LONDON (dpa-AFX) - Mehrere Erzbischöfe der Anglikanischen Kirche haben der britischen Regierung einen Rechtsbruch beim Brexit vorgeworfen. Das Binnenmarktgesetz, mit dem Teile des bereits gültigen Austrittsabkommens zwischen London und der EU wieder ausgehebelt werden können, sei ein "verheerender Präzedenzfall".

Das Gesetz habe "enorme moralische sowie politische und rechtliche Konsequenzen", schrieben die Geistlichen um den Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, in einem Offenen Brief, den die "Financial Times" am Montag veröffentlicht. Es ebne den Weg für einen Verstoß gegen das Völkerrecht.

Das Gesetz könnte Sonderregeln für Nordirland im Brexit-Abkommen zunichte machen, die eine harte Grenze zum EU-Staat Irland und neue Feindseligkeiten dort verhindern sollen. Großbritannien spricht von einem "Sicherheitsnetz", die Europäische Union hingegen von einem Vertragsbruch. Das Binnenmarktgesetz hatte im britischen Unterhaus bereits eine erste Hürde genommen. Am Montag sollte es im Oberhaus debattiert werden, in dem viele Kritiker des EU-Austritts sitzen.

In zehn Wochen endet die Brexit-Übergangsphase, in der weitgehend noch alles beim Alten geblieben ist. London und Brüssel ringen derzeit um einen Handelspakt ab 2021. Ohne Vertrag drohen Zölle und andere Handelshürden. Dies könnte die Wirtschaft stark belasten./si/DP/jha