffe
Rohstoffe

Energie: In Europa sind die Gaspreise diese Woche auf den höchsten Stand seit Oktober 2023 gestiegen. Am Handelsplatz TTF in Rotterdam zogen die Erdgas-Futures um mehr als 6% an und schlossen über 52 EUR/MWh. Der Preisauftrieb ist auf unvorhergesehene Versorgungsstörungen zurückzuführen; gleichzeitig dürfte die Nachfrage infolge sinkender Temperaturen steigen. In der EU sind die Gasspeicher aktuell zu etwa 55% gefüllt. Dieser Wert liegt leicht unter dem Fünfjahresdurchschnitt von 62%. Am Rohölmarkt geht es weiter bergab. Der Abwärtstrend ist vor allem den Unwägbarkeiten in Bezug auf die US-Zollpolitik geschuldet. Diese könnte zu einer Einschränkung des Ölangebots führen. Vor diesem Hintergrund drückte die Zunahme der wöchentlichen US-Vorräte zusätzlich auf die Preise. Der US-Energiebehörde EIA zufolge dürften die Rohölvorräte unerwartet stark um 3,5 Mio. Barrel gestiegen sein. Die Nordseesorte Brent notierte bei 75,90 USD, das US-Pendant WTI kostete ca. 72,60 USD.

Metalle: Der Aluminiumpreis erholte sich diese Woche in London als Reaktion auf den Plan der Europäischen Union, Einfuhren aus Russland schrittweise zu verbieten. Anders sah es bei Kupfer aus. Das Barometer der Weltwirtschaft geriet unter Verkaufsdruck, nachdem US-Präsident Trump mit Zöllen auf mehrere Metalle, unter anderem Kupfer, zur Ankurbelung der Produktion in den USA gedroht hatte. Auch die schlechten Wirtschaftsdaten aus China dämpften den Preis. Die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und für den Dienstleistungssektor sanken im Januar, was eindeutig kein positives Signal für den Verbrauch von Industriemetallen ist. Der Goldpreis kletterte über die Marke von 2.800 USD je Feinunze, beschwingt durch die Unsicherheiten im Zusammenhang mit den von Donald Trump verhängten Zöllen. Diese Handelsspannungen und die rückläufigen Anleiherenditen machen Gold noch attraktiver.

Agrarprodukte: Kaffee-Futures wurden durch ungünstige Witterungen in den Hauptanbauregionen und den Rückgang der Weltvorräte auf neue Höchststände katapultiert. Brasilien senkte seine Prognose zur nationalen Kaffeeproduktion aufgrund der hohen Temperaturen. Die Getreidepreise in Chicago waren ebenfalls von den Sorgen über US-Zölle betroffen und folgten den Ankündigungen im Zickzackkurs. Mais notierte im Bereich von 480 Cent je Scheffel (Kontrakt mit Fälligkeit März 2025), Weizen bei 555 Cent.

Chart Rohstoffe
Makroökonomie

Marktstimmung: Genug ist genug. Große Erleichterung bei den Anlegern nach einer Woche voller Hindernisse. Die amerikanische und die europäische Zentralbank hielten sich ans Drehbuch: die eine mit ihrem Festhalten am Status quo, die andere mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte. Der US-Dollar trat auf der Stelle und auch bei Anleihen tat sich nicht viel. Die Aktienmärkte, vor allem die europäischen, begrüßten dagegen die Geste der EZB. Die US-Inflation, gemessen am Preisindex für die persönlichen Konsumausgaben (PCE) ohne volatile Elemente, sorgte nicht für Aufregung. Was den Anstieg der monatlichen Inflationsrate (+0,2%) und der jährlichen Teuerungsrate (+2,8%) anbelangt, bestätigten sich die Erwartungen. Dementsprechend gingen die Anleiherenditen zurück und folgten in etwa der Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen. Ein weiterer Rückgang würde den Aktienmärkten logischerweise weiteren Auftrieb verleihen.

Kryptowährungen: Der Bitcoin konnte diese Woche wieder etwas Boden gutmachen: Er stieg um 1,5% auf rund 104.000 USD. Die in den USA zugelassenen Bitcoin Spot-ETFs verzeichnen nach wie vor Mittelzuflüsse. Zu nennen ist hier insbesondere der von BlackRock emittierte IBIT, dessen Vermögen sich aktuell auf über 61 Mrd. USD beläuft (rund 3% aller im Umlauf befindlichen Bitcoins). Der Ether (ETH) verharrt dagegen bereits die zweite Woche in Folge bei etwa 3.200 USD. Sein im Jahr 2021 verzeichnetes Allzeithoch von 4.800 USD hat der ETH noch nicht wieder erreicht. Die Kryptoanleger warten nach wie vor auf die Erfüllung von Donald Trumps Versprechen, die USA zur Bitcoin-Welthauptstadt zu machen und eine strategische BTC-Reserve anzulegen. Ankündigungen, die bei ihrer Umsetzung auch andere Länder dazu veranlassen könnten, dem Beispiel der Vereinigten Staaten zu folgen und ebenfalls Bitcoin-Reserven aufzubauen.

Kurs und Volumen
Ein großartiger Börsenmonat
Nach einem dynamischen Januar stehen die Märkte Anfang Februar im Zeichen drohender US-Strafzölle. Darüber hinaus veröffentlichen nächste Woche zahlreiche wichtige Unternehmen ihre Geschäftszahlen (etwa Alphabet, Amazon, L'Oréal, Novo Nordisk und TotalEnergies). Dann wird sich nach den insgesamt soliden Ergebnissen von Finanztiteln und Tech-Riesen zeigen, ob die Bewertungen gerechtfertigt sind. Auf makroökonomischer Ebene dürfte die Bank of England ihre Zinsen am Donnerstag senken, und in der Eurozone wird mit der Bekanntgabe einer Inflationsrate von 2,5% für Januar gerechnet. Der Höhepunkt der Woche ist am Freitag der US-Arbeitsmarktbericht, der für die Notenbank Fed und die Markterwartungen eine entscheidende Rolle spielt.
*Die Wochenperformance der Indizes und Aktien bezieht sich auf den Zeitraum von der Eröffnung der Märkte am Montag bis zur Erstellung dieses Newsletters am Freitag.
Die Wochenperformance von Rohstoffen, Edelmetallen und Währungen bezieht sich auf den 7-Tage-Zeitraum von Freitag bis Freitag (bis zur Erstellung des Newsletters). Diese Vermögenswerte notieren auch an Wochenenden.