Von Emese Bartha

FRANKFURT (Dow Jones)--Deutschland hat am Dienstag eine Grüne Anleihe im Volumen von 6 Milliarden Euro im syndizierten Verfahren, also mit Unterstützung von Banken, am Markt platziert. Bei der 30-jährigen Anleihe handelt es sich um einen sogenannten Zwilling der im August 2050 fälligen und mit 0,0 Prozent verzinsten konventionellen Bundesanleihe, wie eine der konsortialführenden Banken bereits am Montag mitgeteilt hatte. Bei der Anleihe handelt es sich zwar bereits um die dritte ihrer Art, aber die erste mit dieser langen Laufzeit.

Zur Schließung der Bücher lag die Nachfrage nach den Papieren bei 38,9 Milliarden Euro inklusive 1,95 Milliarden Euro seitens der die Emission begleitenden Banken. Die Rendite für die Papiere wurde zwei Basispunkte niedriger angesetzt als bei der konventionellen Zwillingsanleihe, was im Rahmen der im Vorfeld kursierenden Schätzungen liegt. Hintergrund ist, dass das Angebot an derartigen Papieren noch dünn, die Nachfrage aber hoch ist. Unter anderem zählen die EZB und solche Investoren zu den Nachfragern, die auf die ESG-Nachhaltigkeitskriterien setzen. Analysten hatten im Vorfeld bereits mit einer guten Nachfrage gerechnet.

Grüne Anleihen legte Deutschland erstmals im vergangenen Jahr auf, damals fünf- und zehnjährige Titel im Volumen von insgesamt 11,5 Milliarden Euro. Die Deutsche Finanzagentur hat verlauten lassen, dass sie für dieses Jahr ein ähnliches Emissionsvolumen plant.

Deutschland ziele mit der Emission darauf ab, eine grüne Renditekurve zu schaffen und seine Glaubwürdigkeit als Emittent in einem reifen Markt zu stärken, kommentierte Jesus Martinez, Senior Fixed-Income Portfolio Manager bei Aegon Asset Management, im Gespräch mit Dow Jones Newswires den Langläufer.

Laut der LBBW belegt die Emission einmal mehr, wie sehr das Thema Nachhaltigkeit bei den Anleiheinvestoren im Blickpunkt stehe. Mit der erstmaligen Begebung einer 30-jährigen grünen Bundesanleihe etabliert Deutschland nun auch in diesem Marktsegment zunehmend einen Benchmark-Status. Die jüngste Entwicklung in Sachen Verschärfung von Klimaschutzzielen verdeutliche, dass die "grüne Welle" am Anleihemarkt keine kurzfristige Modeerscheinung bleiben werde, vielmehr dürfte der Anteil grüner Emissionen - auch aus Deutschland - im Trend in den kommenden Jahren weiter steigen.

Die Finanzagentur der Bundesrepublik betonte derweil, die Erlöse aus den Grünen Bundesanleihen würden nicht künftigen Ausgaben zugeordnet, sondern es würden bereits getätigte grüne Ausgaben aus den fünf Sektoren (1) Verkehr, (2) Internationale Zusammenarbeit, (3) Forschung, Innovation und Bewusstseinsbildung, (4) Energie und Industrie, (5) Land- und Forstwirtschaft, Naturlandschaften und biologische Vielfalt unter Berücksichtigung etablierter internationaler Marktstandards ausgewählt und den Emissionserlösen zugeordnet.

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May 11, 2021 07:35 ET (11:35 GMT)