Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Bundesbank rechnet damit, dass die deutsche Wirtschaft Ende 2020 trotz des Lockdowns nicht geschrumpft ist und hofft auch für das erste Quartal 2021 auf keinen "allzu starken" Rückschlag der wirtschaftlichen Erholung. "Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte im letzten Viertel des abgelaufenen Jahres in etwa stagniert haben", schreibt die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht und schließt sich damit der Einschätzung des Statistischen Bundesamts an.

Das erhöhte Infektionsgeschehen und die stufenweise erheblich verschärften Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie hätten die Aufholbewegung der deutschen Wirtschaft ausgebremst, gleichwohl hätten die stärkeren Beschränkungen wohl zu keinem größeren Rückschlag geführt. "Dies liegt daran, dass einige nicht unmittelbar durch die Maßnahmen betroffene Bereiche der Wirtschaft sich weiter erholten", so die Bundesbank.

Laut Bundesbank galt das vor allem für die Industrie, deren Produktion wegen einer starken Nachfrage deutlich gestiegen sei. Aber auch der Bau habe kräftig zugelegt und die Einzelhandelsumsätze hätten sich bis November noch "erheblich erhöht". "Dies bildete ein Gegengewicht zu den Einbußen, die aufgrund der Mitte Dezember angeordneten Schließungen von Verkaufsflächen im stationären Einzelhandel entstanden sein dürften", kalkuliert die Bundesbank.

Sie weist darauf hin, dass sich die Unternehmensstimmung im Dezember gemäß Ifo-Geschäftsklimaindex trotz des zunehmenden Gegenwinds von der Pandemie aufgehellt habe. Dabei hätten die Dienstleister (ohne Handel) insgesamt sogar eine verbesserte Lageeinschätzung gemeldet, obwohl in den besonders kontaktintensiven Branchen wie dem Gastgewerbe der Betrieb weiterhin stark eingeschränkt gewesen sei.

"Diese ermutigenden Signale hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft lassen darauf hoffen, dass auch die zu Beginn des neuen Jahres verlängerten und noch weiter verschärften Einschränkungen die wirtschaftliche Erholung nicht allzu weit zurückwerfen", befindet die Bundesbank.

Das Statistische Bundesamt veröffentlicht eine erste BIP-Schätzung für das vierte Quartal am 29. Februar. Für das volle Jahr 2020 veranschlagt es bisher einen preis- und kalenderbereinigten BIP-Rückgang von 5,3 Prozent.

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January 18, 2021 06:00 ET (11:00 GMT)