Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners sprach von einer normalen Reaktion. Ob es der Auftakt zu einer größeren Erholung sei, lasse sich aber noch nicht abschätzen. Der Dax schloss ein halbes Prozent im Plus bei 13.045.19 Punkten. Der EuroStoxx50 legte ähnlich stark auf 3661,86 Zähler zu. An der Wall Street rückte der US-Standardwerteindex Dow Jones 0,7 Prozent vor.

Die Börse Shanghai verbuchte dagegen mit einem Minus von knapp acht Prozent den größten Tagesverlust seit viereinhalb Jahren. Börsianer sprachen von einem Nachholeffekt, da Chinas Aktienmärkte wegen des dortigen Neujahrsfestes die gesamte vergangene Woche geschlossen waren und auf den Ausbruch des Coronavirus nicht reagieren konnten. Positiv werteten sie zudem die umgerechnet 154 Milliarden Euro schwere Geldspritze der chinesischen Notenbank zur Stützung von Börsen und Wirtschaft.

Ein rascher Stimmungsumschwung sei allerdings nicht in Sicht, warnte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Es ist noch immer schwierig einzuschätzen, wie weit sich das Virus ausbreiten und welche wirtschaftlichen Folgen eine Epidemie schlussendlich haben wird." Commerzbank-Analyst Hao Zhou prognostizierte, dass auf eine deutliche Abschwächung des chinesischen Wachstums eine rasche Erholung folgen werde.

ÖLPREIS AUF TALFAHRT - BREXIT-HICKHACK DRÜCKT PFUND

Am Rohölmarkt dominierte allerdings die Furcht vor einer sinkenden Nachfrage. Dies drückte die Sorte Brent aus der Nordsee 2,8 Prozent ins Minus auf 55,01 Dollar je Barrel (159 Liter). Zu Stabilisierung der Preise sei notwendig, dass die Opec und ihre Verbündeten ihre Förderbremse nicht nur verlängern, sondern auch verschärfen, sagte Hussein Sayed, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses FXTM.

Am Devisenmarkt rutschte das Pfund Sterling so stark ab wie noch nie in diesem Jahr. Es verbilligte sich um bis zu 1,5 Prozent auf 1,30 Dollar und steuerte auf den größten Tagesverlust seit rund einem Jahr zu. Auslöser des Ausverkaufs seien die unversöhnlichen Töne im Vorlauf der Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Der britische Premierminister Boris Johnson hält sich an seine Taktik, mit einem Abbruch der Gespräche zu drohen, und die EU dringt auf die Umsetzung ihrer Forderungen." Ohne Einigung auf ein Freihandelsabkommen werden zum Jahresende Zölle eingeführt.

TESLA IN ETWA SO VIEL WERT WIE BMW UND VW ZUSAMMEN

Am europäischen Aktienmarkt stach Ryanair mit einem Kursplus von 6,1 Prozent heraus. Der Billigflieger habe mit seinem Quartalsergebnis geliefert, obwohl die Erwartungen nach Anhebung der Gesamtjahresziele bereits hoch gewesen seien, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Als auf Europa fokussiertes Unternehmen könnte Ryanair Profiteur des Coronavirus-Ausbruchs werden, wenn Urlauber ihre Reisepläne überdenken.

Für die Aktien von Siemens Healthineers ging es dagegen knapp fünf Prozent abwärts. Der operative Gewinn des Medizintechnik-Konzerns sei hinter den Erwartungen zurückgeblieben, urteilten die Analysten der Bank Credit Suisse.

An der Wall Street stiegen die Titel von Tesla um bis zu 13 Prozent und markierten mit 735,18 Dollar den dritten Tag in Folge ein Rekordhoch. Damit ist der Elektroauto-Pionier an der Börse etwa so viel wert wie die deutschen Konkurrenten BMW und Volkswagen zusammen. Nach jahrelangen Verlusten machte das Batterie-Joint-Venture von Tesla mit dem japanischen Elektronik-Konzern Panasonic erstmals einen Quartalsgewinn.