Samstag
24. Juli
Börsen-Update der Woche
intro Was war das für eine Woche für die Märkte - ein wahres Wechselbad der Gefühle! Die kurzzeitige Anspannung zu Wochenbeginn wich im weiteren Verlauf einer geradezu euphorischen Stimmung. So erholten sich die Finanzmärkte nicht zuletzt dank der Veröffentlichung insgesamt erfreulicher Halbjahresergebnisse von ihrem Durchhänger am Montag.
Indizes

Trotz des Rücksetzers zu Wochenbeginn konnten sich die Indizes recht gut behaupten. Die US-Indizes kamen ihren Höchstständen erneut sehr nahe. Der S&P 500 stieg im Wochenverlauf um 1,4 % auf 4.393 Zähler und verfehlte damit seinen Zenit nur um wenige Punkte (Stand: Freitagnachmittag). Ähnlich dynamisch entwickelten sich der Dow Jones (+0,58 %) und der Nasdaq 100 (+0,98 %).

In Asien litt der Hang Seng unter der wieder aufflammenden Pandemie und gab um 2,83 % nach. Auch der Nikkei, der am Donnerstag und Freitag aufgrund von Feiertagen eine Pause einlegte, schloss mit 1,63 % im Minus.

In Europa stehen die Zeichen dagegen auf Optimismus. Der CAC 40 gewann in dieser Woche weitere 1,5 % hinzu. Der DAX verzeichnete einen etwas bescheideneren Anstieg (+0,78 %), während der SMI die Marke von 12.100 Punkten überschritt und einen neuen Rekord aufstellte. Dazu hatten insbesondere die guten Halbjahreszahlen von großen Schweizer Konzernen (ABB, Sika, Givaudan usw.) beigetragen.

SMI im Aufwärtstrend

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Rohstoffe

Nach einem chaotischen Wochenbeginn legten die Ölpreise zu, da die maßgeblichen Indikatoren auf eine robuste Nachfrage hindeuten. Die veröffentlichten US-Ölvorräte lassen auf eine Erholung der Kraftstoffnachfrage schließen, und auch die Geschäftszahlen der Fluggesellschaften sprechen für eine Belebung des Flugverkehrs. Angesichts dieser positiven Aussichten verpuffte der Druck, der durch die Angebotsausweitung der OPEC+ entstanden war. Rohöl der Sorte Brent notiert aktuell mit 73,6 USD je Barrel, die US-Referenzsorte WTI mit 71,8 USD je Barrel.
Der Goldpreis kehrte zur Marke von 1.800 USD zurück und entwickelt nur mühsam eine positive Dynamik.

Die Risikobereitschaft steigt im Zuge der sinkenden Realverzinsung am Anleihemarkt. Silber verharrt weiterhin bei USD 25,1 je Feinunze. Was die Industriemetalle anbelangt, hat die chinesische Regierung erneut angekündigt, einen Teil ihrer nationalen Kupfer-, Aluminium- und Zinkreserven abstoßen zu wollen, um den Anstieg der Rohstoffpreise zu dämpfen. Die Metallpreise zeigten sich davon bislang weitgehend unbeeindruckt und stabilisierten sich im Wochenverlauf.
Bei den Agrarprodukten schnellte der Kaffeepreis diese Woche um fast 13 % nach oben. Grund hierfür waren die Wetterkapriolen mit Frost in Brasilien.
Aktien

Der Aktienkurs von Somfy, einem der führenden europäischen Unternehmen für Gebäudeautomation, wurde nach der Veröffentlichung der Geschäftszahlen um über 13 % nach oben katapultiert. Das Unternehmen schloss das 1. Halbjahr mit herausragenden Ergebnissen ab. Der Umsatz belief sich auf 800 Mio. EUR, ein Anstieg um 41 % gegenüber dem Vorjahr. Noch beeindruckender ist jedoch die Marktpräsenz in den einzelnen Regionen: In Afrika, dem Nahen Osten, Nord- und Lateinamerika sowie Südeuropa stieg der Umsatz um über 50 %. Dabei profitierte Somfy auch von einer effektiven Absicherungsstrategie, konnte damit sein Margenniveau stabil halten und so die Auswirkungen steigender Rohstoffpreise minimieren.

Die coronabedingten Beschränkungen, die die Menschen dazu zwangen, zu Hause zu bleiben, kurbelten die Nachfrage nach Lösungen für das Internet der Dinge an - mit dem Ziel, den Wohnkomfort zu steigern oder Energie zu sparen. Der Smart-Home-Markt bietet auch langfristig die Chance, noch deutlich mehr Marktanteile zu erobern.

Das Unternehmen weist starke Fundamentaldaten auf, wie auch das Top-Rating von MarketScreener zeigt. Der Rollladenspezialist wirtschaftet hochprofitabel. So liegt die Nettomarge seit vier Jahren über 12,5 % und zeigt im zeitlichen Verlauf einen kontinuierlichen Anstieg. Die Positionierung in einem Markt mit hohem Wachstumspotenzial und die hervorragende Finanzlage haben Somfy ein hohes Bewertungsniveau beschert: Im laufenden Geschäftsjahr liegt das KGV bei 27.

Somfy auf Höhenflug

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Makroökonomie

Die Aktienmärkte haben erneut eine ereignisreiche Woche hinter sich, mit einem Kurseinbruch am Montag von 2,5 %, der Veröffentlichung zahlreicher Halbjahresergebnisse und wichtiger Wirtschaftsindikatoren sowie konkreteren Informationen zur Politik der Zentralbanken.

Grund für den außergewöhnlichen Kurseinbruch waren die Sorgen angesichts der fortschreitenden Coronapandemie. Vor allem zyklische Aktien und Papiere in den Bereichen Personenverkehr und Tourismus wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Wegen der rasant steigenden COVID-19-Fälle raten inzwischen einige Länder von einem Urlaub im Ausland ab, was eine vollständige Wirtschaftserholung gefährden könnte. Die Ölpreise und die US-Anleihemärkte gaben Anfang der Woche nach, ebenso wie der Bitcoin-Kurs. Dieser erholte sich jedoch wieder, nachdem Elon Musk über seine eigenen Bitcoin-Investments gesprochen und eingeräumt hatte, dass Tesla die Kryptowährung wieder als Zahlungsmittel akzeptieren könnte.

Gestützt wurden die Märkte in dieser Woche durch die Gewinnmeldungen, denn in den USA übertrafen 85 % der S&P 500-Unternehmen die Prognosen. Auch in Europa fiel die Berichtssaison positiv aus, sodass die europäischen Aktienindizes ihre Verluste vom Wochenbeginn wieder wettmachten konnten.

Einige Notenbanken haben ihre Geldpolitik und ihre Zielwerte maßvoll angepasst. Die Europäische Zentralbank gab beispielsweise bekannt, dass sie ihre ultralockere Geldpolitik erst bei einer nachhaltigen Inflation von 2 % beenden werde. Die Staaten der OPEC+ haben sich endlich auf eine Fördermengenvereinbarung geeinigt.

Am Freitag wurden außerdem die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) veröffentlicht. Diese liegen in Frankreich für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor etwas unter den Analystenschätzungen und sind gegenüber dem Vormonat gesunken. In Deutschland wurde der Konsens deutlich übertroffen, insbesondere im Dienstleistungssektor, wo der PMI von 57,5 auf 62,2 Zähler stieg, während die Erwartungen bei 59,4 lagen. Die US-Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor erreichten 63,1 bzw. 59,8 Punkte (Prognose: 62 bzw. 64,6 Punkte). Nach 64,6 Zählern im letzten Monat ist der PMI für den Dienstleistungssektor also deutlich rückläufig. Global betrachtet können sich die Einkaufsmanagerindizes jedoch trotz der Verbreitung der Delta-Variante recht gut behaupten.

Die Märkte warten noch auf die Zahlen der Fed, die am kommenden Mittwoch veröffentlicht werden. Zugleich stehen die Corona-Infektionszahlen klar im Fokus, die sich als wichtiger Indikator erwiesen haben. Der US-Volatilitätsindex VIX erreichte am Montag ein Hoch von mehr als 25 Punkten, pendelte sich dann aber zum Wochenende im Bereich von 17 Punkten ein.

Herber Rückfall des VIX

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Surfen auf der Hausse-Welle

Die steigende Inflation und die sich ausbreitende Delta-Variante des Coronavirus reichen offenbar nicht aus, um die Märkte ins Wanken zu bringen. Einmal mehr zeigt sich, dass Phasen der Risikoaversion nur vorübergehender Natur sind und oft auch eine gute Gelegenheit bieten, sich günstig einzudecken. Bildlich gesprochen ist es in diesem Marktumfeld noch nicht an der Zeit, Hosen zu tragen, selbst wenn die Temperaturen fallen. Ziehen Sie also lieber Ihre Badehose an, um weiter auf der Hausse-Welle mitzusurfen.