BERLIN (Dow Jones)--Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) warnt nach Angaben des CDU-Sicherheitspolitikers Patrick Sensburg vor möglichen Cyberattacken Nordkoreas auf deutsche Impfstoff-Firmen. "Da Nordkorea im Bereich der Erforschung von Impfstoffen schlecht aufgestellt ist, versucht es jetzt über Cyberattacken und klassische Spionage an entsprechende Informationen zu kommen", sagte Sensburg dem Handelsblatt unter Verweis auf eine aktuelle Einschätzung der Behörde.

Das Land spioniere schon seit längerem in Europa, fügte das Mitglied im Geheimdienstausschusses des Bundestages hinzu. Dabei stünden nicht nur militärische Geheimnisse, sondern auch wissenschaftliche Forschungen und die Verfolgung von Dissidenten im Zentrum der Aktivitäten.

In einer dem Handelsblatt vorliegenden Lageeinschätzung der Verfassungsschützer mit der Überschrift "Multiple Risiken für deutsche Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Behörden im Kontext der Corona-Pandemie" heißt es: "Aktuelle Erkenntnisse zeigen beispielsweise, dass Nordkorea bislang auf den Rüstungsbereich ausgerichtete Cyberaktivitäten nunmehr auf den Bereich Biotechnologie und hier besonders auf die Impfstoffentwicklung und -herstellung fokussiert." Insgesamt spricht der Inlandsgeheimdienst von einer "dynamischen Entwicklung der Gefährdungslage", die weiterhin ein "agiles und behördenübergreifendes Handeln" erforderlich mache.

Grüne und FDP mahnten, die Warnung des BfV ernst zu nehmen. Dass die Gefahr von Cyberangriffen auf private Unternehmen in Deutschland nach wie vor unterschätzt werde, liege auch daran, dass ein großer Teil der Cyberangriffe gar nicht oder viel zu spät entdeckt werden dürfte, nachdem bereits sensible Daten und wertvolle Informationen abgeflossen seien, erklärte FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle. Der Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz führt die unsichere Lage auf Versäumnisse der Bundesregierung bei der IT-Sicherheit zurück.

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DJG/pso/smh

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January 25, 2021 06:08 ET (11:08 GMT)